Bayreuth
Pfaffenhofener Parallelen zu Bayreuth

Erwünschte Langzeitwirkung: Festspielstadt zieht ein Jahr nach Landesgartenschau positives Fazit

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Foto: DK

Bayreuth (PK) Mit 45 Hektar war sie flächenmäßig die bisher größte ihrer Art in Bayern: die Landesgartenschau in Bayreuth. Über 900 000 Besucher wollten sie sehen. Die Bayreuther Hotellerie freute sich über einen Zuwachs von 30 Prozent bei den Übernachtungen, der Einzelhandel war zufrieden.

Auch nach dem offiziellen Ende wird das ehemalige Gartenschaugelände von Gästen und Einheimischen gut frequentiert - schließlich bleiben ein neuer Bürgerpark mit zahlreichen attraktiven Freizeitmöglichkeiten und ein renaturierter Roter Main.

Bei Übernachtungs- und Ankunftszahlen wurden während der Gartenschau neue Rekorde aufgestellt, wie Manuel Becher, Leiter der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH, berichtet. Von April bis einschließlich September 2016 wurde - im Vergleich zum Vorjahr - ein Übernachtungsplus zwischen 20 und 40 Prozent pro Monat erzielt. Ausnahmen waren die Monate Juli und August, in denen Bayreuth aufgrund der Festspiele bereits ausgebucht ist und Zuwächse deshalb kaum noch möglich sind.

Schon von Beginn der Planungen an wurde daran gearbeitet, die Besucher der Landesgartenschau auch in die Bayreuther Innenstadt zu führen. Sei es zu Fuß, über ausgeschilderte Wege, die in Anlehnung an die Schau mit Hochbeeten und viel Grün gestaltet wurden - sei es mit dem Einsatz eines speziellen Oldtimer-Doppeldeckerbusses, in dem die Fahrgäste über Bayreuth und seine Sehenswürdigkeiten informiert wurden. Über 13 000 Gäste nutzen diesen Bus, um von und zur Gartenschau zu gelangen. Dabei passierten sie beispielsweise die Fußgängerzone, das Markgräfliche Opernhaus sowie die Eremitage und lernten so Bayreuth besser kennen. "Davon erwarte ich mir nun einige Rückkehrer", so Becher weiter. Von den Gastronomen und Händler gab es ebenfalls positives Feedback. Sie berichteten nicht nur von einer höheren Frequenz durch Gartenschaubesucher, sondern auch von zahlreichen Gästen, die auf den Geschmack gekommen sind und Bayreuth bei einem weiteren Besuch näher erkunden wollen.

Die naturnah gestaltete Flusslandschaft, Blumenwiesen, Sportanlagen, Spielplätze, Landschaftskabinette: Vieles hat auch nach dem Ende der Landesgartenschau Bestand. Aus dem renaturierten und naturnah gestalteten Gartenschauareal ist der öffentliche Landschafts- und Naherholungspark Wilhelminenaue geworden. Er bildet die Verbindung zwischen Hofgarten und Eremitage und lädt zum Spazieren und Wandern ein. "Zudem erwarten wir uns Impulse für das wachsende Segment des Fahrradtourismus, schließlich führt ein Teil des Main-Radweges direkt durch das Gelände", ist der Tourismusexperte überzeugt. Außerdem hat Bayreuth ein attraktives Ausflugsziel für die ganze Familie bekommen, denn von Beachvolleyballfeldern, Dirt-Bike-Anlage, Wasser-Spielplatz und dem neuen Bolzplatz profitieren auch Kinder und Jugendliche.

Wie gut der neue Bürgerpark von den Einheimischen angenommen wird, zeigte der 1. Mai dieses Jahres. Hunderte Bayreuther strömten zu einem kleinen Musikfestival, das auf private Initiative entstand. Zudem gibt es mit dem Förderverein Wilhelminenaue eine Anlaufstelle, die mit bürgerschaftlichem Engagement dazu beitragen will, dass das Gelände weiterhin nachhaltig genutzt wird.

Die Formulierungen und Schlussfolgerungen erinnern stark an die Art und Weise, wie die Gartenschau heuer in Pfaffenhofen umgesetzt wird. Auch hier ist ein Bürgerpark entstanden. Öffentliche Grünflächen wurden geschaffen - und die ganze Stadt mit zahlreichen Aktivitäten an die Schau an- und damit eingebunden. Natürlich werden sich die Besucherzahlen aus Bayreuth ebenso wenig erreichen lassen wie die Größe des "bespielten" Geländes. Die "Natur in Pfaffenhofen 2017" kommt an die Größe der Bayerischen Landesgartenschau halt nicht ganz heran. Von der Grundtendenz geht es aber in dieselbe Richtung. Und falls die Bürger an der Ilm ebenso gut mitspielen wie in der Festspielstadt, kann die Langzeitwirkung bislang zwar nur in der Theorie, womöglich aber auch schon bald in der Praxis eine ganz ähnliche werden.