Niederschönenfeld
Quo vadis Stromtrasse?

Wenig Publikum bei der Podiumsdiskussion der Bürgerinitiativen in Niederschönenfeld

22.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:10 Uhr

Rennertshofener Gegner: BI-Sprecherin Michaela Hermann (mit Mikro), Bürgermeister Georg Hirschbeck (CSU, vorne links), Dritte Bürgermeisterin Ulrike Polleichtner (FW, rechts) und auch Kreisrat Anton Krammer (SPD) waren zur Podiumsdiskussion gekommen.

Niederschönenfeld (DK) "Stromtrasse, wohin gehst du" - unter diesem Motto hatte die Bürgerinitiative (BI) Megatrasse-Lech Niederschönenfeld-Feldheim am Freitag zu einem Informationsabend mit anschließender Podiumsdiskussion eingeladen.

In den vergangenen Wochen und Monaten hatte man das Gefühl, die Diskussionen um die geplante Stromtrasse wären an Aktualität in den Hintergrund gerückt, oder gar in eine Art Winterschlaf verfallen, und dem schien auch wirklich so. Von dem für 210 Gäste bestuhlten Bürgerhaus war gerade einmal die Hälfte besetzt. Am Pressetisch sah es noch drastischer aus, hier war von sechs Stühlen nur einer belegt. "Man hat das Gefühl, dass das Interesse leicht abgekühlt ist, seit die Gefahr für die Region nicht mehr so groß ist", brachte es Michael Bauer aus Niederschönenfeld auf den Punkt. Seit fast zwei Jahren beschäftigt die zahlreichen Bürgerinitiativen jetzt schon der Kampf gegen die beabsichtigte Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ).

"Genau gestern vor zwei Jahren wurde die BI in Niederschönenfeld ins Leben gerufen, damals war dieser Saal brechend voll", so der Moderator des Abends, Martin Stegmair. Für den Donau-Lech Raum scheint das Thema im Moment etwas außer Sicht geraten zu sein, da die Trasse weiter östlich als ursprünglich erwartet verlaufen soll. Eine der Trassen wird voraussichtlich in Landshut und nicht in Gundremmingen, 30 Kilometer westlich von Meitingen, enden. Ebenso will man auf armdicke Kabel an 70 Meter hohen Masten verzichten. Dafür wird darüber nachgedacht, vorrangig unter der Erde zu verlegen, so hatte es das Kabinett am 6. Oktober vergangenen Jahres beschlossen.

Mit der Bundestagsabgeordneten Eva Bullinger-Schröter (Die Linke), Herbert Bartel (Bund Naturschutz), Energiewendepionier Josef Feilmeier, Bernhard Weber (Energiebündel Eichstätt) und Werner Roßkopf von der Kopfstelle Donau/Lech standen fünf kompetente Ansprechpartner zum Thema Rede und Antwort. Bernhard Weber wies darauf hin, dass der durch den CO²-Ausstoß verursachte Klimawandel verheerende Folgen haben wird. "In 25 Jahren wird bei uns aufgrund der gestiegenen Temperaturen kein Mais mehr wachsen. Die daraus resultierende ,Völkerwanderung' wird das momentane Flüchtlingsproblem um ein Vielfaches übersteigen." Damit war die Verbindung zu aktuellen Problemen hergestellt. In der Verwendung von Erdkabeln sah Eva Bullinger-Schröter vor allem ein Mittel, um die Akzeptanz, der nach ihrer Meinung unsinnigen Trasse in der Bevölkerung zu steigern. Herbert Brantel meinte, was lokal produziert wird, müsse auch lokal verbraucht werden. Dazu hatte Josef Feilmeier, Landwirt und Mischfutterhersteller aus dem Raum Passau, ein gutes Beispiel aus der Praxis. Er stellt nach eigener Aussage bereits 90 Prozent der für seinen Betrieb benötigten Energie selbst her, und möchte bald die 100-Prozentmarke schaffen. "Ziel muss sein: Der unter dem eigenen Dach verbrauchte Strom muss auch auf dem eigenen Dach gemacht werden. Nur so ist eine Unabhängigkeit von den Netzbetreibern möglich", so Feilmeier.

Aus dem Publikum meldete sich der als "Revoluzzer von Unterhausen" bekannte Manfred Burzler zu Wort, und wurde sogar noch deutlicher. "Macht euren Strom selber, deckt damit den eigenen Verbrauch, und fahrt ein Elektroauto. So macht man sich autark. Glaubt mir. es funktioniert und es macht unwahrscheinlich viel Spaß und es ist ein tolles Gefühl", so der äußerst ambitionierte Verfechter alternativer Energien.

Insgesamt verlief die Podiumsdiskussion sehr harmonisch und sachlich. Nach knapp zwei Stunden konnten die letzten offenen Fragen geklärt, oder zumindest beantwortet werden. Mit dem Informationsabend zeigten die Niederschönenfelder Aktivisten aber sehr deutlich, dass sie nicht nach dem "Floriansprinzip" verfahren, sondern den Kampf gegen den Kohlestrom aktiv, auch für andere Regionen, weiterführen wollen.