Werner
"Ich wollte schon immer Pfarrer werden"

19.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Der Pfarrer und seine Kirche: Im Burgheimer Gotteshaus St. Cosmas und Damian verbringt Werner Dippel viel Zeit. Doch auch die anderen Sakralbauten seiner Pfarreiengemeinschaft und der Region liegen ihm als Dekan am Herzen. - Foto: Janda

Werner Dippel hat seinen Kindheitstraum wahr gemacht und sein Leben in den Dienst der katholischen Kirche gestellt. Heute hat der 46-jährige Schwabe als Burgheimer Pfarrer und Dekan von
Neuburg-Schrobenhausen einen Vollzeitjob - und das genießt er.

Das Telefon klingelt. Jemand läutet an der Tür des Pfarrzentrums. Das Handy vibriert. Oder ein Signalton vom Computer kündigt eine neue Nachricht an. Eigentlich vergeht im Arbeitsalltag von Werner Dippel kaum eine Minute ohne Störung. Es ist ein Vollzeitjob, den der Burgheimer Pfarrer und Dekan von Neuburg-Schrobenhausen erledigt. Und den er gerne mit dem eines Landrats vergleicht. "Der muss auch ständig mit seinen Gemeinden verbunden sein", erklärt der 46-Jährige, der seine Tätigkeit trotz des hohen Arbeitspensums um nichts auf der Welt gegen eine andere eintauschen würde.

Dass der Beruf des Pfarrers für diejenigen, die diesen Weg einschlagen, fast zwangsläufig eine Berufung darstellt, weiß auch Dippel. Für den gebürtigen Schwaben, der als Einzelkind im kleinen Emersacker bei Wertingen aufgewachsen ist, war die Priesterlaufbahn jedoch viel mehr. "Das war seit Kindheitstagen mein Wunsch, ich wollte schon immer Pfarrer werden - und das hat sich nie geändert." Im Kindergarten verkleidete sich der Bub schon damals am liebsten als Geistlicher, es folgte das Amt als Ministrant und Oberministrant sowie später als Zeremoniar, der neben dem Priester für den reibungslosen Ablauf der Gottesdienste zuständig ist. Und immer - selbst in der schwierigen Pubertät - verspürte Dippel diesen "Drang, Priester zu werden", wie er es nennt. "Also habe ich mich darauf eingelassen."

Dass er sich damit von einem Großteil seiner Freizeit verabschiedet, war Dippel schon vor dem Studium der Philosophie und der katholischen Theologie in Augsburg und München klar. "Du bist 24 Stunden am Tag Priester", sagt er. Selbst wenn er nicht in seinem eigenen Seelsorgebereich sei, habe er sich daher standesgemäß zu verhalten. "Im Urlaub einfach mal die Sau rauslassen, das geht nicht." Dieser Verzicht auf eine geregelte Freizeit und auf die Möglichkeit, sich einfach mal gehen zu lassen, ist nach Ansicht des Geistlichen ein Hauptgrund für viele junge Männer, den Einstieg in den Kirchendienst zu scheuen. "Ich muss 52 Wochenenden pro Jahr arbeiten - das schreckt ab, wer will das heute schon noch"

Bereut hat er seine eigene Entscheidung trotzdem nie. Auch wenn der 46-Jährige sicherlich kein Problem mit ein paar zusätzlichen Stunden für sich hätte. Seit er Ende 2012 die Verantwortung für das neu gebildete Dekanat Neuburg-Schrobenhausen übernommen hat - zuvor war er bereits Neuburger Dekan sowie Regionaldekan für Altbayern -, verbringt Dippel viele Stunden hinter dem Lenkrad seines Autos. "In einer normalen Woche ist das mehr Zeit als am Altar", erklärt er. Dennoch schätzt er die Zusammenlegung von Neuburg und Schrobenhausen und die damit verbundene Erweiterung seiner Aufgaben. "Weil beide Teile politisch durch den Landkreis schon eins waren."

Wenn er mal nicht gerade im Auto oder am Schreibtisch sitzt, Krankenbesuche absolviert oder Glückwünsche an Geburtstagsjubilare überbringt, dann genießt Werner Dippel die Ruhe in seiner Wohnung. Bei einem guten Buch ("am liebsten ein theologisches") oder Musik im Radio ("die aktuellen Charts oder Klassik"). Als wohltuend empfindet der Dekan auch das Spiel an der Burgheimer Orgel, das er sich zunächst selbst beigebracht und später in einigen Unterrichtsstunden verfeinert hat. Weitaus versierter geht Dippel mit Trommel und Percussion um, die Folge von unzähligen Stunden in der heimischen Musikkapelle. Sein trommlerisches Geschick darf der Pfarrer noch heute regelmäßig bei Auftritten der Burgheimer Marktmusikkapelle unter Beweis stellen.

Ob er für all diese Hobbys weiterhin Zeit finden wird, ist jedoch offen. Denn die Anzahl der Seelsorger im Dekanat soll weiter schrumpfen - und damit dürften die Aufgaben für jeden einzelnen Priester zunehmen. Die Umstrukturierung, die auch eine Folge des Priestermangels ist, soll im Jahr 2025 abgeschlossen sein. Dass sich dieser Rückgang an Geistlichen durch die immer wieder diskutierte Abschaffung des Zölibats stoppen lässt, bezweifelt Dippel jedoch. "Der große Boom würde dadurch nicht kommen", findet er und erinnert mit einem Grinsen daran, dass es schon äußerst geduldige Frauen bräuchte, die jedes Wochenende auf ihre Männer verzichten. Eine Freistellung des Zölibats würde seiner Meinung nach jedoch einigen Geistlichen ihren Beruf erleichtern. Und auch den Zugang zum Priestertum für sogenannte bewährte Männer kann er sich vorstellen. "Das sind Dinge, die bereits diskutiert werden", erklärt Dippel und meint: "Unser Papst ist immer für eine Überraschung gut."

Irgendwann, das weiß der Dekan, wird auch sein Wirken in Burgheim zu Ende sein. 14 Jahre ist er bereits in der Pfarreiengemeinschaft tätig, eine lange Zeit. "Ich schätze die Arbeit auf dem Land aber, und dass man die Leute in der Kirche kennt", stellt er fest. Und: "Ich bin gerne Dorfpfarrer."