Neuburg
Anita Kerner wirft hin

FW-Stadträtin will Mandat zurückgeben und klagt über "extrem schlechte Stimmung" ihr gegenüber

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr
Anita Kerner wirft hin −Foto: Winfried Rein

Neuburg (sja) Nach knapp neun Jahren soll die Ära von Anita Kerner im Neuburger Stadtrat enden: Die FW-Politikerin und einstige OB-Kandidatin will ihr Mandat niederlegen. Als Grund nennt sie die "extrem schlechte Stimmung", der sie sich seit einem Streit im vergangenen April ausgesetzt fühlt.

Das letzte Wort hat nun der Stadtrat, der in seiner Sitzung Ende Januar über den Rücktritt entscheiden muss - dann wohl ohne Kerner.

Sie selbst fühle sich derzeit emotional zu aufgewühlt, um der Beratung über ihr Rücktrittsgesuch beizuwohnen, erklärt die 43-Jährige gegenüber unserer Zeitung. Ausschlaggebend dafür ist eine Geschichte, die mittlerweile rund acht Monate zurückliegt. Damals sah sie sich nach ihrer Kritik an Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, der aus ihrer Sicht im Kreistag den Neubau der Paul-Winter-Realschule blockiert hatte, massiven Vorwürfen seitens der CSU-Fraktion ausgesetzt. Deren Vertreter Otto Heckl warf ihr vor, die Unwahrheit zu sagen und forderte eine Entschuldigung. "Sonst sitzt mir jemand gegenüber, der lügt", so sein Kommentar damals. Eine Aussage, die Kerner noch heute schmerzt. "Das ist eine harte Nummer", findet sie. Und: "Das hätte er mir auch so sagen können, aber in einer öffentlichen Sitzung tut man so etwas nicht." Seitdem verspürte die FW-Politikerin eigenen Worten zufolge eine deutliche Verschlechterung im Umgang ihr gegenüber. "Egal, was ich gesagt habe: Ich hatte nie das Gefühl, dass das den OB interessiert", klagt sie. Aus diesem Grund habe sie nun beschlossen, "mich dieser Respektlosigkeit und Arroganz nicht mehr auszusetzen".

Gmehling selbst zeigt sich überrascht von diesen Vorwürfen. Dass er mal anderer Meinung als Kerner war, bestreite er nicht, sagt der Oberbürgermeister. "Dass ich ihr gegenüber respektlos war, kann ich aber nicht bestätigen." Er habe die Auseinandersetzung zwischen der FW-Stadträtin und seinem Parteifreund Heckl stets als Sache zwischen den beiden betrachtet. "Ich wusste aber nicht, dass das noch schwelt", beteuert der Rathauschef, der Kerner für deren Engagement um die Städtepartnerschaft mit Sète lobt. Diese Beziehungen, genauer gesagt die Feier der 30-jährigen Verbindung, waren es auch, weshalb Kerner ihr Mandat nicht früher zurückgab. "Ich war maßgeblich an diesem Jubiläum beteiligt und wollte nicht vor dem Abschluss hinschmeißen."

Groß ist das Bedauern unterdessen bei Kerners politischen Mitstreitern. "Sie war und ist eine engagierte Persönlichkeit, die trotz aller Widrigkeiten zu ihrer Meinung steht", erklärt der FW-Kreischef Klaus Brems, unter dessen Ägide als Ortsvorsitzender sich Kerner vor neun Jahren um das Amt des Neuburger Oberbürgermeisters bewarb. 11,7 Prozent holte die Raumausstatterin damals, gleichzeitig zog sie in den Stadtrat und den Kreistag ein.

Dem letztgenannten Gremium will die 43-Jährige weiterhin angehören. Ihr Mandat im Stadtrat soll unterdessen der Bauunternehmer Max Rucker als Nachrücker übernehmen. Brems zufolge hat er bereits seine Bereitschaft signalisiert.