Neuburg
"Wir brauchen Erfahrungswerte"

Aktionsbündnis will Neuburger Ringverkehr ausprobieren - Bürger sollen entscheiden

20.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:32 Uhr
Wollen einen Probebetrieb für den Ringverkehr: Stadträtin Karola Schwarz (v.l.), Klaus Schirmer, Ortssprecher Eduard Lunzner und Uwe Jakob, Sprecher des Aktkionsbündnisses. −Foto: Foto: Frank

Neuburg (DK) Ein Einbahnstraßen-Ring in der unteren Neuburger Altstadt - kann das funktionieren? Das Aktionsbündnis um Uwe Jakob ist überzeugt davon und fordert einen Probebetrieb. Ab heute sammeln die Protagonisten Unterschriften und streben ein Bürgerbegehren an.

Das Bündnis Neuburger Ring, dem auch die Stadträte Karola Schwarz (Grüne) und Horst Winter (SPD) sowie der Joshofener Ortssprecher Eduard Lunzner angehören, ist sicher, dass damit Staus und Abgaswolken deutlich reduziert werden könnten. Fachliche Hilfe bekommen sie von Klaus Schirmer. Der Ingenieur aus Bergheim hat viel Erfahrung mit Computersimulationen und plädiert deshalb für einen richtigen Probetrieb mit richtigen Autos und lebenden Menschen. "Es gibt keine geeignete Software. Was wir brauchen sind Erfahrungswerte. Nur so kann man feststellen, ob die Sache funktioniert", sagt auch Bündnissprecher Uwe Jakob. Sowohl er als auch Schirmer beruhigen. Bei einem Probebetrieb werde kein Chaos entstehen. "Es müssen auch keine Bagger kommen. Es wird nichts umgebaut", versichert Schirmer.

Der Ringverkehr würde zweispurig die untere Altstad umlaufen, begleitet von einem Radweg. Er würde von der Luitpoldstraße zur Bullinger Kreuzung, dann über die Münchener Straße bis zum Oswaldplatz, weiter über die Schäffler- und Hirschenstraße am Spitalplatz vorbei durch die Adlerstraße, Theo-Lauber-Straße und die Oskar-Wittmann-Straße wieder zur Luitpoldstraße führen. Wein- und Rosenstraße blieben in einer Richtung befahrbar, natürlich würden auch Schmid-, Färber-, Mazillis und Hechtenstraße für den Verkehr zugänglich bleiben. "Für einen Ringverkehr ist genug Platz vorhanden", versichert Jakob. Sogar für einen Radweg - bis auf eine Lücke von etwa 200 Metern.

Wie würde sich der Probebetrieb für Fußgänger auswirken? Für sie fällt nach der Planung des Bündnisses nur der Übergang am Hubereck über die Luitpoldstraße weg. Am Hofgarten und über die Oskar-Wittmann-Straße sollen sichere Querungen bleiben. Am Bullinger-Eck und an der Kreuzung Theo-Lauber-Straße/Grünauer Straße bleiben Druckampeln. Alle Zebrastreifen sollen erhalten bleiben und Mittelinseln ebenfalls. Durch die Einbahn-Regelung würden alle Busse nacheinander an den Haltestellen Hofgarten und Spitalplatz am rechten Fahrbahnrand halten. "Parkplätze werden in der Luitpold- und der Münchener Straße eher mehr als weniger", erklärt Klaus Schirmer.

Die Radfahrer bekämen mit dem Ringmodell eine eigene markierte umlaufende Fahrspur. Und der Pkw-Verkehr? Mit der "sinnlosesten Umweltverschmutzung, dem Stau" wäre es nach Ansicht Schirmers vorbei. Er hat errechnet, dass täglich bis zu fünf Tonnen CO2 und entsprechend NOx und Feinstaub eingespart werden könnten. Die Fahrwege würden zum Teil länger, die Fahrzeiten aber kürzer. Die Aufnahmefähigkeit der Straßen steige im Ring von derzeit weniger als 900 Fahrzeugen pro Stunde auf etwa 2700. Deswegen sollten, so die Akteure des Bündnisses, auch zu Stoßzeiten keines Staus mehr entstehen.

Die Stadträte geben derzeit einer Computersimulation den Vorzug. Ein echter Probebetrieb sei zu teuer. Deshalb will das Bündnis nun die Bürger befragen. Ab heute gehen sie mit Unterschriftenlisten an die Öffentlichkeit, um ein Bürgerbegehren vorzubereiten. Parallel dazu soll es Unterstützerlisten geben. Auf ihnen können Menschen unterzeichnen, die keine Neuburger sind, aber in die Stadt kommen, um einzukaufen oder zu arbeiten, denn auch sie sind von der Verkehrssituation betroffen. "2400 Unterschriften werden gebraucht", erklärt der Joshofener Ortssprecher Eduard Lunzner. Sollte das Begehren dann zu einem Bürgerentscheid führen, müssten mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten mitwirken.

Das Bündnis legt auf die Feststellung wert, nicht Gegner einer zweiten Donaubrücke zu sein, wie Klaus Schirmer, Uwe Jakob und Stadtrat Horst Winter betonen. "Aber das ist eine Lösung der Verkehrsprobleme, die man auch jetzt schon umsetzen kann", wirbt Stadträtin Karola Schwarz (Grüne) für den Ringverkehr. Der Versuch soll laut Jakob noch heuer beginnen und drei Monate laufen. "Leute, die Zweifel haben, können es nach drei Monaten dann beurteilen", sagt Roland Keller, Basissprecher der Linken.

Das Aktionsbündnis wird nun voraussichtlich bis Ende Mai unter anderem auf dem Wochenmarkt Unterschriften für ein Bürgerbegehren von stimmberechtigen Neuburgern sammeln. Außerdem wird es Unterstützerlisten geben, auf den sich Nicht-Neuburger eintragen können. Nähere Informationen und Listen zum Download gibt es im Internet unter www.neuburger-ring.de