Staudheim
Verhaltensregeln für ein frommes Leben

Der Staudheimer Architekt Rainer Wilhelm erklärt die Wandmalereien in seiner Heimatkirche St. Quirinus

27.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Die Geschichte seiner Heimatkirche, Sankt Quirinus in Staudheim, mit ihren mittelalterlichen Wandmalereien brachte Architekt Rainer Wilhelm den Besuchern aus Burgheim näher. - Foto: Maier

Staudheim/Burgheim (DK) Dass eine Dorfkirche wie Sankt Quirinus in Staudheim mit sehr alten Malereien eine einzigartige Kirche ist, brachte der gebürtige Staudheimer Architekt Rainer Wilhelm zahlreichen interessierten Besuchern des Heimatgeschichtlichen Vereins Burgheim sehr nahe.

Rainer Wilhelm, einst Torjäger beim TSV Rain, ehemaliger Stadtrat der Tillystadt und in Gempfing wohnender Hobbyhistoriker, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Kunstgeschichte der Kirche seines Heimatortes. Seine Führung durch die Dorfkirche begann er mit einem Metermaß, das bei vor- und frühchristlicher Kunst beginnt und in der Neuzeit endet. Im Mittelalter drehte sich die Kunst nur um die Religion.

In Staudheim kann man in diese Denkweise hineinschauen, die das damalige Menschenbild prägte. Die einfache künstlerische Handschrift sollte nur den christlichen Glauben vermitteln. Die Bilder erinnern Rainer Wilhelm an ein "Mickey-Mouse-Heftchen" nach dem Motto: "Was passiert, wenn du fromm lebst" Vielerorts fielen diese naiven Wandmalereien dem Bildersturm zum Opfer, in Staudheim wurden sie übertüncht und gerettet.

Nach Luther folgte die Barockepoche mit aller Pracht zur Verherrlichung Gottes. Der eigentliche Bau der Staudheimer Kirche stammt etwa von 1200 bis 1400. Während der Barockzeit folgte eine Aufstockung, um 1830 eine weitere Vergrößerung und die letzte Maßnahme Ende der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Ein Barockaltar fiel einem Angriff in den letzten Kriegstagen 1945 zum Opfer. Der örtliche Zimmerermeister Karmann baute ihn wieder auf. Die beiden Seitenaltäre der Staudheimer Kirche sind neuzeitlich und haben "keinen großen geschichtlichen Wert". Ein herausragendes Exponat ist allerdings eine spätgotische Pieta.

Die Staudheimer Kirche ist gänzlich mit Wandmalereien ausgemalt. Sie waren lange verdeckt und die meisten sind es heute noch, weil sie unter Barockmalereien liegen. Entdeckt wurden die Malereien um 1920. Malermeister Müller aus Burgheim hat damals Chorraum und Kirchenschiff ausgemalt. Übermalt sind die Wandmalereien bestens gesichert, so Rainer Wilhelm. 1990 wurde alles im Chorraum gereinigt und perfekt erhalten. Zwei Bilder wurden auch restauriert, weisen aber unterschiedliche Erhaltungszustände auf. Die mittelalterlichen Maler hatten keine namentliche Bedeutung. Die beginnt erst mit dem Nürnberger Albrecht Dürer, der sich mit "Ich als Maler bin auch wichtig", selbstbewusst gab. Erst in der Renaissance habe die "regionale Hand" gesehen, wie der Großen malen.

Vor gut 600 Jahren konnte in einem Dorf niemand lesen und schreiben, entsprechend wichtig war die Bildersprache. Die Bilder um den Altarraum zeigen biblische Motive wie die Flucht aus Ägypten, die Heiligen drei Könige, Jesus im Tempel, die Verkündigung und die Schlüsselübergabe an Petrus mit dem Blick in das Paradies. Hinter dem Altar sind naive Malereien zu sehen, wie etwa die "Auferstehung von den Toten", wo menschliche Körper aus dem Boden steigen. Altbiblische Motive sind Moses mit den Gesetzestafeln und der Tanz um das "Goldene Kalb". Damit sei die Staudheimer Kirche einzigartig wegen mittelalterlicher Malerei, wo eine Bilderfolge vorhanden ist. Der Blick zurück in eine Zeit, 300 Jahre vor dem Barock, zeige die damalige Geisteshaltung.

In Bertoldsheim sind noch frühere Bilder zu sehen, Dollnstein sei ein "gewisser Höhepunkt", Eschling sei "toll, aber schwer zugänglich" und die Neuburger Schlosskirche gehöre ebenfalls dazu. Deckenmalereien gibt es in der Staudheimer Kirche nicht, weil der Ort klein und arm war. Er sei in Vergessenheit geraten, aber deshalb haben die rund 600 Jahre alten Schätze überdauert.

Sichtlich beeindruckt bedankte sich Doris Zitzmann, die Vorsitzende des Heimatgeschichtlichen Vereins Burgheim, bei Rainer Wilhelm für den Ausflug in das christliche Mittelalter in Staudheim mit einem "süßen Geschenk".