Ortlfing (lfs) Geplant war eigentlich die Umbenennung von Ortlfing in Bikini Bottom, der Unterwasserheimat von Zeichentrickfigur SpongeBob, so war nämlich das Motto des diesjährigen Landjugendballs. Aber nur sehr wenige Maschkerer kamen entsprechend verkleidet. Das tat aber der Stimmung keinen Abbruch, eher im Gegenteil.
Nicht nur der Burgheimer Burschenverein hat mit der Schließung des Brucklachner-Saales seine "Heimat" verloren, auch die Landjugend und der Verein "Bettschoner" aus Ortlfing standen vor mittlerweile 17 Jahren plötzlich sprichwörtlich auf der Straße. Wohin mit dem traditionellen Faschingsball der beiden Vereine?
Aufgeben wollte man diese Veranstaltung auf keinen Fall, war sie doch der größte Aktivposten für beide Vereinskassen. Der Ortlfinger Landwirt Peter Lösch war die Rettung. Er stellte großzügig seine Halle zur Verfügung, damals wahrscheinlich noch ohne zu ahnen, was auf ihn und alle anderen Vereinsmitglieder zukommen würde.
Eine landwirtschaftlich genutzte Halle in einen Faschingstempel umzubauen verschlang zunächst einmal einen Großteil der Rücklagen. Viele helfende Hände werden für den jährlichen Aufbau benötigt. Mittlerweile hat sich aber das ganze sehr gut eingespielt. Fast die ganze Ortschaft hilft schon Wochen vor dem Event kräftig mit.
Auch diesmal war es den beiden Vereinen eindrucksvoll gelungen eine bunte, fantasievolle Faschingswelt zu erschaffen, die dem diesjährigen Motto entsprach, und die Gäste zu einer ausgelassenen Party einlud.
Zwar hätte es für jede dem Motto entsprechende Maske ein Freigetränk gegeben, aber darauf waren anscheinend nur wenige scharf. So sah man mehr Rehe, Panzerknacker oder Rockerbräute auf der Tanzfläche und an den Bars als den Schwammkopf und dessen Freunde. Die Stimmung, nicht nur auf der Tanzfläche, war ansteckend ausgelassen.
Anders als der jugendorientierte Burschenball, ist der Landjugendball eher generationsübergreifend. Im Restaurantbereich konnte man sich zu einem Plausch zurückziehen, ohne auf die gute Musik verzichten zu müssen, allerdings in angenehm gedämpfter Version. Trotzdem war man auch hier mittendrin und nicht nur dabei. Auf einer Leinwand wurden die Geschehnisse im Epizentrum der Party übertragen, und wirklich jeder war irgendwie "in der ersten Reihe".
Gemütlich saßen die Honoratioren der Gemeinde neben den ehrenamtlichen Aufbauhelfern und den Aufsichtsführenden der unter 18-Jährigen Ballbesucher, um sich bei guten Gesprächen und noch besserem Essen die Zeit zu vertreiben, und bekamen trotzdem alles mit.
Der Stimmungsgarant "Chlorfrei" sorgte mit einem abwechslungsreichen Programm dafür, dass wirklich für jeden Geschmack etwas geboten war. Die acht Musiker hatten alles in ihrem Repertoire, das zu tänzerischen Aktivitäten hinriss. Ein weiteres Glanzlicht war der Auftritt der Rennertshofener Faschingsgesellschaft Fidelitas 85. Das Prinzenpaar Katharina I (Fürleger-Schmidt) und Korbinian I (Thim), zeigte eine beeindruckende Show, die Garde stand dem in nichts nach.
Für Prinz Korbinian war der Auftritt fast ein Heimspiel, hatte er doch noch vor ein paar Monaten nur wenige hundert Meter von der Lösch-Halle entfernt gewohnt. Nachdem die Fidelitas die Tanzfläche geräumt hatte, ergriffen die Tänzer gleich wieder Besitz davon, und weiter ging es zu heißen Rhythmen bis in die frühen Morgenstunden.
Ausruhen können sich die Organisatoren aber nicht lange. Gleich nach dem Fasching muss die Halle ja wieder zurück gebaut werden. Traktoren, Mähdrescher und Anhänger passen nur sehr schlecht zwischen Bars, Tanzfläche und Bühne.
Aber wie das in Ortlfing so üblich ist, werden auch zum Abbau wieder viele fleißige Hände zur Stelle sein. Professionell werden Teile nummeriert, katalogisiert und sogar fotografiert eingelagert, um beim Aufbau im nächsten Jahr einen guten Überblick zu haben. Man könnte fast sagen, in Ortlfing ist nach dem Fasching schon wieder unmittelbar vor dem Fasching.
