Stepperg
"Ich bin der größte Bettler auf Erden"

Pater Gerhard Lagleder berichtet in Stepperg über sein Hilfsprojekt in Südafrika

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Mitglieder des Malteser-Hilfsdienstes: Guy Graf von Moy (rechts) und Pater Gerhard Lagleder, der eine Hilfsorganisation in Südafrika leitet und nun im Pfarrstadel in Stepperg davon berichtete. - Foto: Hamp

Stepperg (DK) Der Malteserorden schickte 1990 den Regensburger Pfarrer Gerhard Lagleder als Missionar nach Mandeni in Südafrika. Aber schon nach einer Woche stellte er fest, dass dort vor allem irdische Hilfe dringend gebraucht wird. Er berichtete nun von Aidshilfe, Armut und Hilfe zur Selbsthilfe.

90 Prozent der etwa 250 000 Einwohner sind bitterarm und ohne Krankenversicherung. Schlüsselerlebnis war eine Frau, die mit einer schlimmen Rückenverletzung zu ihm kam und nach zwei Tagen starb. Eine Krankenhausbehandlung konnte sie nicht bezahlen. Daraufhin gründete er mit Gleichgesinnten die Hilfsorganisation "Brotherhood of Blessed Gérard", die heute eine der bedeutendsten in der Südafrikanischen Union ist.

"Ich bin der größte Bettler auf Erden", so Pater Gerhard auf einer Infoveranstaltung im Stepperger Pfarrstadel. Ungefähr eine Million Euro kostet die Organisation pro Jahr - und das Geld kommt allein aus Spenden weltweit. Auf Einladung des Grafen von Moy, ebenfalls Mitglied des Malteserordens, der einleitende Worte sprach, stellte Pater Gerhard vor etwa 50 Besuchern in Wort und Bild die Entwicklung und die Arbeit seiner Organisation dar.

Mandeni liegt in der Provinz Kwa-Zulu-Natal; sie hat heute die höchste Aidsrate der Welt. Die Infektionsrate liegt bei etwa 76 Prozent der Bevölkerung. Das Fatale daran ist es, dass die Menschen glauben, die Krankheit käme von bösen Geistern. Aus Angst vor den Geistern wird den Kranken nicht geholfen. Noch schlimmer: Infizierte Männer glauben, die Krankheit los werden zu können, indem sie Mädchen entjungfern. So ist jedes zweite Mädchen im Krankenhaus das Opfer einer Vergewaltigung - und ebenfalls infiziert.

Die Malteser starteten daher 2003 mit dem Aids-Behandlungsprogramm "Haart". Dazu gehören kostenlose HIV-Tests, Aufklärung, Beratung und Behandlung bedürftiger Patienten. Besonders wichtig, so der Pater, sei die Therapiebegleitung, um sicherzustellen, dass die Medikamente planmäßig eingenommen werden. Zeitweises Absetzen macht sie unwirksam. Aufgrund der Begleitung leben 95 Prozent der Patienten auch nach drei Jahren noch. Ohne Behandlung beträgt die Lebenserwartung ein Jahr, mit Behandlung aber bis zu 35 Jahren. "Na, 5000 bis 6000 werden es schon gewesen sein", antwortete der Pater auf die Frage, wie viele Leben wohl durch seine Helfer schon gerettet werden konnten.

Die Aidshilfe ist nur ein Aufgabenzweig. Dazu gibt es ein Krankenhaus: "Nur 116 von 248 Patienten sind im vergangenen Jahr gestorben, das ist hier eine sehr gute Quote", versichert der Pater den verblüfften Zuhörern. Des Weiteren unterhalten die Malteser ein Hospiz zur Betreuung unheilbar Kranker, ein mobiles Pflegeteam, das Kranke in ihren Wohnungen betreut, einen Kindergarten, ein Kinderheim für ausgesetzte, vernachlässigte, misshandelte oder missbrauchte Kinder und für Kinder, deren Eltern zum Beispiel an Aids gestorben sind. Auch gibt es Hilfsfonds für arme Kranke, für Menschen in Not, für unterernährte Kleinkinder, einen Stipendienfonds für begabte Schüler armer Eltern, einen Erste-Hilfe-Dienst und eine Katastrophenhilfe. Gefördert werden auch Selbsthilfegruppen. "Hilfe zur Selbsthilfe ist die beste Medizin", sagt Pater Gerhard und meint damit nicht nur den Gesundheitsdienst, sondern auch soziale Belange. Bei 50 Prozent Arbeitslosigkeit sind auch Anstöße zur Existenzsicherung wichtig. Seit 1994 die Rassentrennung aufgehoben wurde, arbeiten in der Organisation vor allem einheimische Farbige mit.

Den gleichen Vortrag, aber kindgerecht, hielt der Pater bereits zwei Tage zuvor bei der Rennertshofener Malteserjugend mit deren Leiterin Andrea Baumgartner. Weil alle Dienste kostenlos angeboten werden müssen, sind die Malteser auf Spenden angewiesen. Man kann, so der Pater, bei Geburtstagen, Jubiläen, Hochzeiten Geld sammeln, Vortragshonorare spenden, Benefizkonzerte, Sponsorenschwimmen, Tombolas oder Versteigerungen organisieren und anderes.

Das Spendenkonto in Deutschland: Kontoinhaber: Bruderschaft des Seligen Gerhard e. V.; IBAN: DE37 7215 2070 0000 0120 21; SWIFT-BIC: BYLADEM1NEB.