Zwischen Freiheit und Gefangensein

12.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Kopf einer jungen Frau lautet der Titel dieser Keramik.

Neuburg (DK) Eine vielseitige Künstlerin stellt derzeit im Rathausfletz erstmals in Neuburg aus. Alexandra Fromms Werke begeisterten OB Bernhard Gmehling "in ihrer Lebendigkeit" derart, dass er Fromm an Kulturausschuss und Kulturamt empfahl.

Folgerichtig eröffnete der OB persönlich die Ausstellung am Sonntagvormittag. "Mutig" nannte Gmehling den Materialmix, dessen sich die gebürtige Münchnerin, die heute in Freiburg lebt, bedient. So wie sie in der Wahl ihrer Motive breit aufgestellt ist, von Porträt bis abstrakt malt und zeichnet, so unterschiedlich sind auch die Materialien, die sie wählt. Von Tusche und Kreide sowie Aquarellfarben über Keramik, Bronze, Polyurethan bis neuerdings auch hin zu Holz reicht die Palette. Zeichnungen, Reliefs und Skulpturen sind unter den knapp 50 Exponaten im Rathausfletz zu finden.

Den Bezug zu Neuburg bekam die Künstlerin erst durch die Ausstellung. "Mich reizte die Nähe zu München", erklärt sie und attestiert der Ottheinrichstadt eine gute Lage. Alle ausgestellten Werke entstanden in den letzten zwei bis drei Jahren. Fromm will hier nicht themenbezogen ausstellen, sondern ihr ganzes Spektrum zeigen. Früh begann sie mit Porträtmalerei, die entweder objektbezogen eine konkrete Person zeigt, die ihr dafür Modell saß, oder aber aus dem Gedächtnis entsteht und typische Bewegungsabläufe oder typische Charakteristika wiedergibt. Als "Phänomen des bewegten Körpers", bezeichnete Laudatorin Ulrike Düwell diese Studien, die überwiegend kleinformatig und skizzenhaft bleiben, dabei aber reichlich Dynamik aufweisen.

"Übergänge" ist die Ausstellung überschrieben. Damit sind sowohl Wechsel in Material – so kam Fromm beispielsweise über die Keramik zum Relief – Motiv und Technik gemeint als auch inhaltliche Übergänge. Luftig-leicht schwebende Figuren kontrastieren mit gefangenen Körpern, und die Gegenpole zwischen Freiheit und Luftigkeit auf der einen und Gefangensein auf der anderen ziehen sich durch.

Da ist der hochformatige Schubladenturm, der babylonische Verwirrung symbolisieren könnte, wie Düwell meint. Kontrastierend zum Gesamtformat besteht der Turm selbst aus querformatigen Schubladen, in denen Menschen feststecken und sich zu befreien suchen. "Was die Künstlerin ihnen wohl wünsche" fragt sich die Rednerin: "Ich glaube, Alexandra ist es am liebsten, wenn ihre Figuren in den Schubladen bleiben – dann weiß sie wenigstens, wo sie sind". Den Satz quittiert Fromm mit einem geheimnisvollen Lächeln.

Den leichten wie den schweren Gang durchs Leben wolle sie mit ihrer Kunst darstellen, hat Alexandra Fromm zuvor im Gespräch mit dem DONAUKURIER verraten. Und so stehen manche Figuren am Abgrund, wollen scheinbar abheben, manche nur mit einem Flügel ausgestattet, andere mit offensichtlich zu klein geratenen. Schaffen sie’s oder schaffen sie es nicht? Die Frage stellt sich der Betrachter unwillkürlich. Andere Gestalten bewegen sich auf zentrale Verstecke zu und immer wieder begegnet das Motiv des Vogelmenschen den rund 60 Besuchern der Vernissage.

Seelenverwandtschaft der Künstlerin, die zuvor Germanistik studierte, besteht zur Literatur, von der sie sich schon zu manchem Werk inspirieren ließ – oder den festlichen Rahmen für die Vernissage fand. So trug Sopranistin Goldrun Losseau gekonnt Fragmente des Dichters Attila József vor, die von György Kurtág vertont wurden.

Info: Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 1. November, im Rathausfletz zu sehen, Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.