Neuburg
Weniger Demokratie wagen

"Männer brauchen Grenzen" im Stadttheater: Intelligentes Musikkabarett mit Mehrwert

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Ob mit Geige, Ukulele oder singend: Tina Teubner (links) begeistert musikalisch ebenso wie mit messerscharf-intelligenten Texten. Ben Süverkrüp behauptet sich charmant-freundlich und lässt die Männer gar nicht so schlecht aussehen. - Fotos: Hammerl

Neuburg (DK) Wer gedacht hat, er kenne schon alle Nuancen des ewig jungen Geschlechterkampf, der ist am Mittwoch im Stadttheater angenehm überrascht worden. Musikkabarettistin Tina Teubner ist eine eigene Klasse für sich in einem Genre, das leicht Gefahr läuft, zu platt daherzukommen.

Nicht aber bei Teubner, die mit klangintensiver Chansonstimme dazu aufruft, weniger Demokratie zu wagen und fest davon überzeugt ist, dass Männer Grenzen brauchen. Dazu hat sie einen Erziehungsratgeber geschrieben. "Männer brauchen Grenzen" lautet auch der Titel ihres Kabarettprogramms, dessen Quintessenzen die "alleinerziehende Ehefrau" laut eigener Aussage am eigenen Mann erprobt hat. Der tue manchmal so, "als ob seine Ehe mit mir ein Fall für Amnesty International sei", verrät sie und betont, dass alles, was sie von sich gebe "immer nur gut gemeint" sei. Schon die Geschichte zeige, "dass sich ein Mann nur dann als Mann fühlt, wenn er eine Grenze hat, die er salopp verschieben kann".

Bevor sie richtig loslegt, begrüßt sie zunächst einmal alle Männer, die so viel Humor haben, ihr vor die Augen zu treten. Es sind tatsächlich überraschend viele im voll besetzten Stadttheater. Ihr Mut wird belohnt, die studierte Geigerin, die zwischendurch auch eine Kostprobe ihres Könnens gibt, hat zwar eine scharfe Zunge und beherrscht genialen Wortwitz, betreibt aber keineswegs Männer-Bashing. "Ich präferiere keine bestimmten Lebensformen", erklärt sie. Nur der Einfachheit halber spricht sie von Mann und Frau, was aber "nicht biologisch gemeint ist, sondern nur eine Metapher für Gefühlslagen". Einfachheitshalber ordnet sie alle guten Eigenschaften der Frau zu, "und alle negativen den anderen". Schließlich soll es lustig sein - und Männer sollen auch etwas verstehen.

Weil es mit Kindern in der Erziehung meistens rund läuft, mit Männern dagegen eher eckig, ist sie zum Schluss gekommen, "was fürs Kind gut ist, muss auch für Männer gut sein". Also rät sie Ehefrauen grundsätzlich zu klaren Ansagen, wie "das ist nicht deine Frau - lass die Finger von der".

Immer wieder mischt sich Ben Süverkrüp ins Geschehen. In ihrem Pianisten hat Teubner einen genialen Partner gefunden, der nicht nur ausgezeichnet Klavier spielt, sondern auch schauspielerisch punktet. Mal mimt er die Rolle des guterzogenen Mannes, mal gibt er ihr dezent Kontra, immer aber ergänzt sein unaufgeregt freundliches Auftreten ihren Part. "Warum schafft ihr Männer euch eigentlich Frauen an, wenn ihr so gerne allein seid und eure Ruhe haben wollt", fragt sie ihn. Was er lakonisch beantwortet: "Ruhe ist nur dann schön, wenn jemand da ist, der sie stören könnte." Geniale Geister vergangener Zeiten hätten ihre Werke nur beenden können, weil ihre Zimmertür zu geblieben sei, lautet seine These, die er eindrucksvoll mit einem Potpourri barocker und klassischer Werke von Mozart, Beethoven und Bach sowie Chopin unterlegt, in die er fremde Takte einstreut, unter anderem "Rosamunde, schenk mir dein Sparkassenbuch" in Mozarts Nachtmusik, oder "das Wandern ist des Müllers Lust" in Bachs "O Haupt voll Blut und Wunden". Welche Probleme Bens Ehe gelöst habe? "Die, die ich vorher noch nicht hatte."

Ein wunderbar heiterer Abend mit einer sympathischen Künstlerin, die einerseits herzhaft lachen lässt, andererseits zum Nachdenken anregt, denn Teubners Aufruf zum Glück, das eigene Leben zu gestalten und nicht darauf zu warten, dass eine bessere Zukunft von alleine anklopft, kommt absolut authentisch rüber. Intelligentes Musikkabarett mit Mehrwert, ließe sich zusammenfassend sagen.