Unterhausen
Der große Tag rückt näher

Jürgen Schenke trainiert seit mehr als drei Jahren für die Durchquerung des Ärmelkanals – Termin im Juli

14.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:46 Uhr

Training beim 24-Stunden-Schwimmen in Mainburg: Jürgen Schenke fiebert dem großen Abenteuer im Juli entgegen. Bald will er den nötigen Kaltwassernachweis erbringen. - Foto: oh

Unterhausen (DK) Manchmal sind es die spontanen Entscheidungen oder ein bestimmtes Bauchgefühl, die das Leben nachhaltig verändern. So war es auch bei Jürgen Schenke, der vor gut drei Jahren beschloss, den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Nun rückt der Termin langsam näher.

Es war dieser Geistesblitz im September 2011, der Schenke auf die verwegene Idee brachte. Von einem Tag auf den anderen vollzog der Protokollführer am Neuburger Amtsgericht einen Lebenswandel, hörte mit dem Rauchen auf, suchte sich Trainer und Physiotherapeut und begann mit der Vorbereitung auf sein neues großes Ziel. Seitdem treibt er nahezu täglich Sport, auch Yoga steht regelmäßig auf dem Programm – um mental fit zu werden.

Nun rückt der große Tag immer näher, der Termin für die Durchquerung des Ärmelkanals steht fest. Zwischen 9. und 14. Juli wird Schenke versuchen, die 32,31 Kilometer von Dover nach Calais zu schwimmen. „Meine Frau und ich werden nach England fliegen, dort warten wir dann auf die Anweisungen von meinem Kapitän“, erklärt Schenke. Beim Schwimmen wird ihn ein Boot mit einem Beobachter und dem besagten Kapitän begleiten. Dieser erfahrene Seemann wird Jürgen Schenke dann auch genau sagen, wann es losgehen soll, denn der exakte Tag der Durchquerung steht noch nicht fest. „Das hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel von der Strömung, vom Schiffsverkehr und vom Wetter. Wenn der Kapitän dann sagt, dass es losgeht, dann muss alles schnell gehen“, sagt der 49-Jährige aus Unterhausen.

Nicht jeder darf den Ärmelkanal einfach so durchschwimmen, gewisse Vorleistungen sind nötig. So muss man etwa einen Kaltwassertest nachweisen. Bei diesem muss der Sportler für mindestens sechs Stunden in Wasser schwimmen, das maximal sechzehn Grad warm ist. Diesen Test will Schenke bald im Ammersee absolvieren. Auch ein Medizincheck vor dem Abflug ist obligatorisch.

Im vergangenen Jahr hat Schenke einige Testläufe absolviert, um sich Stück für Stück an die lange Distanz zu gewöhnen. Das Begleitboot greift im Ärmelkanal nämlich nur im Notfall ein, wenn der Schwimmer es betritt oder berührt, gilt die Durchquerung als fehlgeschlagen. Die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme geschieht daher über ein Seil oder eine Angel. Außerdem, so steht es in den offiziellen Regularien, muss die Durchquerung ohne Neoprenanzug und nur in Badehose geschehen. Wie lange man sich im Wasser befindet, entscheidet allein das eigene Schwimmtempo. Schenke peilt in etwa eine Zeit zwischen zwölf und vierzehn Stunden an.

Vergangenen April war er zum Training auf Sizilien. Bei einer Wassertemperatur von vierzehn Grad und Wellen zwischen zwei und vier Metern Höhe war das ein erster Härtetest. „Das war gar nicht so wild“, beschreibt Schenke. Er war täglich allerdings auch nur zwei bis drei Stunden unterwegs. Bei zwei 24-Stunden-Schwimmen schwamm er im vergangenen Jahr jeweils 31 Kilometer und benötigte hierfür ungefähr vierzehn Stunden reine Schwimmzeit – ohne Pausen. Auch in den kommenden Monaten will Schenke noch an dem ein oder anderen Wettbewerb teilnehmen, grundsätzlich fühle er sich aber schon bereit für das Abenteuer. Die längste Zeit, die er bisher am Stück geschwommen ist, sind knapp sechs Stunden, doch das macht ihm mit Blick auf die zwölf bis vierzehn Stunden, die er für den Ärmelkanal beanschlagt, keine Sorgen: „Ob man zehn, 15, 20 oder 25 Kilometer schwimmt, macht irgendwann keinen Unterschied mehr.“