"Das ist alles sehr gut ausgedacht"

24.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:57 Uhr

Zeigte sich sehr angetan vom Auenzentrum in Schloss Grünau: Herzog Franz von Bayern (Mitte). An einer kurzen Führung durchs Haus beteiligten sich (v.l.) Siegfried Geißler, Geschäftsführer des Fördervereins Auenzentrum, Harald Textor, Leiter der Forstdirektion des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, Landrat Richard Keßler, Herzog Franz, Marcus Freiherr von Bechtolsheim, Präsident der Verwaltung des Herzogs und Forstpraktikantin Regina Baumann. - Foto: Frank

Neuburg (DK) "Mich freut das jetzt sehr." Herzog Franz von Bayern zeigte sich gestern bei einem Besuch des Auenzentrums in Schloss Grünau begeistert von der Einrichtung, die inmitten des Wittelsbacher Kulturerbes Forschung und Umweltbildung betreibt.

Als das Auenzentrum von Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard am vergangenen Samstag eröffnet wurde (wir berichteten), war Herzog Franz zeitlich verhindert. Deshalb besuchte das Oberhaupt des Hauses Wittelsbach gestern Schloss Grünau, das zentral in den Auwäldern des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) liegt. Lange hatte man mit der Öffnung von Pfalzgraf Ottheinrichs Jagd- und Lustschloss gezögert, mit der Installation des Auenzentrums wurde dann nach Ansicht des Herzogs eine sehr gute Verwendung gefunden, die der Bedeutung des Renaissancebaues angemessen sei.

Im Aueninstitut wird die Ökologie des Auwaldes und der Einfluss der Wiedervernässung erforscht. Diese Ergebnisse werden im Auenforum an andere Wissenschaftler weitergegeben und im Informationszentrum im Erdgeschoss des Schlosses sollen Ausstellungen stattfinden und Seminare abgehalten werden. Das Infozentrum könnte noch in diesem Jahr realisiert werden, wenn der Landkreis die Leader-Gelder erhält. "Einige hunderttausend Euro" erwartet Landrat Richard Keßler, wie er gestern bei einem Rundgang durchs Schloss berichtete.

Schloss, Auwald und Auenzentrum stellen eine gelungene Synthese von Geschichte, Natur und Wissenschaft dar. Schon Pfalzgraf Ottheinrich, der Grünau im 16. Jahrhundert für seine Frau Susanna hat errichten lassen, war ein vielseitig interessierter Freund der Wissenschaft. Die ist nun in das Schloss zurück gekehrt. Oberforstdirektor Harald Textor vom WAF, griff Keßlers höfliche Reminiszenz an das Wittelsbacher Kulturerbe rückblickend auf. Der Auwald habe schon immer besondere Bedeutung gehabt, führte Textor aus. Bis 1750 war er Nährwald für die Bevölkerung, Ulmen wurden eingeschlagen, um Musketenschäfte fürs Militär daraus herzustellen und natürlich wurde in ihm der Jagd gefrönt. Keßler und Textor betonten, dass es die Wittelsbacher mit ihrer speziellen Bewirtschaftung über die Jahrhunderte hinweg waren, die den Auwald in seiner heutigen Form und Artenvielfalt erhalten haben. Trockenstandorte, so genannte Brennen, wurden beispielsweise nicht aufgeforstet und sind letzte Rückzugsgebiete für bedrohte Pflanzen. Der WAF, so Harald Textor, betreibe rund um Grünau einen "stillen Naturschutz".

Die Einrichtung des Auenzentrums, geschah mit einfühlsamer Hand. In die Architektur des Schlosses wurde nicht eingegriffen, Ausgestaltung und Farbgebung der Räume sind einfach, wohl überlegt und korrespondieren mit der Geschichte und dem Flair des Schlosses. "Das ist alles sehr, sehr gut ausgedacht", lobte der Herzog mit Blick für Details die Umsetzung.

Dass das Schloss mit dem Informationszentrum künftig für die Öffentlichkeit zugänglich wird, dass dort über Hochwasser und das Ökosystem Auwald informiert wird, fand ebenfalls Zustimmung bei Herzog Franz. "Wenn die Menschen mehr erfahren und mehr wissen, gehen sie auch anders damit um."