Pobenhausen
Wallfahrtskirche mit besonderer Treppe

Die Landkreisfahrt von Kreisheimatpfleger Manfred Veit führte nach Pobenhausen und Karlskron

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Kreisheimatpfleger Manfred Veit (l. Foto, r.) erklärte den vielen interessierten Teilnehmern der Landkreisfahrt die Wallfahrtskirche auf dem Kalvarienberg in Pobenhausen. - Foto: Hammerl

Pobenhausen (DK) 100 Tage Ablass - das klang für Menschen vergangener Jahrhunderte sicherlich noch attraktiver, doch auch die meisten der rund 60 Teilnehmer der Landkreisfahrt nutzten das Angebot, das Kreisheimatpfleger Manfred Veit ihnen in der Kirche auf dem Kalvarienberg machte.

Einer nach dem anderen stieg vorsichtig die steile Treppe hinab, die der Scala sancta der Lateranbasilika in Rom nachempfunden ist, die aus der Villa des Pontius Pilatus stammen soll. Auf ihr soll Pilates gestanden haben, als er Jesus zum Tode verurteilte. In der Pobenhausener Wallfahrtskirche führt die Stiege hinab in die Gruft, wo in verschiedenen Nischen die Figuren aus längst abgebrochenen Seitenkapellen eine neue Heimat gefunden haben. Wer auf der gegenüberliegenden Seite die Treppe wieder hin-aufsteigt, muss den Kopf einziehen - Demut ist angesagt, dafür winken dann die 100 Tage weniger im Fegefeuer.

Natürlich erzählte Veit die Geschichte von der Vision, die anno 1668 eine junge Frau auf dem damals Geißberg genannten Berg hatte und die dazu führte, dass der Wallfahrtsort entstand. Zunächst wurden drei weithin sichtbare Kreuze und der Kreuzweg errichtet, 1691 dann der Grundstein für eine erste Kirche gelegt.

Zahlreiche Votivtafeln zeugen heute noch von der Bedeutung des Wallfahrtsortes, der immer noch Ziel so mancher Bittsteller sei, wie Kirchenpfleger Albert Glöckl berichtete. Er machte auf eine Votivtafel aus dem Jahr 2003 aufmerksam und erzählte, die Wiege mit dem Fatschenkindl erfreue sich heute noch großer Beliebtheit. Sie würde von Frauen mit Kinderwunsch oder Schwangeren, die um eine leichte Geburt und ein gesundes Kind bitten, zum Schaukeln gebracht. Einmal habe auch Pater Sebastian Biju, der die Gäste auf dem Kalvarienberg willkommen hieß, der Wiege einen kleinen Schubs versetzt. Da habe eine Frau ihn gewarnt: "Aber Herr Pfarrer, Sie dürfen das nicht, sonst bekommen Sie noch ein Kind". Worauf Pater Biju schmunzelte.

Ziel der Landkreisfahrt waren neben dem Kalvarienberg auch die Kirchen in Adelshausen und Karlskron. Dort überraschte Organist Josef Hartl mit einem gut zehnminütigen Konzert, mit dem er eindrucksvoll bewies, welch ein Prachtwerk die neue, 2016 erbaute Orgel ist. Ob Werke aus dem Barock von Johann Pachelbel, Johann Caspar Ferdinand Fischer und Johann Sebastian Bach oder moderne Stücke von Emanuel Vogt und Ekkehart Nickel - Instrument und Musiker überzeugten rundum. Zuvor hatte Hartl die Orgel mit ihren 27 Registern auf drei Manualen und Pedal ausführlich erklärt und von seinem Assistenten Patrick Bachhuber zu Gehör bringen lassen.

Die drei Kirchen, die heuer Ziel der Landkreisfahrt waren, sind weitgehend moderne Kirchen. Zwar stammt der Chorraum der Adelshausener Pfarrkirche aus dem 15. Jahrhundert, der Rest inklusive Ausstattung jedoch aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die Karlskroner Kirche wurde während der Napoleonischen Kriege 1806 begonnen, aber nach einer Baupause erst 1814 fertiggestellt und 1815 eingeweiht. "Grundriss und Bauplan wurden von der Waidhofener Pfarrkirche übernommen", erzählte Veit seinen Zuhörern. König Max I. Josef war offenbar ein sehr sparsamer Landesherr, so dass die Karlskroner Kirche, eine "schöne Barockkirche der Moderne", eine Kopie ist. Wie auch der Rubens im Chorraum, dessen Original in der Neuburger Barockgalerie zu finden ist.

Sehr beeindruckt waren die Landkreisfahrer vom Besuch der Schreinerei Heck in Karlskron, deren 38-jähriger Inhaber der älteste im innovativen Team ist. Schließlich klang der Abend mit gemütlicher Einkehr in einem Landgasthof in Karlskron aus, wo Bürgermeister Stefan Kumpf seine Gemeinde kurz vorstellte.