Weichering
"Lansing braucht einen neuen Metzger"

05.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:12 Uhr

Bekannte Schauspieler aus der Serie sind (von rechts) Wilhelm Manske, Peter Rappenglück, Ursula Erber, Brigitte Walbrunn, Jale Arikan, Horst Kummeth und Teresa Rizos.

Weichering (DK) Hunderte von Fans kamen am Donnerstag nach Weichering, um mit den Autoren und Schauspielern der BR-Serie "Dahoam is Dahoam" über die weiteren Folgen zu sprechen und eigene Vorstellungen zu äußern.

Barbara lebt in Irgertsheim und ist in Lansing daheim – jenem Fernsehdorf, das aus der BR-Serie "Dahoam is Dahoam" mittlerweile einem Millionenpublikum bekannt ist. "Das schau ich mir jedes Mal an", sagt die 21-Jährige, die an diesem Donnerstagabend zusammen mit Freunden nach Weichering gekommen ist. Dort wollen die Schauspieler, die Autoren und die Macher dieser ersten bajuwarischen Seifenoper, in der die Welt trotz kleinerer Unstimmigkeiten noch in Ordnung ist, mit den Fans über die Serie und deren Zukunft reden.

Selbst der nicht gerade kleine Saal des Gasthofs Vogelsang reicht nicht aus, um Hunderten Zuschauern einen Platz zu bieten. Um 18 Uhr, eine halbe Stunde eher als geplant, muss wegen des enormen Andrangs aufgesperrt werden. Doch einen wahren "DiD"-Fan stört das nicht: Wenn er seine Stars live erleben kann, bleibt er zur Not auch die paar Stunden stehen. Selbst dann, wenn er bis aus Donauwörth oder Augsburg gekommen ist, wie ein Blick auf die Nummernschilder zeigt.

Sebastian hat Glück gehabt, er hat immerhin noch einen Barhocker ergattern können. "Das Bairische gefällt mir an der Serie", sagt der 21-Jährige, während er vor dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung noch schnell einen Wurstsalat isst. "Das ist wie im richtigen Leben", beschreibt er die Faszination, die die Sendung offenbar auf Millionen Menschen ausübt. Erstaunlich viele junge Fans sind darunter, aber auch ältere Herrschaften, die offenbar keine Gelegenheit auslassen, um von Montag bis Donnerstag jeweils um 19.45 Uhr im Bayerischen Fernsehen das Neueste über die Brunners, die Kirchleitners, die Ertls und die Preissingers zu erfahren.

An diesem Donnerstag heißt es in Weichering aber zunächst einmal, auf die angekündigten Hauptdarsteller zu warten. Die sind nämlich noch gar nicht da. Doch selbst der Tisch und die Namenskarten, die für Yildiz, Caro, die Brunners und Pfarrer Neuner reserviert, werden mit größtem Respekt begutachtet.

Buch und Fan-Artikel

Während immer noch weitere Fans in den Saal strömen, übt der Stand mit den Aufklebern und den Fan-Artikeln auf manche Gäste die beabsichtigte unwiderstehliche Wirkung aus. Dahinter sitzt Wolfgang Seifert, ein Ingolstädter, der das Buch zur Serie geschrieben hat und stets freundlich Fragen beantwortet.

Kurz vor Sendungsbeginn kommt Bewegung in die Szene. Chefautor Tobias Siebert und Produzent Markus Schmidt-Märkl betreten den Saal. "Guten Abend, liebe Gäste, Servus beinand": Routiniert stimmen sie die Anwesenden auf das ein, was noch kommt. Man merkt: Es ist nicht ihr erster Abend auf der "Dahoam is Dahoam"-Tour durch Bayern. Und dann, wenige Minuten vor Beginn der Sendung, kommen sie endlich, die lang erwarteten Stars. Unter dem Applaus der Fans und einem Blitzlichtgewitter bahnen sich Peter Rappenglück, Ursula Erber, Brigitte Walbrunn, Wilhelm Manske, Teresa Rizos, Jale Arikan und die anderen Schauspieler einen Weg durch die Menge zu ihrem Tisch.

Fragen und Autogramme gibt es aber erst hinterher. Denn zuerst wird die aktuelle Folge von "DiD" auf einer Videoleinwand angeschaut. Die Handlung basiert offenbar auf drei Strängen: Hubert will wissen, ob er immer noch der alte Stenz von früher ist, blitzt aber ständig ab. Caro steht vor der Herausforderung, Karriere und Job zu bewältigen, was ihr leider nicht gelingt: Sie kommt häufiger zu spät zur Arbeit kommt und löscht auch noch ihre Aufnahmen für den Talentwettbewerb. Und beim Aufräumen des Speichers macht Theresa einen bedeutenden Fund. König Ludwig II. war 1885 Gast im Brunnerwirt. Dabei kommt ihr die Idee, im Brunnerwirt eine "Kini-Suite" einzurichten.

"Und ewig stenzt der Stenz"

Für den Nicht-Fan von "Dahoam is Dahoam" ist die Handlung nach 476 Folgen natürlich kaum noch nachvollziehbar, wie sich auch die Beziehungen der Akteure nur ansatzweise erschließen. Ganz zu schweigen davon, wer eigentlich Caro oder Hubert sind. "Und ewig stenzt der Stenz" lautet übrigens der äußerst interessante Titel von Folge 476, die an diesem Donnerstag zur Ausstrahlung kommt. Nur eine Anmerkung sei gestattet: Den fiktiven Besuch von König Ludwig II. hätten die Autoren bitt’schön in ein früheres Jahrzehnt legen sollen und nicht in das Jahr vor seinem Tod. Es ist eine historische Tatsache, dass der Märchenkönig in seinen letzten Jahren sehr zurückgezogen lebte und seine Tage auf Neuschwanstein verbrachte.

Aber darum geht es in der Unterhaltungsserie ja nicht wirklich. Und die Fans stört es ebenso wenig. Sie lachen genau an den Stellen, die das Drehbuch vorgesehen hat, und genießen das Gemeinschaftsgefühl. Die Reaktionen sind teilweise sehr emotional – für einige ist die "erste bayerische Daily" offenbar eine Art Ersatzfamilie geworden, mit der sie seit Ende 2007 nun schon mitfiebern.

Reise zum Papst gefordert

In der Zwischenzeit haben fleißige Helfer die bereitliegenden Blätter eingesammelt, auf denen die Fans ihre Wünsche und Vorschläge notiert haben. Denn das ist der eigentliche Sinn der ganzen Aktion: Die Macher wollen von den Zuschauern wissen, was an der Serie gefällt, wer sympathisch ist und wie es weitergehen soll. Die Liste der Vorschläge ist lang und birgt – zumindest für die Kenner der Materie – offenbar auch jede Menge Lustiges. "Die Vroni soll vom Max schwanger werden", lautet eine Anregung, die wie alle anderen sofort im Publikum und mit den Schauspielern diskutiert wird. Einige Fans wollen, dass die Oma Theres’ den Führerschein macht, mit Alois Preissinger inflagranti erwischt wird und die Cora den Ludwig heiratet. Andere Vorschläge sind eher pragmatischer Natur: "Lansing braucht an neia Metzger", fordert ein Anwesender. Und ein Zuschauer schlägt sogar eine Reise zum Papst vor. Ob sich das allerdings im Drehbuch verwirklichen lässt, sei dahingestellt. . .