Neuburg
"Es hat sich nie jemand bedankt"

Ministerpräsident Horst Seehofer sieht Monstertrassen als beerdigt - Bei der Energiewende setzt er auf Kontingente

04.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:07 Uhr

Für die Gegner der umstrittenen Gleichstromtrassen war Ministerpräsident Horst Seehofer der Hoffnungsträger. Wie hier 2014 in Neuburg, versprach er, die Trassen würden so nicht kommen.

Neuburg (DK) Beim Stichwort Stromtrassen setzt Horst Seehofer ein gütiges Lächeln auf. "Ich habe Wort gehalten. Die Monstertrasse ist tot. Aber es hat sich nie jemand bedankt", sagt der Ministerpräsident. Im Gespräch mit dem DONAUKURIER schildert er seine Pläne für die Energiewende.

Als Schutzpatron gegen alle Arten von Monstermasten hatten sich die Gegner des Bundesprojektes 2014 Horst Seehofer auserkoren. Ob in Neuburg, Rennertshofen oder Burgheim: "Unser Horst", wie man ihn verschwörerisch nannte, würde es schon richten. In Bergen kündigte Ortsurgestein Otto Egen sogar an, für ihn zu beten. Und der Hoffnungsträger gab ein Versprechen ab: Die Riesentrasse werde in dieser Form nicht kommen. Das ist zwei Jahre her.

Und heute? "Die Trasse ist vom Tisch. Das ist Gesetz", sagt Seehofer. Das Bundesbedarfsplangesetz hat alle legislativen Hürden genommen: Neue Zielpunkte, Vorrang von Erdverkabelung, Ausbau entlang vorhandener Infrastruktur. "Kein St.-Floriansprinzip", betont der Ministerpräsident. Es sei beeindruckend gewesen, zu sehen, wie tief die Trassenpläne die Bürger bewegt hätten, wie sich der Widerstand formiert habe. Zum ausgebliebenen Dankeschön sagt Seehofer, es brauche schon mehr, dass er beleidigt sei. Dann setzt Schutzpatron Horst wieder dieses gütige Lächeln auf.

Die Bürgerinitiativen gegen die Trassenpläne haben in der Zwischenzeit einen Aderlass hinter sich. Bei Infoabenden wie kürzlich in Niederschönenfeld muss niemand mehr stehen, viele Stühle bleiben leer. Die Luft ist raus. Nur der harte Kern der Aktivisten ist weiter engagiert. Dahinter steht die Solidarität mit anderen Regionen, die Leitungen bekommen werden, ob oberirdisch oder vergraben. Aber dahinter steht auch der Kampf für eine - wie es die BIs ausdrücken - "echte Energiewende". Dezentrale Stromproduktion, regenerative Energien und Speichersysteme sind ihre Kernanliegen.

Und wie sieht der Ministerpräsident die Energiewende? "Die ist gut unterwegs, wirklich gut. Wir gehen auf 40 Prozent regenerative Energie zu", antwortet Seehofer. Nun müsse man schauen, dass die erneuerbaren Energien in Deutschland auch fair verteilt werden. Zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und seiner Energieministerin Ilse Aigner arbeite er deshalb an "Kontingenten oder Quoten", damit die Produktionsstätten gleichmäßig im ganzen Land angesiedelt werden. "Dann brauchen wir keine Riesentrassen", schlussfolgert der Ministerpräsident. Sein Ziel sei es, diese Kontingente und Quoten in eine Koalitionsvereinbarung zu gießen.

Auch Wege zur konkreten Umsetzung skizziert Seehofer im Gespräch mit dem DONAUKURIER: Windräder sieht er demnach nicht als Königsweg. "Die 10-H-Regelung ist ein Segen." Statt der "Spargelstangen" setzt er eher auf Photovoltaik - entlang der Autobahnen etwa. Auch müsse man überlegen, ob man die Anlagen nicht auch auf Flächen zulasse, wo die Bonität - die Leistungsfähigkeit und Qualität eines Standortes zur Produktion von Biomasse - nicht so hoch sei. Hier gelte es, eine Bonitätszahl festzulegen.