Neuburg
Al-Khatib kandidiert für die Genossen

Ehemaliger Sozialabteilungsleiter am Landratsamt wird Direktbewerber für den Landtag

10.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:58 Uhr

Wird Spitzenkandidat der SPD im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Mahmoud Al-Khatib (2.v.r.). Neben ihm der Integrationsbeauftragte des Freistaates, Martin Neumeyer. Das Foto entstand im Juli 2011 bei einer Einbürgerungsfeier in Wagenhofen, bei der den Damen der deutsche Pass im Rahmen einer würdigen Feier ausgehändigt wurde. Arch - foto: Frank

Neuburg (DK) Der 38-jährige Jurist Mahmoud Al-Khatib aus Neuburg wird der Direktkandidat der Sozialdemokraten für die Landtagswahl. Die Führungsriege sprach sich am Dienstagabend einstimmig für den Personalchef der Uni Regensburg aus.

Noch vor wenigen Tagen zündeten die Genossen rhetorische Nebelgranaten. Es sei noch reichlich Zeit, einen Bewerber auf den Schild zu heben, hieß es. Keine Eile also. In Wahrheit wurden intern bereits die Strippen gezogen. Dass die bayerische SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen bei der Hutschau Ende September in Neuburg gesichtet wurde, kam nicht von ungefähr. Die Genossen aus der Provinz hatten mit der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im bayerischen Landtag Kontakt aufgenommen, um eine Personalie zu besprechen. Sie wollen dem CSU-Spitzenmann und Direktkandidaten Horst Seehofer einen aussichtsreichen Bewerber entgegensetzen. Nachdem Seehofer das Direktmandat nach menschlichem Ermessen einsacken wird, gilt es den SPD-Bewerber über eine gute Platzierung auf der Liste ins Parlament zu bekommen. Ursprünglich waren Neuburgs Dritter Bürgermeister Horst Winter und die Kreisvorsitzende Astrid Welter-Herzberger als Kandidaten im Gespräch. Die Kreischefin aus Brunnen winkte recht bald ab, Winter schätzte seine Chancen realistisch ein und schaltete auf Rückwärtsgang.

Vor diesem Hintergrund fiel die Wahl auf Mahmoud Al-Khatib. Der 38-Jährige kam als Kleinkind mit seiner Familie als Asylbewerber aus dem Libanon über Berlin und die zentrale Aufnahmestelle Zirndorf nach Neuburg, lebte acht Jahre in der Flüchtlingsunterkunft Lassigny-Kaserne. Kindergarten, Grundschule, Gymnasium und Abitur, Al-Khatib wurde zum Neuburger. In Regensburg studierte er Rechtswissenschaften, war als Anwalt für namhafte Kanzleien auch im Ausland tätig und kehrte schließlich als Leiter der Sozialabteilung am Landratsamt in seine Heimatstadt zurück. Hier positionierte er sich im engsten Kreis um Landrat Roland Weigert und stieß sozialpolitisch einige überregional anerkannte Projekte an. Unter anderem initiierte Al-Khatib die Einbürgerungsfeiern, bei denen ehemalige Migranten den deutschen Pass erhielten und sich feierlich zur Bundesrepublik Deutschland und ihrer Verfassung bekannten. Martin Neumeyer (CSU), der Integrationsbeauftragte des Freistaates, nahm an einer dieser Feiern in Wagenhofen teil und sprach vom richtigen Weg, den der Landkreis gehe. Mit seinem Einsatz für die Beschäftigung von Streetworkern bekam der 38-Jährige auch in den Gemeinden des Landkreises einen höheren Bekanntheitsgrad.

Zunächst ein hundertprozentiger Weigert-Mann, stimmte die Chemie zwischen Al-Khatib und dem Landrat später nicht mehr. Der Leiter der Sozialabteilung packte seine Koffer und wurde im Mai 2012 Personalchef an der Uni Regensburg, seiner Alma Mater. Ein anspruchsvoller Job und faktisch ein Aufstieg.

Offensichtlich trauen die Sozialdemokraten dem 38-Jährigen nicht nur sozialpolitische Kompetenz und nach seiner Zeit in Dubai wirtschaftspolitische Impulse zu, sie rechnen auch mit einem achtbaren Ergebnis beim Rennen um ein Landtagsmandat.

Die bislang bekannte Mischung auf dem Kandidatenkarussell ist interessant: Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), Rupert Ebner (Grüne), Wolfgang Schmidt (FDP), Reinhold Deuter (Piraten) und, so ihn die Delegierten denn offiziell nominieren, Mahmoud Al-Khatib für die Sozialdemokraten.

Der 38-Jährige gilt als ehrgeizig und zielstrebig mit einem klaren Führungsanspruch und strukturierter Arbeitsweise. Obendrein ist er im Landkreis zu Hause und kennt sich aus. Nach Auffassung der Genossen sind das entscheidende Pluspunkte. Die Qualifizierung „Kandidat mit Inhalt“ macht die Runde. Man müsse nicht auf eine Sängerin setzen.