Neuburg
"Wer will nicht sein eigener Chef sein"

Mit 21 Jahren in die Selbstständigkeit - Ein Gespräch mit Daniel Koch über seinen Weg und seine Ziele

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Foto: DK

Neuburg (rve) Daniel Koch ist erst 21 Jahre alt und schon ein Jahr mit seiner Firma "Your Website Vision" selbstständig. Er beschäftigt sich mit allem, was mit Werbung zu tun hat. Hauptsächlich entwirft er Internetseiten. Er möchte seinen Kunden aber möglichst alles bieten - er kümmert sich auch um Flyer oder Visitenkarten.

 

Daniel, braucht man viel Mut, um sich selbstständig zu machen?

Daniel Koch: Ja, eigentlich schon. Ich hatte ein bisschen eine angenehmere Situation, weil ich ja quasi noch daheim lebe und daher weniger Ausgaben habe. Deswegen war es bei mir nicht so ein krasser Schritt, aber klar, man darf nicht wirklich Angst haben, dass es schief geht, sondern es einfach machen.

 

Hattest Du trotzdem Angst, dass es schief geht?

Koch: (lacht) Natürlich! Gut, man hat relativ gute Förderungen von der Arbeitsagentur, quasi ein Gründerzuschuss, der die Angst etwas nimmt, weil man einfach ein bisschen finanziell abgesichert ist. Aber klar, die Angst ist immer da.

 

Warum wolltest Du dich selbstständig machen?

Koch: Wer will nicht sein eigener Chef sein? Wer will nicht seine Urlaubsanträge selber ausfüllen? Nein, Quatsch. Man hat natürlich, wenn man selbstständig ist, irgendwie auch so ein bisschen Luft nach oben. Das heißt, wenn ich jetzt im Endeffekt drei Stunden länger im Büro bleib', dann macht sich das normalerweise auch auf dem Kontoauszug bemerkbar. Es hat natürlich auch alles seine Vorzüge, wenn man sein eigener Chef ist.

 

Wie ist das mit der Disziplin, wenn man sein eigener Chef ist?

Koch: Die Frage ist fies. Ja, man braucht Disziplin. Das Problem ist - deshalb habe ich jetzt auch ein eigenes Büro - dass es von daheim aus nicht so gut funktioniert, weil die Disziplin einfach nicht da ist. Wenn man aber ins Büro fährt, dann funktioniert das eher schon wie bei einer ganz normalen Arbeitsstelle. Man ist einfach zu einer gewissen Zeit im Büro und fährt zu einer gewissen Zeit wieder heim und dadurch fällt es leichter. Aber grundsätzlich ja, wenn man sich aussuchen kann, wann man in die Arbeit geht, ist es etwas schwierig, dass man sich dann nicht zu viele Freiheiten gibt.

 

Woher hast Du die Kenntnisse dafür?

Koch: Ich hab' eine Ausbildung gemacht zum Fachinformatiker in Anwendungsentwicklung. Das ist quasi so eine Programmiererausbildung. Die hab' ich abgeschlossen, hab' dann zwei Jahre auch in Neuburg gearbeitet, also Berufserfahrung gesammelt. Ist jetzt nicht so wahnsinnig viel, aber dadurch habe ich die Kenntnisse erlangt. Aber privat hab' ich natürlich auch viel gemacht.

 

Wie finanzierst Du dich?

Koch: Grundsätzlich hab' ich das selber aufgebaut. Klar gibt's einen Gründerzuschuss, der nennt sich Existenzgründerzuschuss, bei der Arbeitsagentur, das kann man da auch auf jeden Fall beantragen. Selbst hab' ich den auch genutzt und das ist auch eine super Unterstützung. Das ist dafür, um sich selbstständig zu machen, da hat man erst einmal eine finanzielle Unabhängigkeit. Genutzt habe ich den Zuschuss für die Krankenversicherung, diverse Anschaffungen wie Büromöbel oder einen Bildschirm und für Lebenserhaltungskosten. Das ist aber auch nur für eine begrenzte Zeit und man muss aufpassen, dass man die Zeit nicht einfach nur rumsitzt, sondern in der Zeit wirklich sein business aufbaut.

 

Wie bekommst Du deine Kunden? Machst Du Werbung?

