Neuburg
Mobile Retter fahren auf erste Einsätze

Knapp 20 Ernstfälle seit der "Scharfschaltung" der Ersthelfer-App in der Region 10

10.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Ersthelfer in der Nähe per Handy alarmieren: Darum geht es bei dem System, das der Neuburger Notarzt Alexander Hatz (links) und Initiator Ralf Stroop in der Region 10 einführten.

Neuburg (DK) Seit dem 1. Oktober ist das Alarmierungssystem für "Mobile Retter" per Smartphone in der ganzen Region 10 scharf. Die Ersthelfer fuhren anhand der GPS-Ortung bereits zu knapp 20 Einsätzen. Freiwillige werden weiter gesucht - denn mit jedem Helfer verkürzt sich die Reaktionszeit.

Johanna Koschmieder (kleines Foto) und ihre Eltern Margot und Dieter haben die Handy-App bereits installiert und sich als Mobile Retter registriert. "Man ist jetzt mehr oder weniger den ganzen Tag online, also auf Bereitschaft", erklärt die 21-jährige Krankenschwester. "Nur wenn ich in der Arbeit bin, muss ich die Bereitschaft abstellen." Wenn die junge Neuburgerin ins Bett geht, liegt eine Tasche für den Ernstfall bereit, mit Beatmungsfolien und einer Beatmungsmaske. Denn auf eines kommt es bei den Mobilen Rettern ganz besonders an: auf Schnelligkeit.

Bei einem medizinischen Notfall zählt manchmal jede Sekunde. Geht ein Notruf bei der Rettungsleitstelle ein, ortet ein Computersystem per GPS automatisch die Smartphones von angemeldeten Ersthelfern, die sich in der Nähe des Patienten befinden - und alarmiert sie (wir berichteten). Nimmt der Freiwillige den Einsatz an, bekommt er die wichtigsten Daten und die genaue Adresse geschickt.

"Ziel ist es, in Notfällen, wo jede Sekunde zählt, ganz schnell einen Ersthelfer vor Ort zu haben, der die ersten lebenserhaltenden Maßnahmen einleiten kann, bis der Notarzt da ist", erklärt Dr. Alexander Hatz das System, das Anfang des Monats in der Region 10 als erstes in ganz Bayern online ging. "Wir hatten bisher knapp 20 Einsätze, wobei noch kein lebensrettender dabei war", sagt der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes in der Region 10. Bewusstlose Patienten nach einen Sturz vom Fahrrad und nach Alkoholkonsum waren dabei, aber auch hoffnungslose Todesfälle nach schweren Erkrankungen. Im Raum Neuburg gab es laut Hatz vier Alarmierungen Mobiler Retter, unter anderem bei einem schweren Krampfanfall.

"Wir waren innerhalb von sechs bis acht Minuten vor Ort, das ist nicht schlecht, aber wir wollen es schaffen, innerhalb von nur drei bis fünf Minuten beim Patienten zu sein", erklärt Hatz. "Dafür brauchen wir noch mehr Ersthelfer." Bisher sind 150 Freiwillige mit der Smartphone-App ausgestattet, weitere Schulungen stehen an: Ende November werden es dann 210 sein. Weitere Freiwillige stehen bereit. "Ziel ist es, in der ganzen Region 10 etwa 500 bis 800 Menschen aktiv zu haben, um eine Flächendeckung zu erreichen."

Ein paar Stellschrauben müssten noch justiert werden, berichtet der Notarzt. Zum Beispiel müsste das Computersystem Alarmierungen in Altersheime stoppen, denn in Senioreneinrichtungen sei geschultes Personal vor Ort. Sonst sei die Implementierung der Mobilen Retter gut angelaufen.

Johanna Koschmieder hat ihr Handy angeschaltet. "Ich war schon vorher beim Roten Kreuz in der Bereitschaft, also bin ich es gewöhnt, dass der Piepser geht", erzählt die junge Frau. "Trotzdem ist es immer wieder ein Adrenalinschub, wenn man alarmiert wird."

Nicht nur Krankenschwestern wie Johanna Koschmieder kommen als Mobile Retter in Frage. Jeder, der in Erster Hilfe gut ausgebildet ist, kann den Wochenendkurs besuchen und sich anmelden, vom Feuerwehrmann bis zum Allgemeinarzt, vom Medizinstudenten bis zum Sanitäter, vom THWler bis zum Krankenpfleger.

Weitere Informationen gibt es unter www.mobile-retter.de" class="more"%> im Internet.