Wengen
Viele Goldfische, keine Teichmuscheln

Naturschützer hatten sich bei der Entlandung des Wengener Gemeindeweihers viele Raritäten erhofft

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Der Wengener Gemeindeweiher wird ausgebaggert. Die Entlandung soll seltene Arten fördern. Die Hoffnung auf Bestände der Teichmuschel gingen aber nicht in Erfüllung. Dafür wurden etliche Goldfische gesichtet, die hier ausgesetzt wurden und einem natürlichen Amphibienvorkommen überaus abträglich sind. −Foto: Schmitt

Wengen (lfs) Einen wahren Schatz an seltenen Fischen und Muscheln hatten sich die Mitglieder von Bund Naturschutz (BN), Wasserwacht und Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Gemeindeweiher von Wengen erhofft. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Unter einem schlechten Stern hatten die Arbeiten am Montagmorgen begonnen.

Durch Fehler in der Absprache war die Verbindungsstraße zwischen Wengen und Holzkirchen nicht richtig gesperrt und somit die notwendigen Umleitungen nicht ausgeschildert. Erst mit dreistündiger Verspätung konnte der Speziallangarmbagger, der für die Aktion nötig war, beginnen.

Schon bei den ersten Schaufeln, voll mit Schilf und Schlamm, die der Baggerfahrer zur Untersuchung am Ufer ablegte, sah man den Umweltschützern die Enttäuschung an. Lediglich eine leere Teichmuschel konnte geborgen werden. Mit der tatsächlich letzten Schaufel wurde noch einer der ebenfalls erwarteten Schlammpeitzger ans Tageslicht befördert. Der allerdings war mit knapp 30 Zentimeter ein stattliches Exemplar seiner Art.

"Vor 20 Jahren, beim ersten Ausbaggern, war das noch anders", erinnert sich Ulrich Mayer vom LBV, "da waren noch Muscheln mit gut 20 Zentimeter Länge dabei." Schuld gibt er den etwas höher liegenden, angrenzenden Ackerflächen. "Durch Regenfälle wird hier Wasser von den Feldern in den Weiher gespült, was zu einer starken Überdüngung führen kann", meinte er. Allerdings stehen auch viele Bäume am Ufer, und deren Laub, wenn es am Grund des Weihers verfault, hat bestimmt einen nicht geringen Anteil am niedrigen Sauerstoffgehalt des Gewässers.

Was allerdings prächtig darin gedeiht: Goldfische. Viele rote, weiße und gefleckte Zierfische zeigten sich an der Wasseroberfläche. Hier haben vermutlich Aquarianer die Reste ihres Hobbys entsorgt. Gar nicht lustig findet das Amphibienspezialist Karlheinz Schaile vom Bund Naturschutz. "Fische, egal welcher Art, sind der Tod eines jeden guten Amphibiengewässers", da ist sich Schaile sicher. "Die Fische fressen den Laich, und zerstören damit die Lebensgrundlage von Teichmuscheln", so seine Ausführungen.

Allerdings sieht er in der Aktion auch eine Chance für eventuell in der Mitte des Weihers verbliebene Muscheln. "Durch den Aushub kann wieder mehr Licht und Sauerstoff eindringen, was für eine Vermehrung dieser seltenen Art von Vorteil wäre", so hofft Schaile. Bereits zum dritten Mal wurde der Gemeindeweiher mittels Bagger entlandet. Die Kosten für solche Arbeiten können zu 70 Prozent über Zuschüsse für Biotoppflege abgedeckt werden. Den Rest teilen sich die Gemeinde Burgheim und der Bund Naturschutz.