Kienberg erhält Bayerns größtes Windrad

11.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:04 Uhr

In schwindelnder Höhe montieren Spezialisten diese Windkraftanlage südlich von Burgheim. Bei Wengen und Dezenacker drehen sich drei Rotoren. Das stärkste und höchste Windrad soll nun in Kienberg nördlich der Donau entstehen. - Foto: r

Rennertshofen (r) Bayerns größte Windkraftanlage entsteht demnächst im Jura bei Rennertshofen. Ingenieur Herbert Kugler aus Kienberg hat gestern vom Landratsamt Neuburg die Baugenehmigung für das drei Millionen Euro teure Windrad mit 138 Meter Nabenhöhe erhalten.

Im Durchschnitt soll das Kraftwerk mit zwei Megawatt Leistung eine Jahresausbeute von 4,2 Millionen Kilowattstunden Strom erbringen. Damit könnte das Kienberger Windrad rechnerisch drei Viertel aller Haushalte Rennertshofens mit Strom versorgen. Bürgermeister Ernst Gebert sprach von einem "gewaltigen ökologischen Forstschritt". Der Marktgemeinderat bekannte sich zur Nutzung erneuerbarer Energien und genehmigte 2007 einstimmig den Antrag von Herbert Kugler.

Der "Windmüller" erntete aber mit seiner Initiative nicht nur Anerkennung. Ein Anlieger aus dem benachbarten Ammerfeld protestierte energisch und sammelte 140 Beschwerdeunterschriften in den Dörfern Kienberg, Ammerfeld und Burgmannshofen. Die Protestführer reichten ihre Bedenken beim Petitionsausschuss des bayerischen Landtags ein, fanden dort aber kein Gehör. Alle politischen Parteien drängen auf Ausbau der regenerativen Energien, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle zu reduzieren.

Antragsteller Kugler muss eine Reihe von Auflagen einhalten. Eine der wichtigsten sind die rund 600 Meter Abstand zu benachbarten Siedlungen. Das Rauschen der riesigen Flügel darf 35 Dezibel nicht überschreiten. Eine Schattenwurfabschaltautomatik soll sicherstellen, dass Anwesen in Burgmannshofen, Kreis Donau-Ries, nicht beschattet werden. Der Betreiber hat 2007 teure Gutachten über Fledermausaufkommen und den Roten Milan erstellen lassen. Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten. Wie die Fledermäuse reagieren, muss mit einem "Dauermonitoring" dokumentiert werden. Nachdem auch Luftamt und Flugsicherheit keine Einwände erhoben, stand der immissionsschutzrechtlichen Erlaubnis nichts mehr im Wege.

Wenn keine negativen Auswirkungen zu erwarten seien, so Oberregierungsrat Florian Huber, "dann hat der Antragsteller einen Rechtsanspruch auf Genehmigung". Alle umwelt- und naturschutzrechtlichen Belange seien überprüft worden. Wenn sie in Ordnung seien, "dann müssen wir genehmigen". Das Landratsamt könne den Windmüller auch nicht auf einen anderen Standort verweisen.

Die Genehmigung wird nun öffentlich bekanntgemacht und der Bescheid zwei Wochen lang im Landratsamt Neuburg ausgelegt. Danach können die Beschwerdeführer Rechtsmittel einlegen. Ob sie gegen das große Windrad klagen werden, steht noch offen.

Herbert Kugler, der für die Bavaria Windpark GmbH mehrere Anlagen in Weißenburg betreibt, ist sehr an einem guten Verhältnis zu seinen Nachbarn in Kienberg gelegen. Er geht von keinerlei Beeinträchtigungen aus. Einzelne Rotoren in der Landschaft müsse man akzeptieren können, so Kugler, "sonst kommen wir beim Energiemix nicht weiter". Der Energieexperte hält nur die kombinierte Nutzung von Wind, Wasser, Biomasse und Sonnenkraft für effektiv genug, um Öl und Gas langsam abzulösen.

Für Kienberg liegt bereits eine gültige Baugenehmigung für 100 Meter Nabenhöhe vor. Herbert Kugler will aber höher hinaus, weil er sich damit 30 Prozent mehr Leistung erwartet: "Die Zukunft im Binnenland liegt nur in solchen Anlagen". Wenn man 700 Tagwerk Mais anbauen (für Biogas) oder 50 Tagwerk mit Photovoltaik zudecken müsse, um dieselbe Leistung zu erreichen wie sein Windrad, so Kugler, "dann sehe ich hier den mit Abstand geringsten Landverbrauch". Die Einspeisungsvergütung für Windstrom liege mit 7,9 Cent pro Kilowattstunde niedriger als bei den anderen Öko-Energien. Reichtümer verdient der Energiepionier – er stellte 1993 in Kienberg das erste Windrad Bayerns auf – nicht. Das neue Windrad ist eine Spezialanfertigung von Marktführer Enercon. Wenn sie 2009 geliefert und montiert wird, dann ist erst einmal ein Drei-Millionen-Euro-Kredit zurückzuzahlen.