Neuburg
Klare Absage an die Trasse

Gegner der Gleichstromleitung befürchten gesundheitliche Schäden durch das Projekt

11.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:47 Uhr

Voll besetzt war das Schützenheim in Laisacker, als am Freitagabend über die geplante Gleichstromtrasse informiert wurde. An der Veranstaltung nahmen die Vertreter verschiedener Bürgerinitiativen gegen die Trasse teil - Fotos: Frank

Neuburg (DK) Die Gegner der Gleichstromtrasse wollen nicht einknicken, sondern weiterhin Widerstand leisten. Sie sehen die Gefahr keineswegs gebannt. Sie fürchten um die Landschaft, aber auch um die eigene Gesundheit. Am Freitag fand dazu ein Infoabend im Schützenheim Laisacker statt.

Die Informationsdichte war enorm, als Otto Kuffer von der Bürgerinitiative Rennertshofen über den aktuellen Stand zu den neuen Stromtrassen berichtete. Laut Kuffer geht es beim Bau der Trassen nicht um die Versorgung Bayerns mit Energie aus dem Norden, sondern um den Stromexport. Die Niederlande, Großbritannien, Polen und Spanien nannte er als große Stromimporteure. „Kann das der Sinn sein, dass wir die Trassen bauen, um Energie ins Ausland zu schicken“, fragte Kuffer. Deutschland habe im Jahr 2012 rund 23 Milliarden Kilowattstunden Strom Exportüberschuss gehabt. 2013 seien es sogar 60 Milliarden Kilowattstunden gewesen. Nach Auffassung des Elektrotechnikers gehe es rein ums Geld, der Mensch zähle nicht. Kuffer sieht gesundheitliche Risiken. Einer Studie aus Neuseeland zufolge erhöhe das Leben in der Nähe einer Hochspannungsleitung das Risiko für Kinderleukämie und Fehlgeburten. Auch das Risiko an Alzheimer zu erkranken steige einer Studie der Universität Bern zufolge. Zu diesem Ergebnis sei Professor Matthias Egger am Institut für Sozial- und Präventivmedizin gekommen.

Die vom Unternehmen Amprion geplante Süd-Ost-Trasse, die auch den nördlichen Landkreis überspannen würde, hat viele Gegner. Kuffer berichtete von 26 000 Einwänden. „Merken tut man nichts, das davon etwas eingearbeitet worden wäre“, kritisierte er. Vieles sei nach wie vor unklar. Bei der einen Variante sei von zwei Gigawatt die Rede, die durch die Leitung geschickt werden sollen, in einer anderen Variante sind es vier Gigawatt. „Amprion hofft, dass wir unseren Widerstand aufgeben. Die werden die Trasse nicht ganz neu planen“, prophezeite der Rennertshofener. Die Gefahr sei nicht gebannt, denn die Europäische Union wolle eine Vernetzung der Staaten über Deutschland hinweg, „und wir werden zur Transitautobahn“, sagte der Redner vor einer stattlichen Besucherkulisse.

Zusammenfassend fand Kuffer, die Information über den Energiebedarf sei eine Mischung aus Wahrheit und Profitinteressen, Regierungsentscheidungen würden von Lobbyisten gekauft und gesteuert. Grenzwerte würden der Gewinnoptimierung von Konzernen untergeordnet, anstelle dem Wohlergehen der Bürger. Außerdem, wer ein Trassenbeschleunigungsgesetz erlasse, der verabschiede sich von jeder Rechtsstaatlichkeit.

Letzteres sah Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling etwas anders. Er ist sicher, dass weiterhin jeder betroffene Grundstückseigentümer rechtliche Möglichkeiten gegen die Trasse habe, „aber selbstverständlich stehe ich auf Seiten der Stromtrassengegner. Wir sind in einer ganz breiten Front des Widerstandes. Nicht der kleinste Weiler, wo nicht Protestplakate geklebt werden“, sagte der OB. 80 Meter hohe Strommasten würden die Landschaft zerstören. „Die Trasse quer durchs Altmühltal, so wie sie geplant war, darf nicht kommen.“ Er sei sicher, dass sie auch nicht kommen werde. Gmehling riet der Bürgerinitiative Neuburg-Nord, Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl (CSU) im Februar oder März nochmals einzuladen. Brandl, der die Informationspolitik zu dieser Stromtrasse selbst bemängelt und sich im Neuburger Norden bei einer Demo bei strömendem Regen in die Reihen der Trassengegner gestellt hatte, werde sicher kommen.

Das Motto „Ja zu dezentraler Energieversorgung, nein zur Gleichstromtrasse“, griff Gmehling dann noch auf, um die Bemühungen Neuburgs darzustellen. „Die Stadtwerke erzeugen selbst Strom“, berichtete er. Da seien das Gaskraftwerk in der Krautgasse und die Blockheizkraftwerke am Parkbad und am Schwalbanger.

Beim Nein zur Gleichstromtrasse will es auch Manfred Burzler von der BI Oberhausen nicht bewenden lassen. In einem engagierten Vortrag sprach er über Stromsparmöglichkeiten im Haushalt, erklärte Photovoltaik und Windkraft. „Wir haben kein Energieproblem, sondern ein Nutzungsproblem“, sagte er. Die Sonne sende ausreichend Energie. Man müsse nur etwas daraus machen. Burzler selbst nutzt Photovoltaik und fährt ein Elektroauto. Die Technik sei im Grunde uralt, versicherte er. Im Jahr 1900 gab es in den Vereinigten Staaten 1575 Elektrofahrzeuge, aber nur 929 Benziner. Die New Yorker Taxis fuhren damals fast alle elektrisch.