Pöttmes
Dem Donaumoos fehlt das Wasser

Anerkannte Experten beklagen drastische Trockenlegung Regierung gibt Studie in Auftrag

02.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:21 Uhr

Die Leiter der Unteren Naturschutzbehörden, Gerhard Däubler (Aichach-Friedberg) und Siegfried Geißler (Neuburg-Schrobenhausen) waren mit den Professoren Michael Succow und Lebrecht Jeschke (v.l.) auf Exkursion im Donaumoos. Das rechte Foto zeigt Succow am Moospegel bei Ludwigsmoos. Der Eichenpfahl zeigt, wie stark das Moor innerhalb der vergangenen 180 Jahre gesackt ist. - Foto: Richard Schöttne

Pöttmes/Neuburg (kpf/DK) Ursprünglich war es das größte bayerische Niedermoor. Doch ab 1796 begann die Trockenlegung des Donaumooses, womit ihm sein Moorcharakter genommen wurde. Experten zeigen sich nun besorgt über den Zustand des Mooses. Ihm fehlt schlichtweg das Wasser.

Nachdem vor Kurzem im Pöttmeser Gemeinderat das bayerische Klimaschutzprogramm (KLIP) vorgestellt wurde, das unter anderem die ökologisch besonders wichtigen, aber auch stark bedrohten Moorlandschaften schützen und sanieren will, haben sich nun renommierte Experten das Donaumoos angesehen.

Die Professoren Michael Succow und Lebrecht Jeschke, beide lehren am Moor Centrum der Universität Greifswald sowie zum Thema Landschaftsökologie, Naturschutz und nachhaltige Moornutzung an verschiedenen deutschen und internationalen Universitäten, waren nun zu Besuch in Pöttmes im Landkreis Aichach-Friedberg, auf dessen Gebiet etwa vier Prozent der Moorfläche entfällt. 96 Prozent liegen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Die beiden wohl berühmtesten Moorexperten der Bundesrepublik Deutschland schreiben zur Zeit gemeinsam am Buch "Schicksal der Moore", das im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll.

Michael Succow erhielt 1992 den Alternativen Nobelpreis für Umweltschutz. Ihm wird ein großer Anteil an dem Erfolg zugesprochen, 1990 kurz vor der Wiedervereinigung, 23 Gebietsflächen und damit rund zehn Prozent des Staatsgebiets der damaligen DDR mit dem Status "Nationalpark" als stellvertretender Umweltminister aufgewertet und somit dauerhaft unter Schutz gestellt zu haben.

Die beiden Experten bereisten nun die bayerischen Moore. Im Donaumoos, das sich auf 45 Quadratkilometer von Pöttmes bis in die Nähe von Ingolstadt erstreckt, wurden sie von den Leitern der Unteren Naturschutzbehörden Aichach-Friedberg und Neuburg-Schrobenhausen, Gerhard Däubler und Siegfried Geißler begleitet. Die Schlussbesprechung zu der Donaumoos-Exkursion fand im Pöttmeser Seeanger auf dem Hof der Familie Soós-Schupfner statt. Sissi Veit-Wiedemann, Zweite Bürgermeisterin von Pöttmes, Richard Schöttner, Ernst Haile für den Bund Naturschutz Pöttmes und Aichach-Friedberg und Helmut Schenke für den Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg sowie Gastgeber Jano Soós, Gründer der Ach-Allianz, erhielten einen fachkundigen Bericht und waren mehr als betroffen vom Zustand der Moorflächen im Donaumoos.

Succow wies dabei insbesondere auf die Dringlichkeit zur Einführung intelligenter Wasserrückhaltesysteme und die teilweise Umstellung auf die sogenannte Nassbewirtschaftung hin. Erschüttert stellten er und sein Kollege Jeschke fest, dass wohl keines der vielen deutschen Moore heute noch auf so drastische Trockenlegung beim Boden- und Wassermanagement ausgerichtet ist wie das Donaumoos - mit all den damit verbundenen negativen Erscheinungen von klimaschädlichen Ausgasungen, dem damit zusammenhängenden auffallend starken Bodenschwund und den sehr hohen Nitrateintragungen ins Grundwasser.

Dem könnte mit andernorts vielfach bewährten einfachen Maßnahmen begegnet werden. Zum Beispiel könnten einfache Klappstauwerke in den Gräben für ein intelligentes Wassermanagement sorgen, das während der Anbau-, Acker- und Erntezeiten den Wasserstand senkt, um in den Wintermonaten, wenn man nicht auf die Felder fahren muss, mit höheren Wasserständen zu arbeiten.

Mit dieser einfachen Maßnahme würden nach Ansicht der Wissenschaftler die noch verbliebenen Moorkörperflächen im Moos vor unnötiger Austrocknung geschützt. Wie sich solche und weitere Maßnahmen auf erhaltenswerten Teilmoorflächen in den Gemeindegebieten Pöttmes und Ehekirchen umsetzen lassen und welche wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile sich langfristig daraus ableiten lassen, soll eine von der Regierung von Schwaben durchgeführte und finanzierte Studie in den nächsten Monaten aufzeigen.

Das dürfte auch Landrat Roland Weigert (FW) in Neuburg interessieren. Weigert ist zugleich Vorsitzender des Donaumoos-Zweckverbandes, der eben den Großteil des Niedermoores in seinem Wirkungsbereich hat. Wiedervernässung, Nassbewirtschaftung? Will man das Donaumoos als großen CO2-Speicher, als Landschaft mit Seltensheitswert, aber auch landwirtschaftliche Produktionsfläche erhalten, dann könne das nicht von isolierter Warte heraus geschehen. "Das können wir nur mit der Landwirtschaft schaffen. Wir brauchen für die Gebietskulisse Donaumoos entsprechende Förderprogramme, damit die Landwirte mitgehen können." Diese Programme müssten speziell auf das Niedermoor ausgerichtet sein.