Rennertshofen
Geschenk gefällt nicht

Gartler wollen Tulpenbäume pflanzen das kommt nicht bei jedem gut an

07.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Rennertshofen (DK) Draußen vor dem Rathaus tranken die Leute Glühwein, drinnen Apfelsaftschorle und Kaffee: In der Nikolaussitzung des Rennertshofener Marktgemeinderates hielt die Harmonie lange - bis ausgerechnet ein rosa blühender Baum für Ärger sorgte.

Der Tulpenbaum als Vertreter der Magnoliengewächse wird auf der ganzen Welt geschätzt für seine großen, zarten Blüten. Was im New Yorker Central Park Frühlingsgefühle weckt, soll bald auch im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Freude bereiten. Der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege hat anlässlich seines hundertjährigen Bestehens im kommenden Jahr eine landkreisweite Baumpflanzaktion geplant. Gemeinden sollen Wünsche äußern, wo im Frühjahr ein Jubiläumsbaum Wurzeln schlagen soll. Kosten kämen auf die Orte nicht zu. Es handelt sich um Spenden. "Jede Gemeinde kann mindestens einen Tulpenbaum beantragen", verlas Bürgermeister Georg Hirschbeck (CSU) am Ende der Rennertshofener Gemeinderatssitzung. Fast wollte er schon dazu übergehen, allen Zuhörern noch besinnliche Weihnachten zu wünschen - doch da meldete sich Ludwig Bayer (FW) zu Wort.

Um im Bild zu bleiben: Er übernahm an diesem Abend die Rolle des Knecht Ruprechts, die ja immerhin tief in der bairischen Kultur verankert ist und ihre Daseinsberechtigung hat. "Ein Tulpenbaum ist kein einheimischer Baum. Bei jeder Ersatzpflanzung beharren die Kreisfachberater für Gartenbau auf einheimischen Gewächsen und dann schlagen sie uns einen exotischen Baum vor. Das ist doch irrwitzig", schwang er die verbale Rute. Als in Bertoldsheim Alleebäume ausgetauscht werden mussten, sei der Vorschlag für Robinien abgelehnt worden. Und jetzt? "Eine Robinie ist 20-mal einheimischer als ein Tulpenbaum." Beschwichtigungsversuche des Bürgermeisters, es sei doch die Nikolaussitzung, verpufften. "Ich bin für eine Pflanzaktion, aber dann mit einheimischen Baumarten", sagte Bayer, bevor Hirschbeck die Zuhörer in die kalte, neblige Nacht entließ.

Am nächsten Morgen äußerte sich Erwin Pommer, der Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege zu der Kritik. "Diese Bäume werden ja nicht in der freien Landschaft gepflanzt. Innerorts darf ich auch andere Arten pflanzen, und das werden wir auch müssen, wegen des Klimawandels", erklärte er. Für die feierliche Pflanzaktion im Frühjahr habe man sich für die Tulpenbäume entschieden, weil sie große Blätter und folglich wenig Laub haben, große Blüten und insgesamt nicht so groß werden. "Sie werden von der Bevölkerung gerne angenommen und es handelt sich um einen Baum der Zukunft", sagte Pommer. Was die Bertoldsheimer Allee angehe, dort habe der Schlossbesitzer das letzte Wort gehabt, hier habe man deshalb Kastanien gepflanzt. Ein Vorschlag für Robinien sei ihm nicht bekannt, konterte er die Kritik.

Dann holte er noch zu einem kleinen Seitenhieb aus: "In der Marktstraße in Rennertshofen haben wir nur mit Ach und Krach überhaupt 13 Bäume durchsetzen können", erzählte der Gartenbauberater.