Riedensheim
Brandschutz im Feuerwehrhaus

Riedensheimer haben beim Neubau mit bürokratischen Normen zu kämpfen

15.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Foto: Sebastian Schanz

Riedensheim (DK) 4200 Stunden Eigenleistung haben die Riedensheimer bereits in ihr neues Feuerwehrhaus gesteckt - mindestens 5000 werden es sein, wenn im Spätsommer alles fertig wird. Doch nun hapert es - ironischerweise ausgerechnet beim Brandschutz.

Respekt nötigt der Neubau ab. Hier schafft sich die Dorfgemeinschaft gerade ein Denkmal. Viele freiwillige Helfer packen mit an. "Wir machen wirklich zu 99 Prozent alles selber", berichtet Johann Muschler als einer der Initiatoren stolz, während er mit seinem elfjährigen Sohn Johannes Dämmplatten in der Dachkonstruktion befestigt. Auch der Rehm Maxi habe richtig viel geleistet, berichtet der Bub und kratzt sich - die Dämmwolle juckt. Ein harter Kern an Machern ist zu jeder freien Minute auf der Baustelle, an einem Tag waren es fast 20 Arbeiter. Jeder bringt sich ein. "Und die Frauen verpflegen uns mit Kaffee, Kuchen und Brotzeit, das ist echt super", sagt Johann Muschler, der allein schon 400 Stunden ins Feuerwehrhaus reingesteckt hat.

Der Neubau, direkt an der Alten Schule, löst für Generationen alle Platzprobleme für die Feuerwehr und kommt auch den Schützen und dem FC Prost zu Gute. In der Alten Schule wird weiter der Veranstaltungssaal samt Bar und Toiletten zu finden sein. Im Neubau gibt eine Fahrzeughalle weit mehr Platz her, als die Feuerwehr für ihren TSA-Tragkraftspritzenanhänger bräuchte. Die Freiwilligen können nun alle modernen Feuerwehrstandards einhalten. Im Keller gibt es Lagerräume mit eigenem Zugang. Draußen gibt es einen idealen Platz für Feiern aller Art. So weit so gut.

Doch Schwierigkeiten bereitet der Rettungsweg aus dem oberen großen Raum im ersten Stock, der für die Jugendarbeit oder auch für Mutter-Kind-Treffen sowie Vereinstreffen verschiedener Art genutzt werden kann. "Hier passen rund 50 Leute rein", sagt Johann Muschler, Gemeinderat und einer der Initiatoren des Projekts. "Und die 50 müssen im Brandfall auch schnell nach draußen", erklärt Muschler und führt den Besucher ins Treppenhaus - als zweiter Fluchtweg war ein Durchgang zum benachbarten und angegliederten Gebäude der Alten Schule geplant. Durch eine Tür im ersten Stock gelangt man auf eine Art Balkon und von dort über einen Mauerdurchbruch in den Veranstaltungsaal der Alten Schule.

Und genau hier hapert es. Der Brandschutz erfordert, dass immer die Durchgangstüren offen sind. Die Versicherung fordert, dass sie zum Einbruchsschutz geschlossen sind. "Das bereitet uns gerade Kopfzerbrechen", gibt Muschler zu. Weder Architekt noch Landratsamt hatten eine Lösung parat. Eine externe Brandschutztreppe? Ein Käfig rund um den Durchgang? Automatische Sicherheitstüren? Alles erfordert Zusatzkosten. "Irgendwie müssen wir das Problem lösen", sagt Muschler.

Die kleine Verzögerung ist im Vergleich zum langen Vorlauf des Projekts relativ unspektakulär. Denn schon vor fast 20 Jahren galt das alte Feuerwehrhaus als nicht mehr zeitgemäß. Vor etwa acht Jahren dann hat die Feuerwehr Riedensheim einen kleinen Anbau an die Alte Schule vorgeschlagen. Doch die Standards im Feuerwehrbereich erforderten eine große Lösung - die nun endlich kurz vor der Realisierung steht. Innen muss noch isoliert werden, der Estrich im Obergeschoss muss verlegt, die Elektrik eingezogen und der beige Außenputz aufgebracht werden. Im Spätsommer soll das neue Haus mit einem Fest eingeweiht werden.