Wellheim
Knabbereien aus Kürbiskernen

Alles ist gut gelaufen: Familie Hiermeier hat ihre erste Ernte in Wellheim abgeschlossen

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Foto: Franz Bauer

Wellheim (DK) Die gelb-grünen Ölkürbisse glänzen in der Herbstsonne. Die Blätter der Kürbispflanzen sind braun und dürr. Es ist Zeit für die erste Kürbiskernernte im Altmühltal. Spannung liegt in der Luft. Und Vorfreude: Endlich geht es los. Familie Hiermeier aus Wellheim erntet zum ersten Mal ihre eigenen Kürbisse. Als erfahrener Landwirtschaftsmeister weiß Markus Hiermeier, worauf es ankommt. Es geht nicht nur darum, die Maschinen richtig zu bedienen. Er muss auch den richtigen Erntezeitpunk wählen.

Eigentlich alles Routine - aber nicht, wenn er die Frucht zum ersten Mal anbaut. Äußerlich gelassen, innerlich angespannt - so ist die Stimmung in der ganzen Familie, die bei der ersten Ernte natürlich komplett dabei ist. Sie sammeln der Reihe nach Erfahrungen: Wie sind die Maschinen richtig eingestellt, wie schnell darf der Schlepper fahren? Viele Kleinigkeiten. Aber sie müssen zusammenpassen, damit alles funktioniert. "Natürlich muss man am Anfang einiges ausprobieren. Der eine oder andere Ölkürbis bleibt dabei auf der Strecke. Und es braucht seine Zeit, die optimalen Einstellungen an den Maschinen herauszufinden", zieht Markus Hiermeier ein erstes Resümee.

Zu Beginn der Ernte müssen die auf dem Acker verstreut liegenden Ölkürbisse in Reihe gelegt werden. Denn nur so kann sie später die Erntemaschine aufnehmen. Dazu werden sie - wie im Winter der Schnee mit dem Schneepflug - mit einem speziellen Schild, dem Kürbisschieber, zu einer Reihe zusammengeschoben. Walzen am Schild verhindern dabei, dass die Kürbisse zerquetscht oder beschädigt werden. Gleichzeitig wird die frei geräumte Fläche gemulcht. Blätter und Stile der Kürbispflanzen werden in den Boden eingearbeitet. Die Kürbisse sind nun von der Pflanze getrennt und dürfen jetzt noch ein paar Tage nachreifen.

Dann kann die eigentliche Ernte der Kürbiskerne beginnen. Die Erntemaschine spießt die in der Reihe liegenden Kürbisse mit einer Stachelwalze auf und transportiert sie über Förderbänder in eine Quetsche. Dort werden die Kürbisse zerdrückt und die Schale wird in bis zu handtellergroße Stücke zerkleinert. Eine Siebtrommel trennt die Schalenstücke vom Fruchtfleisch und den Kernen. Schalen und Fruchtfleisch werden ausgeschieden und auf dem Acker verstreut: Sie bleiben als Dünger auf dem Feld. Die Kerne werden in einem Bunker gesammelt und dann auf den Wagen abgetankt. Am letzten Erntetag läuft es schon routiniert, die Arbeitsabläufe sind nun vertraut und die Arbeit geht auch schneller. Es war spannend für die ganze Familie und auch für Zuschauer, die die Ernte auf dem Feld verfolgen.

Jetzt ist sie zu Ende, aber die Arbeit geht weiter. Nach dem Abtransport der Kerne müssen diese gewaschen werden. In einer speziellen Waschmaschine werden die Kerne mit Wasser gesäubert und von Fruchtfleischresten befreit. Dann geht's direkt zum nächsten Arbeitsschritt, der Trocknung. In einem schonenden und deshalb langwierigen Prozess werden die Kerne getrocknet. Bei 50 bis 60 Grad werden sie belüftet und etwa zehn Stunden schonend getrocknet, bis sie den richtigen Trocknungsgrad erreicht haben. Jetzt können die Kerne zu Öl gepresst und zu Knabberware weiter veredelt werden.

Und so dauert es nicht mehr lange, bis es die ersten Knabberkerne und das erste Kürbiskernöl aus dem Naturpark Altmühltal gibt. Ab Anfang Dezember können Kürbiskerne und das Kürbiskernöl auf dem Hiermeierhof in der Marktstraße 1 in Wellheim gekauft werden, immer mittwochs von 16 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 12 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung, Handynummern (0152) 27 12 87 33 und (0152) 27 12 87 34. Auch über die Internetseite www.kuerbis-kern-oel.de" class="more"%> sind Kerne und Öl zu erwerben.

Auf der Homepage stellt Sylvia Hiermeier verschiedene Rezepte für die Verwendung der Kürbiskerne vor. Dazu gehören Kürbiskernecken, eine Alternative zu Nussecke bei Nussallergie, Apfelmuffin mit Kürbiskernstreusel, Rinderfilet im Kürbiskernmantel, Karottensuppe mit Kürbiskernöl verfeinert, Kräuterpesto, Kirschkuchen und leckere Dessertvariationen. Mit der Ernte sind Markus und Sylvia Hiermeier sehr zufrieden: "Wir haben uns auf etwas Neues eingelassen. Bei der Aussaat im Frühjahr wussten wir nicht, was im Herbst dabei rauskommt." Ehefrau Sylvia ergänzt: "Wenn ich die schönen großen Kürbiskerne sehe, weiß ich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben."