Neuburg
Zu provokant für ein Café

Nach Kundenbeschwerden: Der Neuburger Künstler Peter Schiele muss seine Gemälde im Bistro abhängen

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Entspannt seinen Kaffee schlürfen, während die "Götter in Weiß" im Hintergrund das Leben eines Patienten auskarteln? Einige Kunden haben sich über die Bilder beschwert. Diese beiden Herren nicht.

Neuburg (DK) Zu brutal, zu düster, zu provokant: Der Neuburger Künstler Peter Schiele muss seine Gemälde vor Ausstellungsende im Bistro "Break Time" abhängen. Inhaberin Gerda Engl zieht schweren Herzens die Notbremse, nachdem sich Kunden über die harten Bilder beschwert hatten.

Das Portrait eines krebskranken Kindes, der Kopf kahl, der Blick gesenkt, die Augen voller Tränen. Handwerklich stark, aber harte Kost. Dabei sollen hier doch Süßwaren verkauft werden.

"Fürs Entspannen bei einer Tasse Kaffee sind die Bilder einfach zu Hardcore", sagt Gerda Engl, die Inhaberin des Bistros "Break Time" in der Färberstraße in Neuburg. Ihr ist wichtig, nicht falsch verstanden zu werden: "Die Bilder sind super. Sie haben Hintergrund, wo man sich seine Gedanken machen muss." Aber: "Die Gäste sagen, ihnen sind die zu hart. Und ich merke, dass weniger Leute kommen." Deshalb hat Engl nun die Notbremse gezogen und den Neuburger Künstler Peter Schiele (Foto) gebeten, seine Ölgemälde am Samstag abzuhängen - einen Monat vor dem avisierten Ausstellungsende.

"Die Bilder sind provokant, vielleicht ist das auch ein bisschen zu viel für die Leute, die wollen beim Kaffeetrinken nicht damit konfrontiert sein", räumt Schiele, Mitglied in der Künstlergruppe Dar-Bi-Ku-Lit-Mus und im Kunstkreis, ein. Schon bei vorherigen Ausstellungen, etwa im Neuburger Bücherturm, musste er einzelne Werke vorzeitig austauschen. Auch hier hatten sich Besucher gestört gefühlt - weil auf dem Gemälde Gott und Satan alias "Götter in Weiß" im Krankenhaus das Schicksal eines Patienten auskarteln. Das Skandalöse allein scheint Schiele aber nicht als Kriterium für seine Motive zu sehen - eher die Realität. "Ich suche mir schon Themen, wo es anstößig und zweideutig wird, will den Finger in die Wunde stecken", sagt der technische Verwaltungsangestellte, der sich das Malen autodidaktisch angeeignet hat. "Was mich an der Welt stört, das male ich dann", erklärt der 47-Jährige. "Und leider gibt es in der Welt derzeit sehr viel, das ich malen müsste." Ein dicker, weißer Säugling hängt an der Brust einer ausgemergelten, dunkelhäutigen Frau. "Nimmersatt (Weißer Mann)" hat Schiele das Bild genannt. "Ich finde das gut, so ist es eben auf der Welt", sagt ein Gast im Bistro.

Am Samstagvormittag nimmt Schiele seine Bilder wieder mit. Sie sollen bei Veranstaltungen von Dar-Bi-Ku-Lit-Mus zu sehen sein. Mal sehen, wie lange.