Sinning
275 Jahre Pfarrkirche Sankt Nikolaus

Das Jubiläum des Sinninger Gotteshauses wird am Wochenende groß gefeiert

13.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr
Prächtiger Altarraum: Die Pfarrkirche Sankt Nikolaus wird 275 Jahre alt. −Foto: Hammerl

Sinning (DK) Ihr mächtiger Kirchturm ist weithin bis ins Donaumoos zu sehen. Nun wird das Gotteshaus Sankt Nikolaus 275 Jahre alt. In Sinning steht ein Fest an.

Nicht nur das markante Gebäude ist aus der Gemeinde Sinning nicht wegzudenken, sondern die Pfarrkirche Sankt Nikolaus ist auch in säkularen Zeiten noch wichtiges geistliches Zentrum. Schreibt jedenfalls Bürgermeister Fridolin Gößl in seinem Grußwort der Festschrift zum 275-jährigen Jubiläum der Kirche.

Die Festschrift hat wieder Ludwig Ried geschrieben, der bereits vor 25 Jahren zum 250-jährigen Jubiläum eine ausführliche Chronik erstellt hatte. Darin schildert er die Historie der anno 1741 bis 1742 erbauten Barockkirche, deren Grundmauern noch aus dem Mittelalter stammen. Der Vorgängerbau musste aufgrund seines schlechten Bauzustandes abgebrochen werden, insbesondere der Turm hatte stark unter Sturmschäden gelitten, wie Pfarrer Johann Schnitzer im Jahr 1741 nach Augsburg schrieb: „Schon über vier Jahre ist durch einen starken Sturm das Dach am spitzen Turm aufgehebt, die Taschen auf das Langhaus runtergeworfen worden; dadurch auch dieses ruiniert, das Holzwerk am Turm hat anfangen zu faulen, weswegen Zimmerleuth und Maurermeister zu Rat gezogen, die dann für nötig erachteten, den Turm abzubrechen und einen Kuppelturm davor [dafür] aufzurichten mit einem Überschlag von 1482 Gulden“. Schnitzlers Nachfolger, Pfarrer Josef Karramann, ein gebürtiger Sinninger, der insgesamt 32 Jahre in Sinning wirkte, wurde zum Wiedererbauer der Kirche, die 1742 zwar fertiggestellt, aber jahrhundertelang nicht geweiht wurde, wie Ried zu berichten weiß. Erst 200 Jahre später, im Kriegsjahr 1941, lud der damalige Pfarrer Rupert Heiß den Bischof aus Augsburg ein, da die Kirche keinen konsekrierten Altar besaß. Kriegsbedingt hatte der Bischof keinen Dienstwagen mehr und musste im Militärfahrzeug seine Pastoralbesuche absolvieren. Eine weitere Anekdote weiß Ried noch aus jener Zeit zu erzählen. Der Bürgermeister Gebhart sei zwar ein strammer Nazi gewesen, hielt aber dennoch anlässlich des Bischofsbesuchs eine seinen Parteigenossen offenbar zu kirchenfreundliche Ansprache. Daher musste sich Gebhart anschließend vor einem NSDAP-Parteigericht verantworten. Was er allerdings unbeschadet überstand. Die neue Festschrift schließt sich sozusagen an die alte Chronik an und befasst sich hauptsächlich mit den vergangenen 25 Jahren.

„Die Pfarrkirche Sankt Nikolaus ist auch insäkularen Zeiten noch wichtiges geistliches Zentrum.“

Fridolin Gößl, Bürgermeister

 

Ergänzt hat Ried noch ein Kapitel zu Reformation und Gegenreformation, weil Sinning eine Sonderstellung innehat. „Sinning dürfte während der Gegenreformation sechs Jahre länger evangelisch bleiben als die anderen Gemeinden der Pfalz Neuburg“, erzählt Ried. Was daran lag, dass Herzog Wolfgang Wilhelm dem Hofmarksherren von Sinning, Junker Otto Erlbeck, das Versprechen gegeben hatte, den lutherischen Glauben in Sinning und Oberhausen noch bis 1623 ausüben zu dürfen, während „alle anderen lutherischen Prädikanten im Jahr 1617 abgedankt wurden“, wie es damals formuliert wurde. Das führte dazu, dass auch Neuburger Lutheraner nach Sinning „ausliefen“, um dort Gottesdienste zu besuchen oder ihre Kinder taufen zu lassen. Dass Erlbeck 1622 gestorben war, machte es dem Landesfürsten leichter, die Interimslösung 1623 zu beenden.

Gefeiert wird am kommenden Sonntag um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Pfarrer Serge Senzedi. Daran schließen sich ein gemeinsames Mittagessen und später Kaffee und Kuchen im Bürgerhaus an. Um 13 Uhr wird ebenfalls im Bürgerhaus eine kleine Ausstellung eröffnet, die Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung mit liturgischen Geräten und Paramenten ausgestattet haben. Gezeigt werden unter anderem mehrere wertvolle Messgewänder, die teilweise um 1720 datieren und von den Neuburger Ursulinen hergestellt wurden. Ried hat zudem Kostbarkeiten aus dem Pfarrarchiv herausgesucht, die ebenfalls zu besichtigen sind. „Das wertvollste sind unsere Pfarrmatrikel, beginnend mit dem Jahr 1583“ sagt der Heimatforscher und schwärmt von den sehr gut erhaltenen Unterlagen, die durch alle Kriegsjahre hindurch gerettet wurden. Zwar seien die Pfarrmatrikel etwas lückenhaft während des 30-jährigen Krieges geführt worden, aber ansonsten vollständig erhalten. Die meisten Pfarreien der Diözese besäßen lediglich Matrikel aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg, erzählt er. Die Sinniger Pfarrmatrikel waren jedoch während der Kriegszeit im Schloss Neuburg in Sicherheit gebracht worden.