Er
Ein Dorfpfarrer mit Leib und Seele

27.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Er fühlt sich wohl auf dem Land: Thomas Brom, Hobbyhistoriker, Katzenliebhaber und Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft Ehekirchen, genießt seine Arbeit und die dortige Natur. Und er hält die Aufgabe der Kirche heute für wichtiger als je zuvor.

Antonia ist eine der wichtigsten Frauen im Leben von Pfarrer Thomas Brom. Zehn Jahre ist die Katzendame alt, beim Besuch unserer Zeitung im Ehekirchener Pfarramt döst sie auf einem Stuhl im Büro des Seelsorgers. Antonia und ihre gleichaltrige Schwester Schneeflocke gehören seit Jahren zum Haushalt des Katzenliebhabers. "Sie sind meine Wegbegleiter", erklärt der 42-Jährige. Untrennbar verbunden ist er mit ihnen. So wie mit seinem Seelsorgebereich und den dortigen Menschen. "Ich bin mit meinen Pfarreien verheiratet", sagt der Pfarrer. Elf Stück betreut Brom, dazu kommen vier Filialen, von denen Weidorf eigentlich ebenfalls als Pfarrei gilt. Große Gedanken über eine Abschaffung des Zölibats macht sich der Ehekirchener Seelsorger daher nicht. "In einer derart großen Pfarreiengemeinschaft hätte ich für eine Familie gar keine Zeit." Denn freie Stunden sind in Thomas Broms Leben ohnehin recht knapp bemessen. Ein Zustand, den er mitunter genießt.

Die Arbeit als 24-Stunden-Pfarrer auf dem Land will der gebürtige Neuburger nicht missen. "Das ist wirklich eine Berufung", sagt er und weiß, dass er sich dabei einer Floskel bedient. Allerdings einer, die perfekt passt, wie er sagt. Kein Wunder, dass Brom einst begeistert reagierte, als der damalige Augsburger Bischof Walter Mixa ihm die Pfarrstelle in Ehekirchen anbot. "Ich bin gerne hier bei meiner Heimat", sagt er voller Überzeugung. Und nach acht Jahren sei er gerade erst dabei, alles richtig kennenzulernen - eine Aussage, die Brom auch schon an höherer Stelle vorgebracht hat. Denn trotz der mit gut 3000 Katholiken verhältnismäßig eher kleinen Zahl an Gläubigen hält Ehekirchen viel Arbeit für einen Pfarrer bereit. Dazu gehört nicht allein das weitläufige Gebiet mit mehr als einem Dutzend Dörfern und unzähligen Kirchen und Kapellen. Auch die beiden Kindergärten St. Stephanus in Ehekirchen und Wirbelwind in Walda zählen zu seinem Aufgabenbereich. "Pfarrer zu sein, bedeutet in diesem Fall auch, Verantwortung für die Angestellten zu übernehmen", betont Brom.

Doch abseits von Verwaltung und Gottesdiensten liegen dem Geistlichen, der in seiner Freizeit als Ausgleich leidenschaftlich gerne wandert oder ins Fitnessstudio geht, vor allem deren Bewohner am Herzen. "Ich habe diesen Menschenschlag gern", sagt er. Die Leute in Ehekirchen zu begleiten und für sie da zu sein - das bedeute Seelsorge. Dabei kommt es ihm zupass, dass die katholischen Traditionen in der Gemeinde noch fester Bestandteil der Gesellschaft sind, dass "die Kirche noch im Dorf ist", wie Brom findet. Vor allem bei den vielen Renovierungsprojekten - beinahe jedes Jahr eines - sei das am enormen ehrenamtlichen Engagement der Menschen zu spüren.

Trotzdem geht der Wandel, den die Kirche generell durchmacht, nicht spurlos an dem noch immer als jung geltenden Seelsorger und seiner Gemeinde Ehekirchen vorüber. "Mit Kritik an unserem Glauben bin ich sehr wohl vertraut", sagt Brom, der eine gewisse "Verdunstung des Glaubens" festgestellt hat. Die Nachrichten über Missbrauchsvorwürfe innerhalb der Kirche bezeichnet er als "schweren Schlag". Umso wichtiger ist es aus seiner Sicht, den Kritikern mit offenen Ohren zu begegnen und gute Antworten zu liefern - auch wenn man um diese mitunter mit sich selbst ringen muss. "Ich glaube, dass der Glaube noch lange nicht ausgedient hat", beschreibt er seine Motivation und begründet diese Ansicht zugleich mit dem breit aufgestellten sozialen Engagement der Kirche. Als Beispiel nennt er die Pfarrer-Georg-Kapfer-Stiftung, deren Vorsitzender Brom ist und die benachteiligte Kinder in der Region unterstützt.

Der Weg des Neuburgers in dieses Leben begann schon früh, in seiner Kindheit. Damals inspirierte und beeindruckte ihn der Heimatpfarrer Vitus Wengert nachhaltig. "In ihm habe ich in meiner Jugendzeit einen wunderbaren Geistlichen erlebt", erzählt Brom. Nach Abitur und Wehrdienst festigte sich der Gedanke, den Dienst in der Kirche anzutreten. "Ich habe einfach festgestellt, dass ich das gerne machen würde."

Ebenfalls eine Leidenschaft des Geistlichen: die Musik. Seine Gitarre steht jederzeit griffbereit im Büro. "Die Entspannung beim Spielen ist irrsinnig." Mit Feuereifer stürzt sich Brom auch in ein weiteres Hobby, die Historie der Region. Vor allem die Geschichte der hiesigen Kirchen interessiert den Pfarrer, der auch die Anfänge der Gemeinde Ehekirchen erforscht hat. Faszination empfindet Brom seit seiner eigenen Zeit bei der Bundeswehr auch für die Epoche der Christianisierung der römischen Armee.

Was kaum jemand von ihm weiß, ist seine Leidenschaft für cineastische Stoffe. "Mit 17 habe ich in der Rennbahn in Neuburg Filme vorgeführt, seit dieser Zeit gehe ich gerne ins Kino." Einer seiner Lieblingsstreifen: die Literaturverfilmung "Das Geisterhaus".