Ampertshausen
Sonnencreme fürs Borstenvieh

PK TRIFFT Sofie und Josef Badhorn, die Schwäbisch-Hällische Landschweine halten

10.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Da suhlt es sich gut: Bei Sofie und Josef Badhorn leben die Schweine artgerecht unter freiem Himmel.

Ampertshausen (PK) Sofie und Josef Badhorn aus Ampertshausen stellen nicht nur Edelbrände her und betreiben einen Hofladen, sondern halten seit vergangenem Jahr auch Schweine. Das Besondere daran: Die Schweine leben auf einer Wiese ganzjährig im Freien - ganz so, wie es ihrer Natur entspricht.

Schweine leben normalerweise im Stall. Kühe, Schafe und Ziegen kennt man von der Weide, aber Schweine? In Ampertshausen bei Schweitenkirchen gehören frei lebende Schweine mittlerweile zum Dorfbild. "Wir haben viele Zauntouristen, vor allem Familien. Die Kinder kennen schließlich keine Schweine in Natura", erzählt Sofie Badhorn. Auf ihrer Streuobstwiese halten Sofie und Josef Badhorn seit Frühjahr 2015 zehn freilaufende Schweine. Dort leben die Tiere so, wie es ihrer Natur entspricht: Sie können nach Herzenslust graben und wühlen, es gibt Wasserstellen, einen Unterschlupf für Unwetter und eine große Suhle. "Natürlicher geht es kaum", befindet Josef Badhorn. "Für uns steht das Tierwohl an erster Stelle." Dass es keine Beißereien untereinander gibt, ist für das junge Unternehmerpaar ein deutliches Zeichen, dass es den Tieren gut geht.

Doch die Badhorns halten keine gewöhnlichen Hausschweine, sondern sogenannte Schwäbisch-Hällische Landschweine. Dabei handelt es sich um eine alte Nutztierrasse, die ursprünglich aus Baden-Württemberg stammt und in den 1980er Jahren beinahe ausgestorben war. Typisches Merkmal der Schwäbisch-Hällischen ist die charakteristische schwarze Färbung. Darin und in dem relativ hohen Fettgehalt sieht Sofie Badhorn den Grund dafür, dass das Fleisch in der Vergangenheit bei Metzgern ein Ladenhüter war. Heute erlebt das Fleisch, das auch im Hofladen angeboten wird, einen Aufschwung und ist vor allem in der Spitzengastronomie gefragt. Außerdem sei die Rasse nicht künstlich hochgezüchtet, sehr robust und gutmütig.

Auch wenn die Badhorns auf artgerechte Haltung setzen, hat das Fleisch am Ende keine Bioqualität. "Hierfür sind die Auflagen zu hoch, außerdem haben wir nicht den Anspruch", begründet Josef Badhorn. Dennoch legt man großen Wert auf hochwertige Futtermittel. So wird Soja aus Aichach verfüttert, das gentechnisch nicht verändert wurde. Überhaupt investieren die Badhorns viel Zeit und Herzblut, damit es ihren Tieren gut geht. Wenn die Schweine im Frühjahr auf die Streuobstwiese kommen, behandelt Sofie Badhorn sie in der ersten Zeit täglich mit Sonnencreme. Die Schweine, die von einem Züchter aus Mauern bei Freising stammen, haben schließlich ihre ersten Lebenswochen im Stall verbracht und sind die Sonne nicht gewöhnt. "Sie würden sonst Sonnenbrand bekommen", erzählt Sofie Badhorn. "Spätestens da haben mich viele für verrückt erklärt." Sofie Badhorn liebt ihre Tiere und baut eine persönliche Beziehung auf, auch wenn sie im Herbst geschlachtet werden. Die 29-Jährige ist der Ansicht, dass das Schlachten eben dazugehöre. Wichtig ist ihr jedoch, "dass die Schweine vom Anfang bis zum Ende ein schönes Leben haben." So hören sie auf so klangvolle Namen wie Dumbo, der besonders große Ohren hat, oder Wammerl, die sich liebend gerne am Bauch kraulen lässt. "Das Streicheln der Tiere ist tatsächlich am zeitaufwendigsten", sagt Sofie Badhorn und lacht.