Neuburg
Von Fröschen und Schlauchbooten

Beim 22. Leseabend "Kontraste" treten Sissy Schafferhans, Waltraud Götz und Jürgen Zapf auf

04.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:06 Uhr

Gut drauf trotz bevorstehender Hüft-OP war Sissy Schafferhans, die das Publikum an ihrer Vorfreude teilhaben ließ. Jürgen Zapf schlug sich nicht nur mit Politikern, sondern auch Umzugskartons herum und Waltraud Götz erheiterte mit Schmunzelgeschichten in bewährter Manier (v.l.) - Fotos: Hammerl

Neuburg (DK) Weit mehr als nur Pausenfüller, wie Bandleader Rudi Kerl behauptete, war die Band Cloud Seven, die dem 22. Leseabend "Kontraste" in Birdland Schwung und Rhythmus verlieh. Waltraud Götz und Sissy Schafferhans erheiterten ihr Publikum, Diakon Jürgen Zapf berührte mehrmals peinlich.

Auf die Suche nach dem Richtigen machte sich Schafferhans. Oder muss es richtigerweise "das Richtige" heißen? Einen Frosch zum Küssen hatte sie gleich mitgebracht, aus Keramik allerdings und die Probe aufs Exempel ersparte sie sich auch, denn entweder bleibe der Frosch glitschig oder es gäbe eine Explosion, der Prinz stünde da und "dann wär's ein Märchen". Wobei wandelbar wie ein Chamäleon seien die Männer schon, aber nur zu Beginn, in der rosaroten Zeit einer Beziehung, die Schafferhans in wohl gewählten Worten humorvoll zu schildern wusste, wenn sie vom Ritter in glänzender Rüstung auf weißem Pferd schwärmte. Ein bisschen Politik darf auch sein. So bekam die Stadt ihr Fett weg, weil ihr zu Allerheiligen, wenn die Gräber mit Kränzen und Gestecken geschmückt werden, nichts Praxisnäheres einfiel als zum Parken die Schlösslwiese zu empfehlen. Und dann war da noch im offensichtlich weniger fortschrittlichen Neuburg ein Frauenverein, der seit 40 Jahren bestehe und sich heute noch aufrege, wenn ein Mädel im Bikini auf einem Plakat gezeigt werden solle. "Wie gut, dass wir den Verein haben, sonst wüssten wir nicht, wie wir Ostereier bemalen sollten", schob Schafferhans noch nach, ehe sie sich herrlich selbstironisch mit ihrer bevorstehenden Hüft-OP auseinandersetzte. "Ich werde wertvoll, das Gelenk ist aus Titan", war nur eins von vielen Mutmach-Argumenten. Köstlich auch das Geplänkel mit der akademisch gebildeten Verwandtschaft, die so herrlich blödeln kann, dass Sissy es liebt, mit ihnen ins Restaurant zu gehen.

Wacker schlug sich "Miss Maxweiler", wie Zapf die Organisatorin des Leseabends, Waltraud Götz, ankündigte. Leicht sei es ja nicht, nach Sissy zu lesen, gestand sie ein. Wie immer hatte sie sich ihre Themen erst kurzfristig überlegt, und daher im Vorfeld das stets passende "Allerhand!" gewählt, um sich am Vorabend endlich hinzusetzen und es mit Leben zu füllen. Was ihr mühelos gelang. Schließlich passe es zu "Gammelkäse und Butterbrotpapier", dem Bayern tauge das Wort als Ausdruck ultimativer Entrüstung. Um auch mal etwas Positives zu finden, sinnierte sie über Allerhand, das sich einkaufen ließe. Nur dumm, wenn es im Supermarkt im entscheidenden Moment nicht mehr einfällt. Küchenpapier oder Schweizer Käse? Oliven oder Essiggurken? Wie gut, dass die bessere Hälfte später im Auto lächelnd die Antifaltencreme präsentiert.

Eine Kostprobe aus ihrem neuen Buch "So wia oiwei oder anders? - Weihnachtsgeschichten zum Schmunzeln und Sinnieren", in der es um elektronische oder klassische Weihnachtskarten ging, sowie ein älterer und aber immer noch zum Schmunzeln taugender Beitrag zum aktuellen Männertag beschlossen den Leseabend.

Den Auftakt hatte diesmal Zapf gemacht, der Auszüge aus seinem Solo-Programm zum Besten gab. Darin rät er seinen Zuhörern, mit der Merkel-typischen Handhaltung, die er "Pyramide der Macht" nennt, ins Bett zu gehen, dann stünden sie positiver gestimmt am Morgen auf. Was aber für Horst Seehofer nicht zuträfe, dem er das Wolfgang Ambros-Lied "Schaffnerlos" widmete. Zapf behauptete zu wissen, was Seehofer und Markus Söder dächten, wenn sie schlaflos im Bett lägen und gipfelte mit "In Leipzig liegt das Maschinengewehr der AfD im Bett und denkt an den Wahlabend in Berlin und Abfangjäger". In seinem Lied von Petrys knallweißen Schlauchboot, das er klatschend vom Publikum begleiten ließ, hieß es, ihr Schutzengel solle streiken, denn "ich möchte, dass ihr Kopf an einen Stein stößt".