Neuburg
Trauriger Tod des kleinen Kronprinzen

Neuburg hat die Wittelsbacher-Galerie restaurieren lassen Alle Gemälde "identifiziert"

21.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Die Galerie glänzt wieder. Vor dem Bildnis von Maria Antonia Walpurgis, der Kurfürstinwitwe von Sachsen (links) erläutern Restauratorin Ines Grabner, Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und Margit Vonhof-Habermeyer (v.l.) die kleine städtische Sammlung. - Foto: r

Neuburg (r) Wer ins Rathaus muss, kommt an den bayerischen Königen nicht vorbei: Die Stadt Neuburg verfügt über eine kleine Bildersammlung mit Wittelsbacher Regenten und zeigt sie oberen Rathausfletz auch dauerhaft her. Nach fünf Jahren ist die Restaurierung jetzt abgeschlossen.

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs würdigten am Dienstag die Arbeit von Restauratorin Ines Grabner und von Stadtführerin Margit Vonhof-Habermeyer. Zug um Zug sind die Bilder gesäubert, restauriert und nach Bedarf konserviert worden. Die Stadt hat dafür 59 000 Euro ausgegeben, davon sind 25 500 Euro über Sponsoring und Patenschaften aufgebracht worden.

OB Bernhard Gmehling erinnerte an heftige Diskussionen, ob die Gemälde überhaupt im Rathaus verbleiben sollen. Jetzt sei man stolz auf die Galerie, "und Besucher im Rathaus sollen sie sich ansehen und nicht nur zum beschweren kommen."

Die 28 Bilder zeigen bayerische Adelige und Könige wie Ludwig I. Maximilian II. und IV., Karl II. und natürlich die Neuburger Herzogin Maria Amelie von Pfalz-Zweibrücken, die als letzte Vertreterin von Pfalz-Neuburg in der Residenz als Witwensitz die Stellung gehalten hatte. Die meisten der Ölgemälde im Rathaus hatte sie seinerzeit als eine Art Familienalbum erstellen lassen.

Bevor die Herzogin von Pfalz-Zweibrücken (1757-1831) ins Neuburger Schloss zog, war ihr Leben bestimmt von Flucht, ihrer Ehe mit einem Mann von zweifelhaftem Charakter - und dem Tod ihres einzigen Sohnes. In Neuburg richtete sie große Bälle aus, engagierte sich für wohltätige Zwecke und förderte - wie schon ihre Mutter - die schönen Künste. Am 20. April 1831 starb die Herzogin im Alter von 73 Jahren. Ihr Leichnam ruht in der Hofkirche.

Der "kleine Bilderschatz" im Rathaus, so Kulturamtschef Kathrin Jacobs, gleicht einem Streifzug durch die bayerische Geschichte. Die wiederentdeckte Galerie im Rathaus finde zunehmend Interesse von Historikern, was mehrere Anfragen auf Bilderwünsche von Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zeigten.

Wer es genau wissen will, kann sich gratis eine neue Broschüre mitnehmen, die Margit Vonhof-Habermeyer zusammen mit dem Kulturamt verfasst hat. Die Wiederentdeckung der Galerie könne man als Geburtstagsgeschenk für Herzogin Amelie sehen, die am 26. September 260 Jahre alt geworden wäre. Im übrigen seien vier Werke identifiziert und damit alle Bilder einem Zusammenhang zugewiesen worden - dem familiären Bestand von Herzogin Amalie. Ein besonders markantes Bild zeigt ein Baby, der Herzogin einziges Kind Karl-August Friedrich. Der geliebte Bub sei mit acht Jahren an Fieber gestorben, so Margit Vonhof-Habermeyer. Die Herzogin habe das Unglück kaum überwunden. Das Bildnis des kleinen Kronprinzen gilt als Besonderheit und ist soeben im Bayerischen Nationalmuseum gezeigt worden.