Oberhausen
Theatertruppe setzt Maßstäbe

Oberhausener Akteuren gelingt wieder ein schauspielerisch und technisch großer Wurf

20.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Champions-Leaque der Laiendarsteller: (von links) Brigitte Margraf, Monika Reißer, Andreas Baur, Marina Birkmeier, Manuel Stöckl, Marcus Lappe, Renate Dotzauer, Daniela Habermayr und der "Deifi" Michael Speer. −Foto: Schmitt

Oberhausen (DK) Mit bairischem Witz, ansteckend guter Spiellaune, und ausgefeilter Technik bereiteten die Akteure in Oberhausen ihrem Publikum ein "höllisches" Theatervergnügen. Da ist den Verantwortlichen in Oberhausen wieder ein ganz großer Wurf gelungen.

Mit der Premiere des Stückes "Deifi Sparifankerl" ist der Start in die Theatersaison hervorragend geglückt. Ausnahmslos alle Akteure waren spürbar mit Herzblut bei der Sache. Alle Rollen waren alters- und charaktergerecht mit den idealen Darstellern besetzt. Michael Speer in der Hauptrolle muss hier als erster erwähnt werden. Gestik, Mimik, Motorik, Kostüm, und alles was sonst noch nötig ist, um sich in eine derartige Rolle zu verwandeln passte - mit anderen Worten: teuflisch gut.

Aber was wäre ein Hauptdarsteller ohne seine Mitspieler? Und die spielten, wie er selbst auch, alle in der "Champions-Leaque" der Laiendarsteller. Angefangen mit Marina Birkmeier und Manuel Stöckel in der Rolle der Geschwister Senta und Bertl Geißhofer. Die beiden haben Mühe, ihr bescheidenes Leben auf einem kleinen Ziegenbauernhof bestreiten zu können. Auch Nepomuk Stutz alias Andreas Baur, der Freund von Bertl überzeugte. Er will seinen Kumpel zu einer Lumperei überreden, was dem Deifi (Michael Speer) großartig in die Hände spielen würde.

Der Teufel tritt in diesem heiter-spannenden Stück bewusst nicht als Figur mit Hörnern und Pferdefuß auf, sondern ist eine skurrile, menschliche, bayerische Gestalt, die mit all ihren Stärken und Schwächen zu kämpfen hat. Diese Schwächen sind gutes Essen und Alkohol, der seine diabolischen Fähigkeiten schwinden lässt. Aber auch der holden Weiblichkeit gegenüber ist er aufgeschlossener, als es sein "Beruf" eigentlich zulässt. Und verlockende Frauen gibt es in allen Facetten in dem Stück von Ralph Wallner. Brigitte Margraf spielt eine herbe Großbäuerin, die als gefrustete Ehefrau jede Möglichkeit der Abwechslung sucht. Ihre Freundin, die Blechhoferin (Monika Reißer) hat anscheinend alle diese Abwechslungen schon gefunden. Das Aufzählen ihrer Liebhaber unterbricht sie mit den Worten "jetzt hör schon auf, unser Dorf hat doch nur 200 Einwohner". In der Ungerin (Renate Dotzauer), einer anscheinend vergesslichen Kleinbäuerin, haben sich alle getäuscht. Sie ist ein wirklich durchtriebenes und hinterhältiges Stück. Immer wieder erscheint am "Eingang zur Hölle" des Teufels Großmutter. Hier leider nur als Schatten, aber trotzdem sehens- und hörenswert: Daniela Habermayr. Für diesen "Eingang zur Hölle" wurde eigens eine Bühne vor die Bühne gebaut. Ja, an Platz braucht man in Oberhausen nicht zu sparen, die Turnhalle bietet reichlich davon. Nicht zu vergessen ein Markus Lappe. Ihm war die Rolle des snobbigen Landedelmanns Ferdi Graf von Falkenklamm wie auf den Leib geschrieben. Die Technik hatte, wie auch in den letzten Jahren, wieder gezaubert. Wie von Geisterhand schlagen Türen zu oder es bewegen sich Stühle. Blumen fallen vom Himmel direkt in den Schoß der Auserkorenen. Alles wurde von einem dankbaren Publikum mit lauten "Aaaahs", "Oooohs" und kräftigen Applaus belohnt.

Überraschende Intrigen, weibliche Verlockungen, mutiges Handeln und auch Alkohol treiben die Ereignisse schließlich zum Höhepunkt. Das Ende kommt unvermittelt und mit einem Knall. Ein Musterbeispiel gelungener Unterhaltung durch Laiendarsteller auf einer Volkstheaterbühne. Irgendwie entsteht in Oberhausen immer das Gefühl einer stetigen Steigerung. Das aber führt auch zu einer sehnsüchtigen Vorfreude auf die nächste Theatersaison.

Ein, nach einer gelungenen Premiere sichtlich erleichterter Hermann Steger bedankte sich bei dem großartigen Oberhausener Publikum. Sein Dank ging auch an die vielen Helfer vor, hinter und unter der Bühne. Unerwähnt blieben auch nicht die großzügigen Sponsoren.

Obwohl der Vorsitzende der Theatergruppe Oberhausen auf ein starkes Ensemble bauen kann, denkt er schon an die Zukunft. Mit den Worten "wenn jemand Lust hat, bei uns mitzuspielen, ist er jederzeit herzlich willkommen", warb er um Nachwuchs für seine "tolle Truppe".

 

Für das kommende Wochenende sind am 23. und 24. jeweils um 19.30 Uhr noch zwei Vorführungen angesetzt.