Unterhausen
Unterhausen protestiert

Anwohner sind gegen das geplante Baugebiet Hülläcker und den Ausbau der Latourstraße

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Foto: DK

Unterhausen (DK) Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich Zuschauer in die Gemeinderatssitzung verirren - da muss es schon um etwas gehen, was den Bürgern gehörig gegen den Strich geht. In diesem Fall waren das die Latourstraße und das Baugebiet Hülläcker.

Bis auf den letzten Platz gefüllte Zuschauerreihen - das hat Seltenheitswert im Oberhausener Gemeinderat, in dem es ganz grundsätzlich eher konflikt- und diskussionsarm zugeht. Einer der Gründe, warum zahlreiche Unterhausener den Weg ins Feuerwehrgerätehaus gefunden haben, wurde dann auch gleich als dritter Tagesordnungspunkt behandelt: "Beratung und Beschluss über die Vorplanung der Kreisstraße ND 31 - Ausbau der Ortsdurchfahrt Unterhausen". Die Lage sieht so aus: Der Landkreis baut die Kreisstraße aus, spendiert einen neuen Belag und bessert damit Straßenschäden aus - das ist beschlossene Sache, der Kreis trägt die Kosten. Nun liegt es an der Gemeinde Oberhausen, wie sie im Zuge dessen auch die Geh- und Radwege parallel dazu mit ausbessert.

Der Stein des Anstoßes: Die Anwohner der Latourstraße sehen nicht ein, warum das nötig ist - vor allem, weil sie dann mutmaßlich kräftig zur Kasse gebeten würden. So ganz klar ist derzeit allerdings nicht, wie hoch die Kosten für die Bürger ausfallen, das hängt vor allem damit zusammen, ob nur der Gehweg umgelegt wird oder auch der Geh- und Radweg auf der anderen Seite. Am Donnerstag jedenfalls hat sich der Gemeinderat einstimmig dafür ausgesprochen, den Gehweg mit Betonsteinpflaster auszubauen und den Geh- und Radweg zu asphaltieren. Das Argument des Bürgermeisters: "Es wäre wirklich ein Schmarrn und nicht wirtschaftlich, die Wege im Zuge der Kreisstraßensanierung nicht zu erneuern." Seit der Verlegung der B 16 vor zwölf Jahren seien an der Straße keine großen Maßnahmen mehr gemacht worden. Die Argumente der Anwohner: "Hier wohnen lauter Rentner", erklärte Peter Hamp. "Die sollen jetzt zahlen, was andere angerichtet haben." Außerdem seien andere Straßen in viel schlechterem Zustand. "Dann kann man ganz Unterhausen rausreißen." Die Latourstraße hingegen sei doch völlig in Ordnung. "Die Gemeinde macht Gewinn mit dem Verkauf von Grundstücken, und wir sollen jetzt für den Ausbau zahlen", ärgert sich auch Peter Kamphans. "Wer anschafft, soll bezahlen." Im September soll eine Begehung mit den Anliegern stattfinden, denn eines stellte Gößl klar: "Wenn jemand sagt, wir brauchen den Gehweg nicht, dann wird er nicht verlängert. Wir machen nicht mehr als notwendig."

Der zweite Grund für Ärgernis an diesem Donnerstagabend war das geplante Baugebiet Hülläcker im Norden von Unterhausen. Die Gemeinde hat hier bereits 3,9 Hektar Land erworben, um weitere 1,6 Hektar wird noch verhandelt. Wird bis Ende September Einigkeit erzielt, wird auch aus dieser Fläche Bauland, wenn nicht, soll im Oktober ein erster Entwurf für einen Bebauungsplan für die 3,9 Hektar vorgelegt werden. "Wir brauchen die weitere Entwicklung, um die bestehende Infrastruktur zu erhalten", erklärte Bürgermeister Gößl in der Sitzung. Er rechnete vor, dass die Bewohner der Neubaugebiete für den Großteil der Geburten verantwortlich sind - und in Unterhausen habe es in den vergangenen 16 Jahren keine bauliche Entwicklung gegeben. "Wenn wir unter 15 Kinder im Jahr haben, ist die Schule gefährdet", argumentierte Gößl. Laut den Planungen soll gegen Ende des nächsten Jahres gebaut werden.

Die Anwohner sind von diesen Plänen alles andere als begeistert. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen Zuzug", sagt beispielsweise Michaela Reisch. "Aber die Fläche hier ist Natur pur, das würde nicht zu Unterhausen passen." Dass ein derart großes Baugebiet den dörflichen Charakter Unterhausens gefährden könnte, glaubt auch Ludwig Fahnenschreiber. "Das würde das Ortsbild verschandeln." Und es gibt noch ein weiteres Argument, dass die Unterhausener Anwohner nennen - und dabei geht's ums Geld. "Ich habe die Befürchtung, dass die Bauplätze so teuer werden, dass sie sich die Einheimischen nicht mehr leisten können", glaubt Markus Reisch. Bürgermeister Gößl hingegen sagt dazu: "Baugebiete sind immer Randlagen, das ist eine ganz normale Sache. Und wenn wir gar nichts ausweisen, dann können sich die Einheimischen gar nichts kaufen." Die Nachfrage nach Wohnraum sei nach wie vor groß, langfristig brauche es einfach die 25 Geburten durchschnittlich im Jahr, damit die Infrastruktur ausgelastet ist. Dieses Argument wiederum kann Michaela Reisch nicht nachvollziehen. "Die Kita in Oberhausen ist so ausgelastet, dass ich mein Kind nach Sinning fahren muss." Die Infrastruktur sei also schon jetzt mehr als ausgelastet - auch ohne weitere Baugebiete mit potenziell vielen Familien. "Das ist doch ein Widerspruch."

Die Unterhausener Gemeinderäte Katharina Ettinger und Robert Habermayr (beide CSU) stimmten am Donnerstagabend übrigens gemeinsam mit den anderen Volksvertretern im Gremium geschlossen sowohl für die Sanierung des Geh- und Radwegs der Latourstraße mit Betonsteinpflaster und Asphalt, als auch für die Änderung des Flächennutzungsplans für das Baugebiet Hülläcker.