Pralles Ballettvergnügen

Sorbisches Nationaltheater Bautzen zeigt für Vorschulkinder den Raben Augustin

11.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Augustin liegt verletzt am Boden, die Sanitäter und die kleine Elster bemühen sich um ihn, während die Trage repariert wird. −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Ballett für Vorschulkinder? Klingt gewagt, ist es aber nicht, jedenfalls nicht im Fall des Raben Augustin, dessen Geschichte das Sorbische Nationaltheater Bautzen so wunderbar kindgerecht, mal zauberhaft-romantisch, mal gefährlich wild, immer aber bestens verständlich auf die Bühne des Neuburger Stadttheaters zaubert. Es herrscht Trubel im sonst so stillen Wald, als der kleine Rabe Augustin aus dem Ei geschlüpft ist und von seinen Eltern mit einem riesigen Fest begrüßt wird.

Dazu haben die Tiere des Waldes allerlei Gaben mitgebracht und keltern sogar Trauben. Kein Wunder, dass es der Eule beinahe zu bunt wird. Sie könne fast so gut dichten wie fliegen, lässt sie ihre kleinen Zuhörer wissen, die sie kommentierend durch die Geschichte des kleinen Raben führt, der so manches anstellt, bis er endlich erwachsen wird. Vorher aber springt er zur Freude des jungen Publikums über Tisch und Bänke, schießt Fensterscheiben ein, schmeißt die Wäsche von der Leine auf den Boden und nimmt der kleinen Elster den Puppenwagen weg. Nur wenn seine Mutter den Waschzuber hervorholt, wird er ganz kleinlaut.

Während die jungen Zuschauer der Nachmittagsvorstellung diszipliniert und aufmerksam der Geschichte folgen, haben auch die Erwachsenen ihre Freude an den ausdrucksstarken Tänzern, den kreativen, bunten und mit vielen kleinen Accessoires angereicherten Kostümen, die dazu animieren, die Tierart zu erraten. Und natürlich an der eingängigen und ungemein abwechslungsreichen Musik, die Jan Chlebnicek vor knapp 20 Jahren im Stil sorbischer Tanzmusik komponierte. Mal überschäumend vor Lebenslust, mal zart-romantisch, mal spannungsreich und sogar in Richtung Slapstick gehend, als Festgäste den glücklichen Eltern Tortenstücke überbringen.

In 65 Minuten prallen Ballettvergnügens packt Choreograf Juraj Siska jede Menge Figuren, Soli, Gruppentänze und erzählt dabei die Geschichte des kleinen Raben. Wie er fliegen lernt, mit seinem Vater und Onkel auf große Reise geht, sie dabei verliert und in ein Spinnennetz gerät. Während die Kreuzspinnen zu bedrohlich-martialischer Musik die Messer wetzen, gelingt es Augustins Begleitern, ihn wieder zu befreien. Doch der junge Rabe hat immer noch nicht genug angestellt. Er spannt dem Eisvogel das Weibchen aus, wird von diesem und seinen Kumpanen gestellt und bleibt verletzt am Boden liegen, wo ihn die kleine Elster findet und die Sanitäter alarmiert. Urkomisch die Szene mit den Fuchs-Sanitätern, deren Trage defekt ist, weshalb sie sich mehr um ihr Gerät als um den Verletzten kümmern, das schließlich von gelben Engeln - die anhand der Stacheln auf dem Rücken als Igel interpretiert werden können - repariert wird. Währenddessen hat sich Augustin mal wieder davongemacht. Doch das Happyend ist nicht fern, die kleine Elster bekommt ihren Raben im furiosen Finale der Vogelhochzeit, wozu die Zuschauer das bekannte Lied singen dürfen.