Neuburg
"Wie werde ich glücklich"

Der Philosophie-Professor Michael Bordt gibt Antworten bei einer Lesung

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Michael Bordt ist Professor an der Hochschule für Philosophie in München. - Foto: Hamp

Neuburg (DK) "So ist mein Leben schön": Wie kommt man dazu, das zu sagen, auch wenn man gerade mal unzufrieden ist? Michael Bordt, Professor an der Hochschule für Philosophie in München, gab in der Neuburger Buchhandlung Rupprecht vor etwa 35 Besuchern seine Antwort darauf.

Die Finanzkrise, die vor etwa acht Jahren die Welt schüttelte, verunsicherte auch die Manager von BMW in München. Die Firmenleitung engagierte daher Bordt, der mit den Führungskräften der Firma ein Seminar absolvierte, das diese Leute persönlich stabiler machen sollte. Wer mit seinem Leben zufrieden, vielleicht sogar glücklich ist, der ist auch in Stress-Situationen gelassener. Dies gelte aber nicht nur für Manager, das gelte für jeden Menschen.

Mit der Frage "Wie werde ich glücklich" geht die Philosophie seit Sokrates, also seit etwa zweieinhalbtausend Jahren um. Eine wichtige Grundlage, so der Professor, sei ein stimmiges Fundament in Beziehungen; zwischen Lebenspartnern, aber auch mit anderen Menschen oder auch mit seinem Beruf. Jeder Mensch solle sich fragen: Wie ticke ich? Ist es richtig, was ich mache? Was ist für mich wertvoll? "Ein Beispiel: Ist es mir wichtiger, am Sonntag lange schlafen zu können, oder will ich lieber spazieren gehen", erklärte der Professor. Doch solle man dabei nicht stehen bleiben, sondern nach dem Warum fragen. Warum ist mir dies und das wichtig? So entstehe eine Wertepyramide, die eine Struktur in unsere Wünsche bringe. Die aber seien es, die letztlich den Menschen antreiben, etwas zu tun oder nicht zu tun. Stelle man dabei fest, dass man etwas falsch mache, dann könne man das ändern. Also spazieren gehen statt schlafen - oder andersrum. Das ginge noch relativ einfach. Die falschen Werte an der Spitze umzustellen, sei deutlich schwieriger. Dabei könne man aber leicht die falschen Wünsche an der Spitze der Wertepyramide haben. Was sind die wichtigsten Werte? Geld, Gesundheit, Beliebtheit? Sie führen nicht ohne Weiteres dazu, sich im Leben wohl und glücklich zu fühlen. Geld ist nur ein Mittel. Was ich damit mache, ist wichtiger. Gesundheit ebenso. Der Philosoph Adorno habe einmal gesagt: "Was nützt Gesundheit, wenn man doof ist" Der Wunsch, beliebt zu sein, könne sogar zum Verlust seiner eigenen Persönlichkeit führen; nämlich wenn man allen immer alles recht machen möchte, nur um nicht anzuecken.

Was also sind sinnvolle oberste Ziele? Bordt nannte drei Bereiche: Zuerst wichtig sei die richtige Beziehung zu Menschen. Stimmt das Fundament zum Partner, dann kann diese Beziehung auch mal Meinungsverschiedenheiten, Streit, ja sogar Krisen aushalten, ohne zu zerbrechen. Stimmt es nicht, dann nervt jede Kleinigkeit, wie Bordt erläuterte. Auch in Freundschaften müsse die Grundlage stimmen. In Nigeria zum Beispiel sei der Clan bedeutender als die Familie. Frauen könnten übrigens Freundschaften besser organisieren als Männer. Zum zweiten sei es wichtig, dass die Arbeit, das Handeln Sinn habe. Die BMW-Manager etwa sollten sich fragen, ob die Welt noch mehr Autos brauche und wenn ja, welche, ob ihr Tun also sinnvoll sei. Aber nicht nur sie, jeder Mensch müsse sein Handeln nach dem Sinn hinterfragen. Und drittens sei die persönliche Autonomie, die Selbstbestimmung sehr wichtig. Alles, was man unternehme, müsse man tun, weil man es selber für wichtig, für sinnvoll hält. Trotzdem spiele es dabei aber eine große Rolle, dass das eigene Tun anderen nicht schadet, ja ihnen möglichst nützt. Das steigere das persönliche Selbstwertgefühl.

Wer diese drei obersten Werte beachte, der entwickle einen starken Charakter, der lebe gerne und entwickle auch Dankbarkeit gegenüber dem Leben. Das Leben sei dann gelungen.