Rohrenfels
Der Chef steht selbst in der Backstube

Geschäftsführer der Rohrenfelser Bäckerei Schöllhorn ziehen nach Jann-Übernahme eine erste Bilanz

08.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Die Arbeit in der Backstube ist Chefsache: Für Hubert Schöllhorn (links) steht die Qualität seiner Waren im Vordergrund. Um den Vertrieb kümmert sich der zweite Geschäftsführer Gerhard Roggenkamp (rechts), der schon bei Jann in der Produktionsleitung tätig war. - Foto: Schanz

Rohrenfels (DK) Die Bäckerei Schöllhorn hat Ende 2014 die Backstube, die Filialen und die Mitarbeiter der insolventen Traditionsfirma Jann übernommen. Das war alles andere als einfach. Nun ziehen die Geschäftsführer Hubert Schöllhorn und Gerhard Roggenkamp eine erste Bilanz.

„Die Übernahme lief nicht so glücklich. Da ist einiges danebengegangen“: Die beiden Geschäftsführer nehmen kein Blatt vor den Mund. „Wir sind immer noch dabei, Altlasten abzutragen.“ Nach den Vertragsunterzeichnungen im Dezember habe es so manche böse Überraschung in den Büchern gegeben. Man startete mit einer schweren Hypothek aus dem Vorgängerunternehmen. „Aber die Stimmung wird besser“, sagt Hubert Schöllhorn, der gerade frisch aus der Backstube kommt. Der Chef steht jede Nacht persönlich mit an den Öfen, überwacht die Qualität der Waren. Der zweite Geschäftsführer kümmert sich um den Vertrieb: „Wir haben seit Januar den Umsatz um 20 bis 25 Prozent steigern können“, sagt Roggenkamp, der schon bei Jann als Produktionsleiter beschäftigt war.

Die Fusion der zehn Schöllhorn-Läden mit den 14 übernommen Filialen der ehemaligen Bäckerei Jann sei aber noch nicht vollständig, berichten beide. „Das muss auch im Kopf zusammenwachsen“, erklärt Schöllhorn mit Blick aufs Personal. 127 Mitarbeiter, davon die Hälfte Vollzeitkräfte, beschäftigt man derzeit, 35 hatte man mitgebracht, etwa 100 von Jann übernommen. „Wir müssen schauen, wie wir alle Bereiche vernünftig zusammenkriegen, die Abläufe stimmig kriegen“, berichtet Roggenkamp.

Was das Filialnetz betrifft, hat man erst mal alle Läden weitergeführt, also die zehn bestehenden und die 14 von Jann übernommenen. Der ehemalige Jann-Geschäftsführer Martin Gubo hatte vor der Pleite noch einige Läden geschlossen. Im November eröffnet Schöllhorn jetzt eine neue Filiale im Neuburger Ostend, im Penny-Markt. „Wir müssen hier am Standort mehr Präsenz zeigen“, sagt der Bäcker. „Das ist unser Heimatort und wir haben hier nichts, außer unserem Backstubenladen.“ Setzt man – wie früher Jann – auf das Konzept des Dorfladens? Da schütteln beide die Köpfe. Die bestehenden Dorfläden wolle man zwar weiterführen, aber es soll keine neuen geben. Die Zukunft sieht man im Rohrenfelser Chefbüro in der „Bäckereifiliale mit Frühstückszubehör“ – von der Marmelade bis zur Butter. „Wir wollen die Backstube auf solide Füße stellen“, sagt Schöllhorn. „Es muss ein Handwerksbetrieb bleiben, kein industrieller Betrieb.“ Über 30 Filialen hinaus wolle man daher nicht wachsen, sich eher im Bereich von 25 stabilisieren. Im Gegensatz zur ehemaligen Jann-Geschäftsführung wird deutlich, dass man hier eher auf Bodenhaftung als auf markige Sprüche setzt.