Neuburg
Die Melancholie der Ungewählten

Keiner der Listenkandidaten aus dem Landkreis schafft es in den Bezirkstag – Klaus Brems und Rudolf Koppold (FW) verlieren ihr Mandat

18.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:39 Uhr

Schlug sich gut, aber die Direktkandidaten beanspruchen alle Plätze der CSU im Bezirkstag: Rita Schmidt. Matthias Enghuber schaffte es nicht in den Landtag. - Foto: Schanz

Neuburg (szs/kpf/swe) Der Oberbayerische Bezirkstag ist so bunt wie nie: Alle angetretenen Parteien sind in dem Gremium vertreten. Der Landkreis allerdings bleibt schwarz: Kein Kandidat hat den Sprung über die Parteiliste geschafft.

Rita Schmidt (CSU): Obwohl ihre Partei als der große Sieger der Landtags- und Bezirkstagswahl herausgeht, darf die Karlshulderin nicht in den Bezirkstag einziehen. 30 Sitze hat die CSU zur Verfügung, 30 Mal holte ein CSU-Kandidat das Direktmandat – keine Chance also für eine Listenkandidatin wie Schmidt. Um einen Platz zu bekommen, hätte ein CSU-Kandidat patzen müssen – haben die aber nicht. „Ich nehm’s sportlich“, lautet Schmidts erste Reaktion. „Für mich war es trotzdem ein Erfolg, die Kandidatin mit den meisten Listenstimmen zu sein.“ 11 000 Wähler machten ihr Kreuz unter Schmidts Namen – obwohl sie nur auf Listenplatz 38 startete. „Wir waren im Wahlkampf wirklich in allen Gemeinden präsent“, erklärt die Karlshulderin diesen Rückhalt bei den Wählern. Ob sie noch einmal für den Bezirkstag kandidiert, weiß sie noch nicht, „auf jeden Fall aber für den Kreistag.“

Klaus Brems (FW): Nicht im Exil, sondern im Urlaub auf Sizilien, befindet sich der Stadt-, Kreis- und Bezirksrat (kleines Foto links unten) – auf Veranstaltungen wurde er deshalb gerne als „Dreirat“ vorgestellt. Damit ist es jetzt vorbei. Brems scheiterte knapp. Sechs Listenkandidaten der Freien Wähler ziehen in den Bezirkstag ein, und der Neuburger hat mit 13 261 Gesamtstimmen 254 zu wenig. „Die Enttäuschung ist groß“, sagte Brems, als er am Telefon von der Wahlniederlage erfuhr. Seine Erklärung: „Das ist dem kleinen Stimmkreis geschuldet. Da können wir nichts machen.“ In größeren Stimmkreisen wie Freising hätten es die Kandidaten einfacher, auf der Liste voranzukommen. Nennt man ihn von nun an also nur noch Zweirat? „Der Bezirkstag ist für mich damit abgehakt“, erklärte Brems. Zwar sei er Erster auf der Ersatzliste, aber er kenne die sechs Kandidaten, die es geschafft haben: „Ich sehe da momentan keine Möglichkeit, als Ersatz reinzukommen.“

Rudolf Koppold (FW): Der 57-jährige Schrobenhausener Stadtrat (kleines Foto links oben), Kreisrat in Neuburg-Schrobenhausen und Bezirksrat, hatte die Niederlage schon gestern Mittag vor Augen, auch wenn die amtliche Bestätigung erst am späten Nachmittag kam. Dass es diesmal nicht geklappt hat, führt auch Koppold auf die Stimmkreisreform zurück. Nachdem der Neuburger Klaus Brems der Lokalmatador in Neuburg-Schrobenhausen war, wich Parteifreund Koppold, der als Kämmerer bei der Stadt Pfaffenhofen seine Brötchen verdient, auf den Landkreis Pfaffenhofen aus. Gegen die dortigen Spitzenkandidaten der anderen Parteien habe er einen schweren Stand gehabt, als Schrobenhausener zumal. Außerdem habe ihm das bayernweit schlechtere Ergebnis der Freien Wähler geschadet. Etwa 13 135 Stimmen hat Koppold auf sich vereinigen können. „Schade, dass ich meine Arbeit nicht fortführen kann“, bedauerte der 57-Jährige und räumte ein, die Niederlage erst einmal verarbeiten zu müssen.

Stephanie Bornschein (kleines Foto rechts oben) hat die Bezirkstagswahl schon am Montag abgehakt. Sie hatte bei ihrer ersten Kandidatur für die SPD ihre Ziele nicht hochgesteckt, besser gesagt überhaupt keine Ziele angepeilt. Den Spaß an der Politik lasse sie sich nicht verderben: „Ich werde 34 Jahre alt. Da zeigt die Zeit, was noch alles kommt“, sagt sie mit Blick auf die Kommunalwahlen in Neuburg – immerhin sei sie mit 18,7 Prozent in der Kreisstadt relativ zufrieden.

Wilhelm Reim (Grüne): Der Kandidat (kleines Foto rechts unten) hat eigentlich schon am Montag sein Bezirkstagsmandat abgehakt: „Für mich war das absehbar, da die Grünen auch bei der Landtagswahl nicht so gut abgeschnitten haben.“ Mit fünf Prozent der Erststimmen landete Reim auf Platz vier. Seine Chancen, über die Liste in den Bezirkstag zu rutschen, gingen da bereits gegen null. Sein politisches Engagement will Reim aber nicht aufgeben – in fünf Jahren kandidiere er erneut für den Bezirkstag, kündigte er bereits jetzt an.