Neuburg
Unkonventionelle Virtuosen

Publikum entlässt die Perkussionisten von Two plus Two nicht ohne eine zweite Zugabe

03.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:29 Uhr

Perkussion vom Feinsten, mal klassisch, mal völlig unkonventionell schlagen, trommeln, klopfen die vier Schlagzeuger von Two plus Two durch eine atemberaubende Performance - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Sie sind die am meisten missverstandene Spezies, machen nur Krach, kommen stets zu spät und gelten als kindisch. Aber wenn die Schlagzeuger von Two plus Two zum Konzert bitten, ist das Stadttheater voll. Und das Publikum kann gar nicht genug bekommen.

Die Charakterisierung der Spezies Schlagzeuger, die nie die erste Geige spielen – und wenn, dann sind sie keine Schlagzeuger mehr - ist natürlich nicht ganz ernst gemeint. Sie stammt von Dominik Bockelt, der damit noch einmal zur Erheiterung des Publikums beiträgt – sofern das überhaupt noch nötig oder möglich ist. Denn das geht ohnehin bestens mit, klatscht, stampft auf Kommando der vier Akteure oder auch spontan, lacht herzhaft über deren unkonventionelle Art, aus allem, einfach allem, Musik zu machen – ob Umzugskartons, Basketbälle, Boomwhackers (Plastikröhren), Hocker, Zeitung oder schlicht mit Händen und Füßen wie bei Samba Life.

Natürlich beherrschen Christoph Hoffmann, Dominik Bockelt, Daniel Degmayr und Andreas Stemmer auch klassisches Schlagzeug sowie Marimbaphon, wie sie eingangs mit „Ghanaia“ von Matthias Schmitt oder „Funky Stuff“ von Eckhard Kopetzki, für das es schon zu früher Stunde Bravorufe und Pfiffe gibt, eindrucksvoll beweisen.

Die absoluten Renner aber sind die außergewöhnlichen Instrumente, zu denen auch die Stimmen des Quartetts gehören, die sie für die „Fuge aus der Geographie“ von Ernst Toch gekonnt einsetzen. Aus den Namen von Städten, Flüssen und Ländern entsteht ein Stakkato, das es in sich hat und die Zuschauer restlos fasziniert.

Auch die leisen Töne kommen nicht zu kurz. Perkussion kann sogar meditativ sein. Fast schon zärtlich perlen die Töne unter Hoffmanns Schlegeln aus dem Marimbafon, als er mit dem Preludio Nr. 1 die selbstironische Ansage Bockelts Lügen straft. Kinder, die sagen „Wenn ich erwachsen bin, werde ich Schlagzeuger“, müssten sich schon entscheiden – entweder oder. Die Interpretation des Preludios von Ney Rosauro fällt absolut erwachsen aus.

Purer Lebenslust frönend, kraftstrotzend, blödelnd, verspielt, ein bisschen verrückt, aber absolut hörens- und sehenswert schlagen, trommeln, klopfen, kämpfen sich die vier Ausnahmeperkussionisten durch den Plastikröhrenkrieg im Kreistanz mit Darth Vader (gespielt von Daniel Degmayr), erzählen Geschichten, meist vom spielerischen Wettkampf untereinander, arbeiten Schuhplattel-Elemente, Sepplhut und simple Sitzmöbel in eine Performance ein, die vom Hocker reißen würde, wenn die Konzertbesucher auf solchen säßen. Blackout heißt die mitreißende Eigenkomposition von Christoph Hoffmann, die im Dunkeln mit orangefarbenen und neongrünen Schlegeln gespielt wird. Angeblich wegen eines Druckfehlers. Die Noten seien nur im Schwarzlicht zu lesen, behauptet Ansager Bockelt, außerdem „ist es ganz gut für Sie, wenn Sie uns mal nicht sehen“. Für die erste Zugabe „Newspaper“ holen sich die vier jungen Männer weibliche Verstärkung. Schauspielerisches und musikalisches Talent beweist dabei Nachwuchsschlagzeugerin Judith Hubbauer.

Für die Jugendarbeit der Stadtkapelle sind die freiwilligen Spenden der Konzertbesucher bestimmt, die nach dem eintrittsfreien Konzert gesammelt werden, am Ende sind es 1800 Euro.

Ohne eine zweite Zugabe aber lässt das heftig applaudierende Publikum Two plus Two allerdings nicht gehen, und für das nächste Konzert sollte das Quartett vielleicht über einen zweiten Auftrittstermin nachdenken, denn die Plätze reichten schon diesmal nicht aus.