Koch: So ziemlich alle Kunden, würde ich jetzt mal behaupten, sind Mund-zu-Mund-Propaganda. Also der eine Kunde erzählt dem anderen, dass es bei mir gut funktioniert hat, das funktioniert eigentlich ausschließlich so. Ganz wenig über das Internet, was eigentlich komisch ist. Aber das allermeiste sind einfach zufriedene Kunden, die einen weiterempfehlen. Werbung mache ich grundsätzlich ganz wenig, ich schalte jetzt nirgends eine Anzeige oder so.

 

Was muss bürokratietechnisch alles erledigt werden?

Koch: (lacht) Viel zu viel. Ich hab' mich am Anfang nicht wirklich mit der Materie ausgekannt und gerade in den ersten Wochen bekommt man so viele Briefe wie sonst nie im ganzen Jahr. Aber wenn man dann mal durch ist, geht's eigentlich ganz gut. Man muss die Gewerbeanmeldungen machen, dann will das Finanzamt auch noch wissen, was man genau vorhat, sämtliche Versicherungen, Berufshaftpflichtversicherung und so weiter. Dann braucht man ja auch Räume, ich hab' ein Büro angemietet, das muss alles erledigt werden, da braucht man dann auch Versicherungen und so weiter. Das ist alles ja... sehr bürokratisch, sag ich mal.

 

Hast Du Seminare belegt?

Koch: Ein Existenzgründungscoaching hab' ich nicht belegt, nein. Ich hatte gute Leute, die sich schon selbstständig gemacht haben, wie ein Steuerberater und so weiter, die mich tatkräftig unterstützt haben. Aber ein richtiges Coaching hatte ich nicht, nein.

 

Wie läuft es finanziell?

Koch: (lacht) Ich überlebe. Ja, das kann man eigentlich schon so sagen. Ich überlebe und bin jetzt auch unabhängig vom Gründerzuschuss. Ich hab' auch Büroräume angemietet, es läuft regelmäßig gut.

 

Wie stellst Du dir die Zukunft vor, was wünscht Du dir?

Koch: Wir haben jetzt aktuell eine Bürogemeinschaft mit drei Leuten. Das heißt, ich hab' sowohl eine Grafikerin als auch eine Projektmanagerin und Texterin an der Hand. Dadurch sind Mitarbeiter gerade nicht so das Thema. Aber klar, in Zukunft, man weiß nie, wie's klappt. Grundsätzlich bin ich für alles offen, möglichst groß zu werden. Aber gerade können wir das alles ganz gut stemmen. Die zwei, mit denen ich zusammenarbeite, sind nicht bei mir angestellt, sondern haben ihre eigenen Kunden. Wir arbeiten bei vielen, aber nicht allen Projekten zusammen. Sie stellen mir ganz normal Rechnungen und ich beauftrage sie.

 

Was muss man deiner Meinung nach mitbringen, um selbstständig zu werden?

Koch: Man muss ein bisschen kommunikativ sein, das heißt, man muss viel reden können. Einigermaßen höflich sollte man sein und ein bisschen Mut gehört einfach auch dazu. Es gibt nicht viele, die jetzt meinen, sich in meinem Alter selbstständig machen zu müssen. Es gibt bestimmt auch Gründe dafür, warum das so ist. Grundsätzlich probieren kann man es immer, aber klar, man muss auch einfach der Typ dafür sein. Der Typ dafür, dass man am Anfang des Monats nicht immer das Gleiche hat, sondern man muss sich einfach auch ein bisschen durch die Monate kämpfen, gerade am Anfang.

 

Was rätst Du jungen Leuten, die selbstständig arbeiten wollen?

Koch: Das werde ich relativ oft gefragt. Bei mir gibt's immer die Standardantwort. Ich finde es ganz wichtig, dass man so eine Art Mentor hat. Also jemand, der sich schon selbstständig gemacht hat. Oder einen guten Steuerberater oder was auch immer, der einem durch die Bürokratie hilft und es auch einfach ein bisschen versteht, was es heißt, sich selbstständig zu machen. Der auch immer mal wieder motiviert, wenn's gerade nicht so läuft. Sowas ist einfach ganz wichtig, dass man jemanden hat, den man immer anrufen kann, wenn man Fragen hat und der die ganzen Schritte schon mal gemacht hat. Man soll sich das alles nicht zu leicht vorstellen, aber wenn man die Motivation und den Mut hat, ist es zu schaffen!

Die Fragen stellte Verena Reißner.