Oberhausen
"Der Betrieb läuft weiter"

Oberhausen baute sein Breitbandnetz mit Sacoin aus – Nun ist die Firma zahlungsunfähig

14.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:50 Uhr
Große Freude bei Fridolin Gößl: Mit Hilfe des Unternehmens Sacoin bekam Oberhausen sein Glasfaser-Breitbandnetz. Jetzt ist Sacoin zahlungsunfähig, die Gemeinde ist aber nicht betroffen. −Foto: Archivfoto: Schanz

Oberhausen (rje) Vor drei Jahren beschloss Oberhausen die Breitbandversorgung voranzutreiben und tat sich dafür mit der Sacoin GmbH zusammen. Nun ist das Unternehmen aus Schleswig-Holstein zahlungsunfähig und Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder wurde zum Insolvenzverwalter bestimmt.

Markus Lüdtke ist ein Kollege Schröders und bearbeitet den Antrag. „Wir haben in Oberhausen keine Ausfälle zu beklagen“, erklärt er. Das Netz sei in Betrieb und es sei gelungen, die Lieferanten und Dienstleiter weiterhin bei der Stange zu halten. Lüdtke blickt positiv in die Zukunft: „Es ist für mich kein Grund ersichtlich, warum es in Oberhausen Ausfälle geben sollte.“ Der Betrieb laufe auf jeden Fall bis Jahresende weiter, und bis dahin geht Lüdtke davon aus, dass eine Lösung gefunden werde.

Das Unternehmen ist noch jung und befindet sich gerade im Aufbau. „Die Firma ist eine der wenigen, die Breitbandnetze plant, baut und betreibt“, erläutert Lüdtke. Der Großteil der Anbieter würde entweder Netze bauen oder betreiben. Die Firma kann jedoch von ihren existierenden Netzen noch nicht leben und braucht dringend weitere Netze, um schwarze Zahlen zu schreiben. Doch sei es bei einem der Bauaufträge zu einem Liquiditätsproblem gekommen. Zahlungsunfähigkeit war die Folge.

Lüdtke sieht seine Aufgabe nun darin, das Unternehmen über die „kritische Schwelle“ zu bringen. Dafür seien Investoren nötig, die den Netzausbau der Firma langfristig stabilisieren. „Wir sind optimistisch, dass wir jemand Passenden finden“, meint er. Über die Insolvenzeröffnung soll erst im neuen Jahr entschieden werden. Dann sei der Zeitraum abgelaufen, in dem die Arbeitnehmer Insolvenzgeld beantragen könnten.

Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl hat bisher keine Befürchtungen. „Uns betrifft das im Grunde nicht. Der Betrieb läuft weiter und unser Netz wird ausgebaut“, erklärt er und betont nochmals: „Für Oberhausen hat der Insolvenzantrag keine Auswirkungen.“

Doch was passiert, wenn der schlimmste Fall eintritt und Sacoin pleite geht? Helmut Ringe ist Bürgermeister der Gemeinde Oerel (Niedersachsen), eine der ersten, die mit Sacoin ein Glasfaser-Breitbandnetz einrichtete. Er warb in Oberhausen für die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. „Wenn wir Sacoin als Partner verlieren, haben wir nur ein Problem: Wir müssen einen neuen technischen Dienstleister finden, der unser Netz betreibt“, erklärt Ringe. Dies sei angeblich nicht schwer. „Da wird sich sicher irgendjemand finden.“ Anderweitige Kosten kämen ihm zufolge nicht auf die Gemeinden zu.

Während die Oberhausener ihr Netz bereits haben, warten die Karlskroner noch auf ihren Breitbandausbau. Dafür wollten sie mit der Sacoin Süd zusammenarbeiten, einer Tochtergesellschaft der Sacoin GmbH, die ihren Sitz in Feldkirchen hat. „Die Sacoin Süd ist vom Insolvenzantrag nicht betroffen, ebenso wenig wie ihre Ortsnetzgesellschaften“, versichert Juan Martin, Geschäftsführer der Sacoin Süd.

Noch hat Karlskron keinen Vertrag mit Sacoin Süd unterzeichnet. Der Karlskroner Bürgermeister Friedrich Kothmayr, erklärt, dass die Verträge momentan dem kommunalen Prüfungsverband vorliegen. „Danach werden wir die weitere Entwicklung abwarten, bevor wir etwas entscheiden“, stellt der Bürgermeister klar.