Alljährlich
Ein Blick zurück mit gemischten Gefühlen

27.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr

Alljährlich vergibt die Neuburger Ernst-Toller-Gesellschaft einen Preis an Autoren für herausragende Leistungen im Grenzbereich zwischen Literatur und Politik. Günter Grass hatte schon die Ehre, ebenso wie Gerhard Polt. In diesem Herbst geht der Preis an den Schriftsteller Roman Ehrlich.

Der 33-Jährige ist in Aichach geboren, in Neuburg aufgewachsen und gilt als einer der interessantesten Autoren aus der jüngeren Garde. Bei der feierlichen Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises im Stadttheater rechnet der Ausgezeichnete mit seiner Heimatstadt ab und spricht von dem Schrecklichen und Grauenvollen an diesem Ort, "warum ich immer schon, seit ich mich erinnern kann, weg wollte aus diesem Ort und nur aufgrund meiner Familie, die ich liebe, immer wieder zurückgekommen bin". Ehrlich bescheinigt der Kreisstadt eine Feindseligkeit gegen den freien Gedanken und das unkonventionelle Leben sowie einen blinden Objekt- und Automobilfetisch.

Die Rede des jungen Autors, der mit "Das kalte Jahr" und "Urwaldgäste" auf sich aufmerksam gemacht hat, wird von den zahlreichen Gästen der Feierstunde unterschiedlich aufgenommen. Mancher fühlt sich als Neuburger vor den Kopf gestoßen, andere bescheinigen Ehrlich einen gewissen hintergründigen Witz, den man halt nur verstehen müsse. "Es ist das erste und vermutlich auch das letzte Mal, dass ein Neuburger den Ernst-Toller-Preis gewinnt", sagt Dieter Distl, der Vorsitzende der Ernst-Toller-Gesellschaft. "Das ist wirklich etwas ganz Besonderes." ‹Œkpf