Sehensand
Wirtshausgaudi mit deftigen Liedern

Sehensander Musikanten laden in ihr Schützenheim ein

08.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:16 Uhr

Anni Huber und Schorsch Angerer spielten im Schützenheim der Enzian-Schützen zünftig zum Tanz auf. Die Volkstanzgruppe Sehensand zeigte an diesem Abend zudem ihr Können und drehte sich zur Kreuzpolka munter im Kreis - Fotos: Hammerl

Sehensand (DK) Zünftige Blasmusik, deftige Wirtshauslieder, bekannte Volkstänze, Lieder zum Mitsingen und mehr oder weniger ernsthafte Vorträge gab es bei der sechsten Sehensander Wirtshausgaudi. Im gut besuchten Schützenheim der Enzian-Schützen boten die Sehensander Musikanten beste Unterhaltung.

Den Auftakt machen die sieben Musiker der Blaskapelle mit dem fetzigen „Musik, Musik“ und reichen den Stab nach dem dritten Lied an die Ofabanklmusi weiter, ein munteres Quartett aus Trompeter Thomas Wöhr, Klarinettist Rainer Reichard, Dirigent Helmut Lenz und Petra Reichard, die nicht nur Tuba bläst, sondern auch den Vorsitz der Sehensander Musikanten innehat. Die Ofenbänkler haben sich natürlich am Ofenbankl niedergelassen und beweisen, dass sie es faustdick hinter den Ohren haben. Vom Goaßbockschottischen über Braut- und Liederwalzer bis zum Gamsgebirgmarsch reicht das Repertoire. Da wird die Wirtshauskultur besungen und die Juli-Polka kurzerhand umgedichtet, so dass die „schöne Jule starb einsam und verlassen, weil der schöne Fred sie hat sitzen lassen“. Was Fred Speer prompt dazu animiert, sich hinterm Tresen stilvoll zu verneigen.

Auch das zahlreich erschienene Publikum darf mittun, denn „Alle sind herzlich eingeladen, laut mitzusingen“, wie das Liedblatt verkündet. Mit „Als ich kaum 18 Jahr’ alt war“ legt Lenz, der wie gewohnt das Programm zusammengestellt hat, nicht bei allen Männern im Saal Ehre ein. So mancher schaut ein wenig gequält, als er sich anhören muss, „bis d’eahm das Wickln gelernt host, daweil sans (die Kinder) in der Schul“ oder zu guter Letzt den Rat an die jungen Mädchen „traut’s bloß den Männern nicht, denn keiner dieser Helden hält, was er verspricht“. Lachend weist Anette Lenz jegliche Verantwortung für die Liedauswahl zurück, während ihr Mann sich sicher gibt: „Das halten die Männer schon aus“. Mitgesungen haben jedenfalls die meisten, und zwar kräftig.

Die Volkstanzgruppe Sehensand trägt unter anderem Kreuzpolka, Knödeldraher und S’Hirtamadl bei, wobei die Wirtshausbesucher wieder mitsingen dürfen. „A Hirtamadl mag i net“, ruft Alfons Lösch spontan und fügt grinsend hinzu: „des hot koa dicke Wadln net“. Tatsächlich, ein Blick auf das eben verteilte Liedblatt gibt ihm Recht.

„Die Dorfkulturtage sind nach vier Jahren eingeschlafen, weil es keine Unterstützung vom Landkreis gab“, beginnt Kreisheimatpfleger Manfred Veit seine Ansprache. Umso mehr freue es ihn, dass die Sehensander Wirtshausgaudi, einst im Rahmen der Dorfkulturtage entstanden, immer noch lebendig sei. „Brauchtum ist viel stärker“, kommentiert er. Sein eigentliches Thema lautet „800 Jahre Sehensand“. Jeden einzelnen Tag, wie Helmut Lenz augenzwinkernd angekündigt hat, arbeitet Veit jedoch nicht ab, denn „dazu war die Vorbereitungszeit zu kurz, ich hatte nur 14 Tage“. Stattdessen konzentriert er sich auf die Anfänge, den Pappenheimer Urbar, in dem Marschall Heinrich von Kalentin-Pappenheim all seine Besitztümer verzeichnet hatte. Für Sehensand notierte er nur ein Haus, Veit ist sich aber sicher, dass es mehr gewesen sein müssen. 600 Jahre später waren es ein ganzer Hof, ein halber Hof und insgesamt 13 Häuser, die dem Kollegialstift St. Peter, dem Kloster Niederschönenfeld, der Pfarrei Heilig Geist, Sinning und dem Hofkastlamt gehörten.

Nach einem weiteren gemeinsamen Lied „gibt Pfarrer Tischinger sein Bestes“, wie Lenz ankündigt. In Lederhose und mit dem Bierkrug in der Hand ist an Krankenhausseelsorger Anton Tischinger tatsächlich ein Komödiant verloren gegangen. Nach bühnenverdächtiger Soloversion „Vorsicht vor Gemütlichkeit“ auf das „Prosit der Gemütlichkeit“, mit dem Lenz den Wunsch Veits nach einem Tusch auf den 800. Namenstag erfüllt hat, erzählt er Witze, die meisten davon mit Bezug zu Kirche und Pfarrberuf. Dem lässt Lenz noch eine kleine Schweinekunde folgen, nachdem Anni Huber und Schorsch Angerer ein weiteres Mal aufgespielt haben. Nach zweieinhalb Stunden ist dann offiziell Schluss, beziehungsweise die Sehensander Musikanten übernehmen den Ausklang mit Open-End.