Damit
Traktor legt Strommast um

Spannung mit 110 000 Volt entlädt sich in einem Getreidefeld

28.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr

Neuaufbau: Ein Spezialtrupp montiert den neuen Überlandmasten auf dem Donauwörther Berg. Ende Juli hatte ein Traktorfahrer mit seinem Anhänger den alten 110 000-Volt-Mast zu Fall gebracht.

Damit hat wirklich keiner gerechnet: Als am Freitag, 29. Juli, im Neuburger Stadtgebiet der Strom ausfällt, ist ein Traktor mit Humus im Anhänger die Ursache. Der 21-jährige Fahrer fährt flott auf einer Nebenstrecke am Donauwörther Berg, gerät ins Schlingern und rammt mit dem Anhänger ausgerechnet den einzigen Leitungsmast auf weiter Flur.

Der Gittergigant fällt um, die Leitung mit 110 000 Volt Spannung setzt ein Stoppelfeld in Brand. Der junge Fahrer hat trotzdem Riesenglück, aber im Südpark und in vielen Firmen gehen die Lichter und Computersteuerungen aus. Die Stadtwerke schalten Zug um Zug auf andere Trafostationen um, nach eineinhalb Stunden ist die Energie wieder da. Die gleichzeitig stattfindende Volksfesteröffnung ist gesichert.

Das dicke Ende kommt später. Beim Bayernwerk laufen Schadensersatzforderungen von knapp zwei Millionen Euro ein. Sie reichen bis nach Gaimersheim und Ingolstadt. Das Einkaufszentrum Südpark schickt keine Rechnung, dafür aber der Westpark. Auch Bänder des Audiwerkes in Ingolstadt sind betroffen. Und wieder Glück für den Unfallverursacher: Die Haftpflichtversicherung tritt für die Ausfälle ein. Sachverständige prüfen jeden Einzelfall.

Allein der neue Gittermast mit Vorarbeiten und Provisorium kostet 250 000 Euro. Ein Spezialtrupp stellt den Mast in eisiger Dezemberkälte auf und verbindet in 30 Meter Höhe Leitungen und Isolatoren. Die Überlandtrasse mit einer Spannung von 110 000 Volt geht wieder in Betrieb. Damit hat es ein halbes Jahr gedauert, bis der Normalzustand im Überlandnetz wiederhergestellt ist.

Die örtlichen Stadtwerke nehmen den Blackout zum Anlass, ihre Energieversorgung weiter zu staffeln und aufzuteilen. Eine Ringleitung mit mehreren Zuschaltstationen soll einen Totalausfall bei Störungen vermeiden. Mittelfristig peilt Stadtwerkechef Richard Kuttenreich das "intelligente Stromnetz" (Smart Grid) an. Die zentrale Steuerung mit einem Last-Management über den Leitstand erhöhe Effizienz, das Energiesparen und vor allem die Versorgungssicherheit. Ziel sei der Zusammenschluss aller Energiequellen im Stadtgebiet. Deren Steuerung erfordere die Stärkung der Netzwirtschaft mit Personal und neuer Technik. ‹Œr