Ainau
Ein kirchliches Kleinod von Bäumen beschützt

Wäldchen rund um Kirche St. Ulrich in Ainau seit 1982 als Naturdenkmal geschützt Teil 3 der Serie

24.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr

Foto: DK

Ainau (GZ) Wer an einem sonnigen Herbsttag von Ainau aus in Richtung Ilm spaziert, erlebt ein intensives Farbenspiel aus unterschiedlichsten Rot- und Orangetönen - in dem Wäldchen, das die Kirche St. Ulrich und das alte Pfarrhaus umgibt. Seit 1982 ist es als flächenhaftes Naturdenkmal geschützt.

Der Kenner wird stattliche Stieleichen, Winterlinde, Bergahorn, Feldulmen, die gewöhnliche Esche und zierliche Sandbirken ausmachen. Nicht nur aus Sicht der Naturschutzbehörden handelt es bei der 0,69 Hektar großen Fläche um ein wegen seiner "hervorragenden Schönheit" und seiner "heimatkundlichen Bedeutung" besonderes Ensemble.

Die dazugehörige katholische Pfarrei ist die kleinste der Diözese Regensburg und für nicht einmal 50 Gläubige zuständig. Dennoch darf sie ein Kleinod sakraler Baukunst ihr eigen nennen: Die Kirche St. Ulrich wurde um 1230 aus Kelheimer Kalkstein erbaut (vermutlich als Kapelle zu einer heute nicht mehr erhaltenen, herrschaftlichen Burg gehörend). Anfang des 16. Jahrhunderts wurde der rechteckige Turm der Apsis aufgesetzt, rund 300 Jahre später das Langhaus verlängert und eine Sakristei angebaut. Von 2002 bis 2008 unterzog man die Kirche einer grundlegenden Sicherung mit kompletter Außen- und Innenrenovierung.

Aus Sicht des Kunsthistorikers Klaus Kratsch lohnt sich ein Blick auf das gut erhaltene romanische Portal und weitere Reliefs an der Außenwand. "Das erzählfreudige Steinmetzwerk ist charakteristisch für die €šdonaubayerische', lombardisch beeinflusste, stilistisch konservative bayerische Skulptur des frühen 13. Jahrhunderts" urteilt Kratsch. Für den Heimatforscher Reinhard Haiplik werfen die Darstellungen rechts der Portalanlage jedoch einige Fragen auf.

Wer ist die abgebildete Frau links von den Männern, die Jesus zujubeln? Wer der unbekleidete Knabe, den sie an der Hand führt? Das fragt sich der Autor in seinem Buch "Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau" (Band 1, S.88). Waren vielleicht die heilige Hademundis, die im 10. Jahrhundert Burgfrau von Ainau war und deren Enkel das Vorbild? Oder ist es die Gottesmutter, die Jesus aus dem Tempel führt, nachdem sie ihn wiedergefunden hat? Offen bleibt auch die Deutung der Tier- und Menschenköpfe (teils mit Hörnern) an der östlichen Apsis.

Unmittelbar neben St. Ulrich wurde 1862/63 das heute ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Pfarrhaus errichtet, in dessen Garten ebenfalls geschützte Baumschönheiten stehen. Auch mit ihm verbindet sich eine mysteriöse Geschichte. Am 28. September 1942 wird hier der Ainauer Pfarrer Jakob Braun tot in seinem Bett gefunden - neben sich eine Pistole. Offizielle Version: Selbstmord. Den Nachforschungen Haipliks zufolge deutet indes vieles darauf hin, dass der offen gegen das Regime wetternde Geistliche Opfer einer nationalsozialistischen Gewalttat wurde.