Plötzlich neue Nachbarn in Ammerfeld

08.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:13 Uhr

Zur Asylproblematik und die Berichterstattung darüber in unserer Zeitung:

Wo ist meine Asylplatz? Eine Erlebniserzählung von Sebastian Anton Hanrieder:

Es ist ein sonniger Freitagmorgen in dem kleinen beschaulichen Dorf Ammerfeld, ein Ortsteil von Rennertshofen. Wie auch die meisten von uns in Bayern habe ich den Freitag als Brückentag genommen. Dadurch wollte ich mir einen möglichst langen Zeitraum geben, um das wunderbare Wetter in unserem Garten zu genießen. Ich war bei meinen Eltern zum Mittagessen eingeladen. Als wir im Schatten auf ihrer Terrasse sitzend den ersten richtigen Sommertag genießen, kam der Anruf.

In diesem Anruf wurde uns mitgeteilt, dass wir in 14 Tagen neue Nachbarn bekommen würden. In dem seit Jahren leerstehendem Haus nebenan sollen binnen zwei Wochen 15 Asylbewerber untergebracht werden.

Nachdem mein Gehirn – nach einem zugegeben kleinen Schwächeanfall – seine Funktionsfähigkeit wieder erlangte, stellten sich mir einige Fragen: Wie kann es sein, dass das Landratsamt einen solchen Schritt einfach über den Köpfen der Gemeinde und der Anwohner entscheiden kann? Ist eine Asylunterkunft mit 15 männlichen Bewohnern genau dasselbe wie eine Vermietung an eine Familie? Ist das Landratsamt der Meinung, dass dies keine Zustimmung der Anwohner erfordert? Ich dachte immer, dass wir in einem demokratischen Land leben. Handelt so eine demokratische Regierung? Wieso wird man erst so kurz vor der Umsetzung darüber benachrichtigt? Versucht die Regierung etwa damit aufkeimenden Widerstand zu vermeiden? Verbirgt sich dahinter für manche Privatpersonen vielleicht ein lukratives Geschäft? Warum ist gerade ein Dorf wie Ammerfeld geeignet? Ein Dorf ohne Einkaufsmöglichkeiten. In einem Dorf, in dem nur ein Schulbus fährt, es keinen Radweg gibt und kein Freizeitangebot besteht. Ist das fair gegenüber den Asylbewerbern? Des Weiteren frage ich mich: Wo sind die Flüchtlingsfamilien mit Kindern? Für mich hat es den Anschein, als kommen überwiegend junge Männer zu uns. Sind wir ein Einzelfall oder ist auch in anderen Gegenden ständig damit zu rechnen?

Nach einer kleinen Recherche kam ich schnell zu dem Schluss, dass wir kein Einzelfall sind. Anscheinend ist dieser Sachverhalt bei uns in ganz Deutschland ein normaler Vorgang. Ich denke, dass die Asylpolitik in letzter Zeit unter keinen guten Stern steht. Ob die Lösung darin liegt, die Anwohner vor vollendete Tatsachen zu stellen, ist für mich fraglich. Wo ist mein Ruheplatz, an dem ich nach der Arbeit ausspannen kann. Wo können sich meine Partnerin und meine Mutter sicher fühlen, welche tagsüber alleine neben 15 männlichen Asylbewerbern leben müssen?

Vielleicht liege ich jedoch falsch und es ist alles ganz anders als ich es für mich erlebt habe. Für diesen Fall würde ich mich über eine Stellungnahme des Landratsamtes gegenüber allen Bürgern freuen.

Sebastian Hanrieder,

Ammerfeld