Abgesang mit zwei Premieren

20.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:29 Uhr

Handgemachte Musik mit handfesten Texten: Der Pfaffenhofener Singer/Songwriter Ralf Dee debütierte im Siglbräu. - Foto: Köpf

Pfaffenhofen (kc) Für den Siglbräu war es wohl eines der endgültig letzten Live-Konzerte. Für den Singer/Songwriter Ralf Dee war es eine Premiere. "Bevor hier die Tore geschlossen werden" stellte er seine erste Veröffentlichung, die EP "Just for a little while" vor. An die 50 Musikfans fanden ihren Weg in Adi Descys Musikkneipe – serviert wurde ehrliche, handgemachte Gitarrenmusik mit handfesten, engagierten Texten.

Außer seinem Erstlingswerk hatte der gebürtige Ingolstädter Musiker Ralf Dee, seit längerem schon in der Kreisstadt lebend, noch einen Kollegen mitgebracht: den Münchner Niels Cremer, der ebenfalls mit nagelneuer EP debütierte. Bewegt sich dessen Liedermacherkunst in den Bereichen Folk, Country, Blues oder Rock, und kommt dabei insgesamt etwas melodischer, technisch filigraner daher, sind es bei Ralf Dee die etwas rauere Punk-Attitüde, der 80er Jahre Alternative-Flair und die kompromisslose Geradlinigkeit des Rock’n’Roll, die dieser ungekünstelten Musik absolute Glaubwürdigkeit verleihen.

Als akustischer Solo-Act erst seit vergangenem Jahr aktiv, wurde Ralf Dee vor allem als Bassist diverser "lauter" Bands bekannt; jahrelang tourte er etwa mit der international renommierten Garden Gang aus München und dem englischen Singer/Songwriter TV Smith.

Daneben schrieb er immer eigene Songs mit englischen Texten, dachte seit längerem an ein akustisches Solo-Projekt. "Mich interessieren Genres und Schubladen nicht wirklich," betont Dee, "es geht um den Song, um die Seele, Wut, Hoffnung und Liebe." Dennoch lässt sich in seiner Musik eine Nähe zu Idol Johnny Cash nicht leugnen, an anderer Stelle wähnt man sich stimmlich an David Bowie oder Lou Reed erinnert.

Die Songs seiner Debüt-EP sprechen von Zeit und Vergänglichkeit, Seelenverwandtschaft, sowie dem Ärger über Arroganz und Ignoranz. Es sind originäre Gitarrensongs traditioneller Machart, vermischt mit modernen Einflüssen.

Wo hier eine viel versprechende Solokarriere beginnt, endet dort eine Ära: Beklommen am Ende auch so mancher Siglfan. Ein Abgesang. Was für ein kultureller Faktor und geselliger Treffpunkt seit Generationen geht unserer Stadt da bloß unwiederbringlich verloren!