Neuburg
Die CSU bejubelt ihr "Traumergebnis"

Die Freien Wähler feiern Peter von der Grün – Lange Gesichter bei den Sozialdemokraten

15.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr

Bayern wird wieder von der CSU regiert: Rebecca Enghuber, Otto Heckl, Matthias Enghuber, Brigitte Bößhenz und Heinz Enghuber (v.l.) jubeln ausgelassen. Filius Leopold ist wenig begeistert - Foto: r

Neuburg (r/szs/pes/rgf) Die CSU jubelt im Neuwirt, während die SPDler in einer nahen Werbeagentur ihre Enttäuschung nicht verbergen. Den Tiefpunkt im Stimmungsbarometer erreicht die FDP mit ihrem mageren Ergebnis. Unterschiedlicher können die Reaktionen der Neuburger Parteivertreter auf das Resultat der Bayernwahl nicht sein.

„Ein Traumergebnis“, ruft Neuburgs CSU-Chef Otto Heckl seinen Parteifreunden zu, „Horst Seehofer hat die CSU wieder auf Zug gebracht.“ Den Wahlsieg sieht er als Lohn für „basisnahe Politik und den enormen Wahlkampf.“

Als Listenbewerber Matthias Enghuber den Siegesjubel anstimmt, fängt Filius Leopold auf seinem Arm heftig zu weinen an. „Er wird die Politik noch schätzen lernen“, hofft Großvater Heinz Enghuber. Sohn Matthias macht sich kaum Hoffnungen auf den Einzug ins Maximilianeum. Zwei, drei Listenbewerber könnten es schaffen in Oberbayern, „aber da sind Hochkaräter wie Thomas Goppel dabei“, das weiß der Kandidat. Das Listenergebnis wird frühestens Montagabend erwartet.

In der „Schönen Aussicht“ in Neuburg verfolgen 15 Aktive der Grünen aus Neuburg und Karlskron den Wahlabend. Der Blick reicht weit über die Donau und die grüne Landschaft, doch am Horizont drohen dunkle Wolken – und der Fernseher bestätigt das ernüchternde Bild. „Das hätte besser laufen können“, sagt der Neuburger Stadtrat Theo Walter zu den 8,4 Prozent auf Landesebene. „Jetzt werden die Ärmel hochgekrempelt. Das Rennen ist noch nicht gelaufen für die Bundestagswahl“, erklärt der Ortsvorsitzende Norbert Mages. Direktkandidat Rupert Ebner hat ständig sein Smartphone im Blick: Er wartet auf die Ergebnisse für den Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen. Doch die lassen auf sich warten. Ebner trinkt nur Wasser – weil er vielleicht noch die Fahrt nach München antreten will, wenn sich bei ihm noch eine Überraschung abzeichnen sollte. Später stellt sich heraus: Er hätte sich einen Wein gönnen können. Zu den Landes-Auszählungen sagt Ebner: „Wir müssen zu unseren ökologischen Themen zurück. Das ist mein Ergebnis aus der Wahlkampfrückschau.“ Immerhin munden die italienischen Fleisch-Gerichte. „Wir haben heute keinen Veggie-Day“, scherzt Stefan Walter.

Locker ist die Stimmung im Kinofoyer bei der Wahlparty der Freien Wähler, wo etwa ein Dutzend Mitstreiter um Direktkandidat Peter von der Grün bei Salzstangen, Pizza und Flaschenbier mit und ohne Prozente die Wahlergebnisse auf drei Flachbildfernsehern verfolgt. Die landesweiten Ergebnisse hätten die Freude ein bisschen gebremst, räumt der 40-Jährige ein. „Aber die Freien Wähler haben sich im Landtag zumindest etabliert“, findet er. Sissy Schafferhans feixt und macht Stimmung. Florian Herold hält derweil per Smartphone den heißen Draht zum Landratsamt – doch auf Ergebnisse wartet er lange Zeit vergebens. „15 Prozent plus X“ würde er sich wünschen, meint von der Grün. Da klingelt das Handy. Es ist 19.42 Uhr: Ernst Gebert, Bürgermeister der Heimatgemeinde des FW-Landtagsdirektkandidaten, teilt ihm die Erststimmen-Zahlen aus Rennertshofen mit: 57 Prozent für Horst Seehofer, 22 Prozent für Peter von der Grün . . . Weiter kommt er gar nicht mehr. Seine Weggefährten jubeln, von Ehefrau Silke gibt’s ein dickes Bussi. Er sei der jüngste aller Direktkandidaten im Stimmkreis gewesen. Das habe ihm vielleicht auch einen Bonus eingebracht, meint der Bertoldsheimer. Neuburgs ehemaliger OB Günter Huniar klopft ihm beim Gehen voller Anerkennung auf die Schulter: „Respekt, dass und wie Du das gemacht hast.“

Bei der SPD wird es gegen 19.30 Uhr plötzlich mucksmäuschenstill. Horst Winters Handy klingelt, rund 25 Freunde, Familienmitglieder und Parteikollegen lassen ihren Direktkandidaten nicht aus den Augen. Fehlalarm, es gibt noch kein Ergebnis. Alles ist vorbereitet für eine große Wahlparty. Salzstangen, Häppchen, Pils und die Gebäck-Törtchen, von denen Winter im Wahlkampf rund 1000 Stück unter die Bürger gebracht hat. Der Direktkandidat und seine Unterstützer lassen es sich schmecken – bis ihnen das Ergebnis den Appetit verdirbt. Winter hat sich 23 Prozent gewünscht, davon ist er weit entfernt. Bange Blicke, immer wieder werden die Zahlen aus den einzelnen Gemeinden überprüft. Das Ergebnis ändert sich nicht mehr entscheidend, feiern dürfen an diesem Abend andere.