Neuburg
Varroa und Viren raffen Bienen dahin

Imker setzen nach massiven Winterverlusten auf Neuaufbau Michael Tyroller neuer Kreischef

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Die Imker im Landkreis brauchen Nachwuchs, um ihr wichtiges Hobby aufrecht zu erhalten. Michael Birkmeir (rechts) hat jetzt das Amt des Kreisvorsitzenden nach 25 "Dienstjahren" weitergegeben. - Foto: r

Neuburg (r) Die Frühjahrskälte kommt den Imkern sehr ungelegen. Die Bienen fliegen nicht aus und die Königin kann kaum für Nachwuchs sorgen. Die bevorstehende Tracht braucht aber starke Völker, insbesondere nach den massiven Winterverlusten.

Von einem Massensterben zu sprechen, ist wohl übertrieben, aber der Bienentod im Winter 16/17 übertrifft leider alle vorausgegangenen Saisonen. Selbst Profi-Imker mussten Völker abschreiben, was eher selten vorkommt. Auch Michael Birkmeir, langjähriger Kreisvorsitzender der Imker, war betroffen. Der frühere Bestand von 2300 Völkern im Landkreis hat sich auf etwa 1800 dezimiert, möglicherweise sind die Verluste noch stärker.

Heinz Momberg aus Bittenbrunn hatte bisher die schlechten Nachrichten seiner Kollegen nicht immer nachvollziehen können. Aber in diesem Winter haben alle seine 16 Völker nicht überlebt. "Jetzt weiß ich, was das bedeutet", seufzt der Neuburger Imker. Mit einiger Mühe hat er sich Ersatz besorgt. Bienenvölker sind derzeit sehr begehrt.

Die Ursache des neuen Bienensterbens schreiben die Experten nicht alleine der Varroamilbe zu. Die Imker haben den Parasiten im Bienenstock wie immer intensiv mit Ameisen- und Oxalsäure in verschiedenen Anwendungen bekämpft. Trotzdem konnte sich die Milbe in etlichen Fällen festsetzen. Kommen weitere Belastungen über Viren und chemische Spritzmittel auf den Feldern dazu, bleibt den Bienen offenbar keine Überlebenschance.

Michael Birkmeir hält auch den späten Melicitose-Honig im Oktober (eventuell von Eichenblättern) für kontraproduktiv. Der schnell kandierende Honig bereitete den Insekten Probleme, zumal sie in dieser Zeit wenig Wasser aufnehmen konnten.

Mit "Reinzucht-Königinnen" versucht der Imkerverein jetzt, die Bestände aufzufrischen und zu vermehren. Die Königinnen werden von Fachstellen erworben und sollen - hochaktiv und friedliebend - fleißig für Nachwuchs in den "Ablegern" sorgen. Darüber hinaus bemühen sich die Zuchtstellen verstärkt um Resistenz gegen die Varroa-Milbe.

Hoffnungen setzen die Imkervereine Neuburg, Schrobenhausen, Hohenwart und Rennertshofen auch auf den eigenen Nachwuchs. In Neuburg sind wieder 15 Jungimker eingestiegen, sie pflegen mit Unterweisung der erfahrenen Kollegen jeweils ein Bienenvolk. In den Ortsvereinen und im Kreisverband sind derzeit etwa 250 Imker organisiert.

Der Kreisverband hat jetzt den lange angestrebten Generationswechsel vollzogen. Michael Birkmeir hat nach 25 Amtsjahren den Kreisvorsitz aufgegeben, die Generalversammlung wählte Michael Tyroller (43) aus Hörzhausen zum neuen Kreischef. Sein Stellvertreter ist Franz-Josef Wilken, der gleichzeitig den Neuburger Ortsverein führt und die Jungimker ausbildet.

Zentraler Treff bleibt das Haus im Moos in Kleinhohenried, dort sollen jährlich zwei Fortbildungstage mit externen Fachleuten stattfinden. Den Lehrbienenstand auf dem Donauwörther Berg in Neuburg wollen die Imker modernisieren und mit einem Zusatzbau ergänzen. Das Haus soll in Holzbauweise insbesondere für Vorträge und Jungimkerschulung entstehen. Mit 50 000 Euro Kosten und vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden rechnet die Imkervereinigung. Der Umweltpreisträger setzt natürlich auf Unterstützung durch die Stadt Neuburg und den Landkreis.