Rom
Papst Franziskus wohnt nebenan

Seminarist Manuel Reichart bereitet sich im Vatikan auf seine Priesterlaufbahn vor

16.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Foto: DK

Rom/Neuburg (szs/DK) Der Neuburger Manuel Reichart will Priester werden. Der Weg zu diesem Ziel führte den jungen Mann nun ins Herz des Vatikans. Ein Jahr lang bereitet sich der Seminarist in Rom auf seine weitere Laufbahn vor - und erlebt als Nachbar des Papstes, was Weltkirche bedeutet.

"Franziskus wohnt nur zwei Häuser weiter", erzählt der 22-Jährige. "Dass an unserem Haus die Kardinäle, Bischöfe und Staatsgäste, die zu einer Audienz geladen sind, vorbeikommen, vermittelt mir immer wieder, dass hier der Sitz der Kirche ist." Kardinal Gerhard Müller aus Regensburg war darunter, Georg Ratzinger besuchte seinen Bruder, den emeritierten Papst Benedikt XVI. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war da und Annette Schavan ist als deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl sowieso Dauergast im Vatikan. Auch den Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Muhammad bin Abdul Karim Al-Issa, hat Reichhart vor seiner Wohnung gesehen. Und den Papst natürlich auch. Wenn Franziskus morgens vorbeilaufe und die Menschen "Ciao Papa" rufen, bleibe er immer kurz stehen und grüße zurück, erzählt der Neuburger - dann wird seine Stimme am Telefon von Glockengeläut übertönt. "Das ist der Petersdom", sagt der Seminarist. "In der Gemeinschaft hier im Haus leben Priester, die an der Kurie arbeiten und mich als Studenten und Priesteramtskandidaten immer wieder auch an ihrem Berufsalltag teilhaben lassen."

Anfang September startete der Flieger und landete bei gut 35 Grad Hitze. "Frisch am Päpstlichen Kolleg innerhalb des Vatikanstaates angekommen, wurde ich freundlich aufgenommen, und dies erleichterte das Einleben hier sehr", berichtet Reichart in seinem Online-Blog der katholischen Pfarreiengemeinschaft Neuburg. Das erste Wochenende wurde ruhig angegangen und man hat sich vieles angeschaut, die neuen Mitbewohner kennengelernt und die neue Heimat begutachtet. Doch diese Ruhe dauerte nicht lange an, denn schon bald stand der Italienisch-Sprachkurs auf dem Programm. "Innerhalb von vier Wochen durfte ich mit den unterschiedlichsten Leuten eine für alle komplett neue Sprache lernen", erzählt der Neuburger. "Diese Sprache war, neben unserem gemeinsamen Glauben natürlich, eine Brücke, die uns verbindet." Hier lernten Priester, Mönche, Ordensschwestern, Seminaristen und Laien aus allen Ländern der Welt: Indien, Philippinen, Korea, Mexico, USA, Frankreich, Bosnien, Kroatien, und viele weitere mehr. "In diesem Sprachkurs habe ich innerhalb kürzester Zeit Menschen kennengelernt, die zu meinen Freunden geworden sind, weil wir alle die gleiche Botschaft und den gleichen Auftrag haben: Christus in die Welt tragen und in der Welt bezeugen!"

Doch neben den vielen großen Ereignissen und Momenten in der hektischen und lauten Stadt Rom, könne man immer wieder im Gebet und der Meditation in den vielen Kirchen der Stadt Ruhe finden und alles nochmals vor dem inneren Auge betrachten und genießen. "So verbleibe ich bei immer noch 27 Grad warmem, sonnigem Wetter mit den besten Grüßen in die Heimat nach Neuburg und bin mit der Pfarreiengemeinschaft St. Peter und Heilig Geist im Gebet verbunden. Ich bitte aber auch Sie, mich und die Priesteramtskandidaten der Diözese Augsburg im Gebet zu begleiten. Vergelt's Gott!", schreibt Manuel Reichart an seine Heimatgemeinde.