Neuburg
Wendiges Manöver gegen Bürokratie

Bei Posse um TÜV und Führerschein für Zillenfahrten der Fischerstecher ist Lösung in Sicht

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Pompöser Einzug der Fischerstecher in Neuburg: Damit die Vereine ihre Zillenfahrten weiter anbieten können, müssen sie künftig wohl auf Kurzzeitmitgliedschaften zurückgreifen. Rundfahrten dürfen nämlich nicht als Fahrgastbeförderung gelten, sonst droht Ungemach. ‹ŒArch - foto: Schanz

Neuburg/Stepperg (DK) Es war die Lachnummer des Sommers: Für Zillenfahrten forderte die Bürokratie plötzlich TÜV und Führerschein. Der Ärger bei den Neuburger Fischergasslern und den Stepperger Fischerstechern war groß. Nun scheint eine Lösung in Sicht: Kurzzeitmitgliedschaften in den Vereinen.

Unter sich die sanft dahinfließende Donau, über sich nur den weißblauen Himmel: So eine Zillenfahrt könnte so schön sein. Doch wegen überbordender Bürokratie drohte das ganze Vorhaben im vergangenen Sommer zu kentern, als die Oberste Baubehörde aus heiterem Himmel den Neuburger und Stepperger Zillenfahrern einen Schuss vor den Bug setzte.

Plötzlich wurden die Schipperfahrten der Fahrgastschifffahrt zugeordnet - was eine TÜV-Prüfung für die Holzboote und einen Führerschein für die Ruderer bedeutet hätte (wir berichteten). Neben dem bürokratischen Aufwand schreckten die Fischergassler und Fischerstecher besonders vor den Kosten zurück, die damit einhergehen würden. Die Zillenfahrten - die gutes Geld in die Kassen für das Fischergasslerfest und das Antonibergfest spülten - standen vor dem Aus.

Entsprechend groß war der Unmut in den Vereinen: "Da hat es immer geheißen, die Vereine sind so wichtig und unverzichtbar und dann kriegt man einen Tritt in den A . . ." schimpft Anton Riedl, der Vorsitzende der Stepperger Fischerstecher, noch heute darüber. Auch die Neuburger Fischergassler ärgerten sich.

Vereinsmitglied und Grünen-Kreisrat Theo Walter suchte als Jurist nach einer Lösung, zusammen mit dem Landratsamt, das die Verordnung von oben durchsetzten musste, und dem stellvertretenden Landrat Alois Rauscher (CSU). Nun scheint eine Lösung gefunden. Sie heißt: Kurzzeitmitgliedschaft.

"Das Landratsamt hat signalisiert, eine zeitliche Mitgliedschaft für die Fahrtteilnehmer zu akzeptieren", erklärt Walter. Diese Schnuppermitgliedschaften sollen zwischen einem Tag und vier Wochen laufen. Der Vorteil: Für Vereinsmitglieder auf den Zillen gelten die strengen Beförderungsrichtlinien nicht. "Damit wären der TÜV und der Führerschein vom Tisch", sagt Walter.

"Grundsätzlich ist so ein Vorgehen möglich", bestätigt Thomas Assenbrunner, der Pressesprecher am Landratsamt. Allerdings müsste noch die genaue Formulierung ausgearbeitet werden. "Die neue Lösung muss klarmachen, dass es keine Fahrgastbeförderung ist."

Erleichtert zeigt sich der stellvertretende Landrat: "Es schaut gut aus", sagt Rauscher und dankt besonders Theo Walter für sein Engagement und den Fischergasslern für ihre konstruktive Mithilfe. Rauscher räumt aber ein: "Die Lösung, die wir da wählen, ist aber eine Krücke. Ein kreatives Verwaltungshandeln, sag ich mal so." Eigentlich sollten die Vorgaben von oben einfacher gestrickt sein, kritisiert er. "Wir warten jetzt, ob die Fischergassler dieses Vorgehen für gangbar halten", sagt er. Die Stepperger wollen es ähnlich halten und "die Fahrten nur für Mitglieder anbieten", wie Riedl sagt.

Dann ist es für alle Seiten das beste, wenn sich die Wogen wieder glätten.