Weichering
Grüne Idylle mit Tücken

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Im Winter stille Idylle, im Sommer beliebter Anlaufpunkt: Die Weicheringer Seen zählen zu den schönsten Naturgebieten der Region. Der Zustand der Umkleiden und WC-Anlagen macht der Vereinsspitze dort aber Sorgen. - Fotos: Janda/Hammerl

Weichering (DK) Das Naherholungsgebiet Niederforst bei Weichering zählt mit seinen beiden Badeseen im Sommer zu den beliebtesten Anlaufstellen der Region. Doch der Erhalt von Natur und Freizeiteinrichtungen ist ein Kraftakt. Denn verantwortlich ist dafür ein kleiner Verein.

Mit Vereinsarbeit haben der Erhalt und die Pfleger der Weicheringer Weiher eigentlich wenig zu tun. Eher mit den Aufgaben eines kleinen Zweckverbands. Ein Vergleich, der aus Sicht von Markus Laumer gar nicht so abwegig erscheint. "Denn wir haben kein Vereinsleben im eigentlichen Sinn und erfüllen eher eine öffentliche Aufgabe", sagt der Geschäftsführer des Vereins Erholungsgebiete der Region Ingolstadt. Dass kein Zweckverband, keine Gemeinde und auch kein Landkreis an den beiden Gewässern zwischen Weichering und Karlshuld das Sagen hat, ist historisch bedingt. Und es bietet neben vielen Vorteilen durchaus auch einige Nachteile.

Seinen Ursprung hat der mittlerweile fast 50 Jahre alte Verein in Ingolstadt, genauer gesagt im Büro des langjährigen bayerischen Bund-Naturschutz-Vorsitzenden Hubert Weinzierl. Er erkennt angesichts der zunehmenden Industrialisierung in seiner Heimatstadt die drohenden Probleme für die Bevölkerung. Urlaub zur damaligen Zeit? Für viele Raffinerie- und Audi-Arbeiter kaum bezahlbar. Daher entwickelt Weinzierl die Idee, rund um Ingolstadt einen Gürtel von Naherholungsflächen anzulegen. Ein Ansatz, der auf offene Ohren stößt.

Realisieren soll diesen Plan ein Verein - und zwar überwiegend im Umland, weil es in Ingolstadt selbst kaum Platz dafür gibt. Was in der Folge massive Investitionen in Wanderwege, Seen und andere Einrichtungen nach sich zieht - allein bei Weichering sind es bis zum Jahr 1995 gut 2,5 Millionen Mark -, stellt für die heutigen Verantwortlichen keine leichte Aufgabe mehr dar. Denn der Verein, dessen Fäden lange Zeit in der Ingolstädter Stadtverwaltung zusammenlaufen, hat seinen Sitz seit rund elf Jahren im kleinen Weichering. Und er funktioniert heute überwiegend über Ehrenamt.

Für den Vorsitzenden, Weicherings Bürgermeister Thomas Mack, bedeutet dieses Modell vor allem schlanke Strukturen bei der Arbeit für das Naherholungsgebiet Niederforst mit den zwei Seen, die durch den Kiesabbau entstanden sind. "Würden wir als Gemeinde die Verantwortung übernehmen, bräuchten wir viel mehr Personal", erklärt der CSU-Politiker. Selbst wenn dieser Schritt, der laut der Vereinssatzung unmöglich ist, denkbar wäre: Der finanzielle Rahmen der Gemeinde gibt das nicht her. Mack ist daher froh, dass mehrere Kommunen beim Verein mit im Boot sind. Dazu zählen neben dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen die Städte Ingolstadt und Neuburg als größte Beitragszahler mit knapp 10 000, 7700 und 1700 Euro pro Jahr auch Karlshuld, Königsmoos, Karlskron, Wettstetten, Pförring und natürlich Weichering selbst. Ähnlich wie in einem Zweckverband stellt dieses Miteinander aus seiner Sicht eine gut funktionierende Solidargemeinschaft dar, die er sehr schätzt. "Wir stehen derzeit eigentlich recht gut da", findet Mack, der auch auf die Herkunft der Badegäste hinweist. Denn die Besucher der beiden Seen kommen aus der gesamten Region, wie sich im Sommer mit regelmäßig rund 14 000 Besuchern pro Wochenende zeigt. Ohne die Unterstützung aus der Nachbarschaft, daraus macht Mack keinen Hehl, stünde es daher schlecht um den kleinen Verein mit seinen gerade mal rund 160 Mitgliedern. Denn die Aufgaben sind nach wie vor groß.

Im Niederforst geht es immerhin um den Erhalt von rund 100 Hektar Natur; der Großteil davon ist Wasserfläche. Am Ufer sind zwei der drei Gaststätten, die der Verein verpachtet, in den vergangenen Jahren erneuert worden, auch die Wege sind neu. "Der Eindruck, dass sich nichts tut, täuscht daher etwas", findet Mack. Das Bierstüberl ist unterdessen in keinem guten Zustand, auch die Toiletten und Umkleiden sind noch die Originalbauten und entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard. Diese Aufgaben muss der Verein mit Einnahmen von rund 60 000 Euro pro Jahr stemmen. Das mag im ersten Moment recht üppig erscheinen, geben Mack und Laumer zu. Doch mit diesem Geld müssen die Verantwortlichen zugleich die Instandhaltung der vorhandenen Anlagen bezahlen, darunter mehrere Kilometer Wasser-, Abwasser- und Elektroleitungen. "Finanziell sieht es nicht schlecht aus, doch wir haben nun mal sehr viel, was kaputtgehen könnte", so Laumer, finanzierbar wäre das nur mit harten Sparjahren. Ein Luxusproblem also. "Wie viele Badeseen haben schon solche Toiletten"

Bei den Zukunftsplanungen ist der Verein daher relativ alternativlos. Die Stadt Ingolstadt und der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, dessen Bürger Hauptnutzer sind, wollen die Federführung nicht übernehmen. Bei einer Auflösung ginge das komplette Eigentum des Vereins laut Satzung an den Bund Naturschutz. Ein Teilverkauf der Flächen, um Geld in die Kassen zu spülen, ist ebenfalls nicht möglich, da ein solcher Schritt dem Vereinszweck widerspricht. "Wir müssen daher ganzheitlich überlegen, wie wir weiter arbeiten wollen", sagt Mack, der aber weiß: "Die meisten Besucher sind mit dem Gelände so zufrieden, wie es jetzt ist."